Aus: “Das Leben”, ISBN 978-1-4461-3277-7, ab Seite 371:
Sind wir lauter Maschine? — Wir wollen danach weiterforschen! — Indem wir uns zu dem Zweck erinnern, dass der magnetische Blutstrom und der hierdurch in den Nervensträngen erzeugte elektrische Induktionsstrom eine abweichende Bewegungsart an den Tag legen, insofern die Spiralfasern der Blutröhrenwandungen zu der Richtung des Blutstroms im rechten Winkel stehen: müssen wir in solchem komplementären Verhältnis, welches aus den sich kreuzenden Richtungen hervorgeht, eine überaus mächtige mechanische Antriebskraft anerkennen. Dies führt uns nun auf die Frage der Geschlechter, deren physikalische Gegensätzlichkeit unleugbar eine gegensätzliche Seelenbeschaffenheit bedingt. Eine weibliche Seele und eine männliche Seele sind wirklich Gegensätze, die eben darum notwendig zusammengehören. (Newton, der nicht vermählt war — was an seinem Leichnam konstatiert worden ist — verfiel dem Mystizismus.) Das weibliche und männliche Geschlecht sind eine Wiederholung des schöpferischen Meisterstücks, welches in seiner Einfachheit unsere ganze staunende Andacht erweckt. Das Meisterstück besteht darin, dass ein Ganzes in zwei Hälften geteilt ward und dass nun jede der Hälften ihre zugehörige entgegengesetzte Hälfte an sich zu ziehen trachtet. Daher das allgemeine sehnsüchtige Suchen und das beglückende Finden.
Es beruht darauf alle Bewegung und alles Leben. Hinsichtlich des Einflusses des Geschlechts auf die Seelenstimmung begnüge ich mich, darauf hinzuweisen, dass der physikalische und anatomische Unterschied zwischen Mann und Weib in der abgeänderten Richtung besteht, nach welcher die Keimdrüsen gelegen sind. Diese zweigen in einem Winkel von 90 Graden zur Wirbelsäule ab; beim Manne liegen sie dem Gehirn diametral gegenüber. Das gleiche Verhältnis eines Unterschiedes von 90 Graden in der Richtung zeigen die weiblichen Tubae Fallopii und die männlichen Vasa deferentia. Ein anderer wesentlicher anatomischer Unterschied zwischen Mann und Weib existiert nicht. Übrigens gibt es Individuen, die auf der einen Seite Männlein und auf der anderen Seite Fräulein sind. Zwei solcher Fälle wurden mir gebeichtet und gezeigt im Laufe des Zeitraums, da ich Apotheker war. Im Jahre 1879 ward ein gleichartiger Fall in Genf an einem daraufhin reisenden Individuum von Professor Zahn demonstriert. Man kann sich leicht vorstellen, dass und warum die wenigsten solcher Fälle öffentlich bekannt werden. Es gilt für eine Schande, nicht ausschließlich Mann oder Weib zu sein. Die meisten Individuen entdecken sich erst dann, wenn sie auf der Seite, wo sie Weib sind, abgeblüht haben — denn das Weib reift zuerst — und nun ihre männliche Eigenschaft hervortritt. Auf einen solchen Fall bezieht sich das, was von der historischen Persönlichkeit des Tiresias im dritten Buch von Ovid’s Metamorphosen berichtet wird. In seiner Jugend wusste dieser nicht, was er war. Die Tradition sagt metaphorisch: „er war mit Blindheit geschlagen“. Dann war er sieben Jahre lang Weib, von da ab wurde er Mann. Zuweilen gibt es auch Individuen, die weder Mann noch Weib sind, z.B. die Hypospaden, die an ihrer feinen, piependen Stimme kenntlich sind. Der Gegensatz dazu sind die Mannweiber, die von kriegerischer Natur sind. Ein Individuum letzterer Art, welche eine Schnittwarenhandlung besaß, aber die Rechnungen der Lieferanten nicht honorierte, war so gefürchtet, dass mir der Gerichtsbote klagte (in einer kleinen Stadt ist der Apotheker Beichtvater für Alles), er getraue sich mit den Zahlungsmandaten nicht in den Laden dieser Person; sie komme sogleich mit der Elle auf ihn los. Beweis genug, dass der Seelenzustand zur geschlechtlichen Verfassung in Beziehungen steht. Im Allgemeinen sind die Geschlechter getrennt; und das gefällt mir. Was wäre die Welt ohne solchen natürlichen Zwang, sich gegenseitig zu Gefallen zu leben? —
Sind wir lauter Maschine? — Wir wollen danach weiterforschen! — Indem wir uns zu dem Zweck erinnern, dass der magnetische Blutstrom und der hierdurch in den Nervensträngen erzeugte elektrische Induktionsstrom eine abweichende Bewegungsart an den Tag legen, insofern die Spiralfasern der Blutröhrenwandungen zu der Richtung des Blutstroms im rechten Winkel stehen: müssen wir in solchem komplementären Verhältnis, welches aus den sich kreuzenden Richtungen hervorgeht, eine überaus mächtige mechanische Antriebskraft anerkennen. Dies führt uns nun auf die Frage der Geschlechter, deren physikalische Gegensätzlichkeit unleugbar eine gegensätzliche Seelenbeschaffenheit bedingt. Eine weibliche Seele und eine männliche Seele sind wirklich Gegensätze, die eben darum notwendig zusammengehören. (Newton, der nicht vermählt war — was an seinem Leichnam konstatiert worden ist — verfiel dem Mystizismus.) Das weibliche und männliche Geschlecht sind eine Wiederholung des schöpferischen Meisterstücks, welches in seiner Einfachheit unsere ganze staunende Andacht erweckt. Das Meisterstück besteht darin, dass ein Ganzes in zwei Hälften geteilt ward und dass nun jede der Hälften ihre zugehörige entgegengesetzte Hälfte an sich zu ziehen trachtet. Daher das allgemeine sehnsüchtige Suchen und das beglückende Finden.
Es beruht darauf alle Bewegung und alles Leben. Hinsichtlich des Einflusses des Geschlechts auf die Seelenstimmung begnüge ich mich, darauf hinzuweisen, dass der physikalische und anatomische Unterschied zwischen Mann und Weib in der abgeänderten Richtung besteht, nach welcher die Keimdrüsen gelegen sind. Diese zweigen in einem Winkel von 90 Graden zur Wirbelsäule ab; beim Manne liegen sie dem Gehirn diametral gegenüber. Das gleiche Verhältnis eines Unterschiedes von 90 Graden in der Richtung zeigen die weiblichen Tubae Fallopii und die männlichen Vasa deferentia. Ein anderer wesentlicher anatomischer Unterschied zwischen Mann und Weib existiert nicht. Übrigens gibt es Individuen, die auf der einen Seite Männlein und auf der anderen Seite Fräulein sind. Zwei solcher Fälle wurden mir gebeichtet und gezeigt im Laufe des Zeitraums, da ich Apotheker war. Im Jahre 1879 ward ein gleichartiger Fall in Genf an einem daraufhin reisenden Individuum von Professor Zahn demonstriert. Man kann sich leicht vorstellen, dass und warum die wenigsten solcher Fälle öffentlich bekannt werden. Es gilt für eine Schande, nicht ausschließlich Mann oder Weib zu sein. Die meisten Individuen entdecken sich erst dann, wenn sie auf der Seite, wo sie Weib sind, abgeblüht haben — denn das Weib reift zuerst — und nun ihre männliche Eigenschaft hervortritt. Auf einen solchen Fall bezieht sich das, was von der historischen Persönlichkeit des Tiresias im dritten Buch von Ovid’s Metamorphosen berichtet wird. In seiner Jugend wusste dieser nicht, was er war. Die Tradition sagt metaphorisch: „er war mit Blindheit geschlagen“. Dann war er sieben Jahre lang Weib, von da ab wurde er Mann. Zuweilen gibt es auch Individuen, die weder Mann noch Weib sind, z.B. die Hypospaden, die an ihrer feinen, piependen Stimme kenntlich sind. Der Gegensatz dazu sind die Mannweiber, die von kriegerischer Natur sind. Ein Individuum letzterer Art, welche eine Schnittwarenhandlung besaß, aber die Rechnungen der Lieferanten nicht honorierte, war so gefürchtet, dass mir der Gerichtsbote klagte (in einer kleinen Stadt ist der Apotheker Beichtvater für Alles), er getraue sich mit den Zahlungsmandaten nicht in den Laden dieser Person; sie komme sogleich mit der Elle auf ihn los. Beweis genug, dass der Seelenzustand zur geschlechtlichen Verfassung in Beziehungen steht. Im Allgemeinen sind die Geschlechter getrennt; und das gefällt mir. Was wäre die Welt ohne solchen natürlichen Zwang, sich gegenseitig zu Gefallen zu leben? —
Fortsetzung folgt…
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