Viele Paare versuchen, sich im Laufe der Zeit immer ähnlicher zu werden. Sie versuchen sich, in ihren Interessen und Vorlieben anzugleichen – mal mit weniger, mal mit etwas mehr Nach-Druck im täglichen Umgang. Dabei beginnt Beziehung erst an den Stellen, an denen man unterschiedlich ist, seine Grenzen hat, diese auch spürt und den anderen spüren lässt. Beziehung bedeutet, dass man abwechselnd symbiotisch und autonom sein darf. Dass man seine Eigenheiten leben kann und darf, vielleicht sogar manchmal dazu vom anderen ermuntert wird. Und dass es Gemeinsamkeiten gibt. Wobei diese Gemeinsamkeiten für mich persönlich nicht unbedingt Taten im Außen, sprich Äußerlichkeiten, sein müssen; sondern gerade die Werte und Glaubenssätze, die einen mit dem anderen verbinden und so das Fundament der Beziehung bilden.
Den anderen verändern wollen kostet Energie
Es immer und immer wieder zu sagen, den anderen zu korrigieren, darauf hinzuweisen – all das kostet Energie. Die an anderer Stelle wieder fehlt. Anstatt ihn mit seinen Eigenheiten zu lassen, diese vielleicht wert zu schätzen und sich daran zu freuen, dass es dennoch eine stabile Verbindung ist. Wir können einen anderen nicht verändern, wenn er es nicht möchte. Und wir sollten es auch nicht – sofern seine Schrulligkeiten nicht unsere Werte verletzen oder unser Zusammenleben schwer beeinträchtigen.
Dieses Streben nach Einheit kann dann auch in Nörgelei ausarten, wie ich an anderer Stelle hier beschrieben habe. Und, damit wir uns richtig verstehen, das ist jetzt kein Hohelied auf das Nebeneinanderherleben zweier Individualisten, sondern es geht darum, dass ich ganz achtsam jeden Tag darauf schaue, wo ich den anderen verändern möchte, damit er mir ähnlicher wird. Und genau da immer wieder stehen zu bleiben und mir zu überlegen, ob das wirklich notwendig und gewünscht ist.
Weil wir können uns nur dann begegnen, wenn wir so sind, wie wir sind. Ohne Verstellung und Verbiegung. Dann zeigen wir uns und muten uns zu. Aber, Zumutung in der Partnerschaft ist wieder ein anderes Thema Und nur, wenn wir “Ich selbst” sind, dann können wir auf der Basis dieser deutlich erkennbaren Grenzen auch wieder die Gemeinsamkeiten und das Zusammentreffen mit unserem Partner suchen und finden…..