Sind Lebensmittel es wert, dass man etwas für sie ausgibt?

Von Volkerl

Für die meisten von uns ist der Einkauf eine lästige Angelegenheit. Und wie das mit unangenehmen Dingen so ist, ist man versucht, diese so schnell wie möglich hinter sich zu bringen. Immer mehr Menschen gehen mit dieser Einstellung in den Supermarkt und füllen ihren Einkaufswagen mit Produkten, die eine schnelle Zubereitung versprechen oder sehr preiswert sind.

Doch ist es wirklich sinnvoll, das Kilo Schwenksteaks vom Schwein, wie zuletzt bei einem Discounter im Angebot, für 4,99 € zu kaufen? Abgesehen davon, dass wir als Konsumenten, die nur den billigsten Preis wollen, den Lieferanten die Daumenschrauben anlegen, was meiner Ansicht nach schon moralisch bedenklich ist. Verursachen wir damit doch auch, dass zwangsweise bei der Produktion und damit an der Qualität gespart werden muss.

Überlegen Sie am Beispiel der Steaks  doch einmal, welchen Wert die Steaks selber haben. Ziehen Sie dazu vom Verkaufspreis die gesetzliche Mehrwertsteuer ab. Dann reduzieren Sie um  die Gewinnspanne von Aldi, die Kühllogistik, die Verpackung, die Kosten des Schlachthauses und die fixen Kosten wie Steuern, Abgaben und Finanzaufwand des Landwirts. Von dem Rest, der übrig bleibt, bezahlt der Bauer seine Mitarbeiter und sich selbst. Doch wo kann er sparen, um zu den Niedrigpreisen, die ihm vom Discounter und damit vom Endkunden aufgezwungen werden, auch liefern zu können?

Richtig.  An der Qualität muss er sparen! Nur, weil wir billige Steaks auf unserem Grill wollen, werden Ferkel eingekauft, die nicht gerade der höchsten Qualitätsstufe entsprechen. Gefüttert werden diese Tiere sicherlich auch nicht mit handgesammelten Eicheln, sondern mit „kostenoptimierten“ Futtermitteln. Über die eingesetzten Medikamente zur Prophylaxe in den Zuchtanlagen der großen Mastbetriebe wollen wir gar nicht mal reden. Apropos, ich habe den Tierarzt ganz vergessen, dessen Kosten inklusive der Medikamente müssen Sie ebenfalls noch vom Verkaufspreis abziehen. Und wenn wir schon dabei sind, können wir uns direkt den Entsorgungsaufwand für die produzierte Gülle vor Augen halten. Die stinkende Umwelt ist da noch das kleinste Problem. Wer schon einmal an einem Feld vorbei gelaufen ist, das gerade nach dem Ausbringen knöcheltief mit Gülle bedeckt war, der kann sich vorstellen, was da an Nitraten und anderen Stoffen in unser Grundwasser, aber auch in die auf dem Acker angebauten Lebensmittel zieht. Mahlzeit, kann ich da nur sagen.

Oder betrachten Sie die industriellen Fertiggerichte. Sie sind super-preiswert, monatelang haltbar und haben immer den gleichen Geschmack. Das Beste daran: Sie lassen sich in Windeseile zubereiten. Nur kurz ins Wasserbad oder in die Mikrowelle und schwups, steht ein schmackhaftes Essen auf dem Tisch. Schmackhaft? Hmmm, das wage ich zu bezweifeln. Lesen Sie die Zutatenliste doch mal etwas genauer. Und dann lassen Sie vielleicht versuchsweise für einen Einkauf die Produkte weg, die Inhaltsstoffe haben, die ihnen unbekannt sind. Sie werden feststellen, dass Ihr Einkaufswagen mit einem Mal ganz anders gefüllt ist. Und in den Tagen danach werden Sie nur Dinge zu sich nehmen, von denen Sie wissen, was es ist. Ist das keine verlockende Aussicht?

Dies sind lediglich zwei Aspekte für gesunde Lebensmittel und eine gerechte Entlohnung für alle an der Produktion beteiligten Parteien. In einem reichen Industrieland wie dem unseren, in dem monatlich mehr Geld für Autos als für die eigene Ernährung ausgegeben wird, sollte es zu einem Umdenken kommen. Weg von industrieller Massenproduktion mit Niedrigstpreisen, hin zu verantwortungsbewusster Lebensmittelherstellung mit hoher Qualität zu höheren Preisen. Ich denke, unsere Körper sollten uns eine vernünftige Ernährung wert sein.

Solange wir nur Markenbenzin tanken, aber beim Discounter einkaufen, haben wir noch einen langen Weg vor uns.