Simplicissimus – Felix Goldmann

Von Theatertogo @MarieGolueke

ACUD Theater

KLICK

Das ACUD Theater in Berlin Mitte ist ein Ort, den man unbedingt kennen sollte! Das ACUDkunsthaus setzt sich aus einem Theater, einem Kino, einer Galerie und einer Bar bzw. einem Café zusammen.

Es ist ein gemütlicher Ort wo man chillen kann, ins Kino gehen kann oder man schaut sich Theater an!

Die Sommerpause ist zwar fast vorbei, doch Felix Goldmann, Leiter das ACUD Theaters, inszeniert SIMPLICISSIMUS von Grimmelshausen im Hof des ACUDkunsthauses als Sommertheater.

Die Geschichte des SIMPLICISSIMUS gilt als erster Abenteuerroman und ein wichtiges Zeugnis des Barock.

Felix Goldmann steckt seine Schauspieler in historische Kostüme und lässt einen Holzwagen in den Hof fahren.

Es wird auf allen Ebenen gespielt. Vor den Zuschauern, auf der Bühne, in der Bühne, auf den Terrassen, aus den Fenstern, in der Luft! Ja man muss seinen Kopf immer wieder drehen und wenden um die Ereignisse verfolgen zu können.

Goldmann besetzt den Simplicissimus dreifach. Sabine Roßberg spielt den jungen, Susanne Heubaum den mittleren und Rike Eckermann den alten Simplicissimus. Die fünf Männer übernehmen verschiedenen Rollen und auch die Damen sind mal Hure und mal Herrin, wenn sie nicht gerade Simplicissimus spielen. Damit man als Zuschauer nicht durcheinander kommt, wird demjenigen der gerade Simplicissimus verkörpert ein großes S auf die Stirn geschrieben.

Der Geschlechtertausch funktioniert in dieser Inszenierung. Es stört nicht, dass Simplicissimus von Frauen gespielt wird. Man vergisst es irgendwann.

Sabine Roßberg spielt als junger Simplicissimus sehr glaubwürdig. Mit ihren großen Rehaugen und der süßen Naivität überzeugt sie. Man merkt das sie in der Rolle aufgeht und sich das Schicksal des Viehhirten angenommen hat. Besonders die Szene als sie mit dem Kopf ins Wasser getaucht wird und danach zur Kuh wird, hat es mir angetan. Sabine Roßberg gibt die Kuhgeräusche so herzzerreißend hervor, dass man sie eigentlich in den Arm nehmen möchte. Susanne Heubaum hingegen nahm ich den Simplicissimus nicht sehr ab, was aber vielleicht auch daran lag das der Mitteil generell sehr clownesk und albern war. Hier wird versucht eine Lustigkeit zu produzieren, die aber leider nicht ganz bei den Zuschauern ankommt. Jedenfalls ist sie bei mir nicht angekommen. Schade eigentlich, da der Anfang so gut war. Rike Eckermann hingegen riss dann das Ruder zum Schluss wieder rum und zeigte glaubwürdig den alten, zerschlagenen Simplicissimus. Danach geht das Licht aus.

Felix Goldmann zieht alle Register und setzt ein was man einsetzten kann. Falltüren, Seilzüge, Kerzen und Musiker.

Alles zusammen ergibt eine wunderbare Harmonie und gerade deswegen ärgert es mich so, dass der Mittelteil leider etwas danebengegangen ist.

Trotzdem ist es eine Inszenierung für die ganze Familie und ein gelungenes Sommertheater.

Man sollte es sich ansehen! Alleine schon deswegen um das ACUD zu unterstützen, damit es nicht geschlossen wird! Den das dürfte auf keinen Fall passieren!