Silvio Gesell und seine Fans in der Freitags-Community

Von Fidelche @fidelche

Silvio Gesell (1862- 1930) versuchte in seinem Hauptwerk “Die natürliche Wirtschaftsordnung“  zum einen Marx zu widerlegen und zum anderen mit seiner  „Freiland- und Freigeldtheorie“  die Lösung der kapitalistischen Widersprüche aufzuzeigen. Die „soziale Frage“ ist laut Gesell keine Klassenfrage, das Problem ist das „arbeitslose Einkommen“ in Form von Zins und Grundrente. Gesell steht damit in der Tradition von Proudhons Zirkulationshysterie. Die ökonomisch absurde Theorie Gesells ist strukturell antisemitisch, läuft auf „Manchester-Kapitalismus“ und Sozialdarwinismus hinaus mit dem Ziel einer Art Rassenhygiene und Menschenzüchtung. Mit Einführung eines „Schwundgeldes“ wollte Gesell verhindern, dass Geld gehortet und Zins abgeschöpft wird. Das Geld verliert ständig an Wert und muss dadurch ausgegeben werden. Dadurch wird, laut Gesell, die Wirtschaft „angeheizt“. Gesell kritisiert ausschließlich den Geldkreislauf (raffendes Kapital), die Produktion, das „schaffende Kapital“ ist im Gegensatz dazu für ihn positiv besetzt. Wenig später war die antisemitische Unterscheidung von „gutem schaffendem“ und „bösem raffendem Kapital“ die Maxime der NSDAP, mit dem Holocaust als letzte Konsequenz.

Gesell, warb in seiner Freiland Theorie für Menschenzucht mit eugenischen Zielen: Im ersten Schritt wird das Privateigentum an Boden abgeschafft, um anschließend an den Meistbietenden verpachtet zu werden. Staaten, die sich der Freilandtheorie nicht anschließen werden, ziehen die „Arbeitsscheuen“ der ganzen Welt an. „Bummler, Sonnenbrüder und Zigeuner würden dorthin ziehen.“ Der Kranke und Schwache hat keinen Platz in Gesells sozialdarwinistischer Welt. Die „Fortpflanzung des Fehlerhaften“, gelte es durch „das große Zuchtwahlrecht, dieses wichtigste Sieb bei der Auslesetätigkeit der Natur“ zu bekämpfen. Zu diesem Zweck, soll die fruchtbare Frau den Zugriff auf Grundrente und Boden nach Zahl ihrer Kinder erhalten. „Die „Manchesterschule“, mit Ausnahme der Privilegien von Grund und Geldbesitzes, war auf dem richtigen Weg“. „Der freie Wettbewerb begünstige den Tüchtigen und seine Fortpflanzung ist die Folge“, meinte Gesell. Er stellte in dem Zusammenhang die Frage:“ Ist die Rückkehr der Frau zur Landwirtschaft nicht die glücklichste Lösung der Frauenfrage?“ Aber nicht jede Frau verkörpert das wahre Leben, die Naturgesetze und ist es Wert sich der Hochzucht der Rasse zu widmen. Das „Naturweib“ lässt bei der „Gattenwahl in geschlechtlichen Fragen ihre Wünsche und Triebe für die vererbungsfähigen Vorzüge den Ausschlag geben“. „Statt des wesenlosen politischen Wahlrechts, können sie dann das große Zuchtwahlrecht“ ausüben. „Soviel Krankhaftes auch der Auslesebetätigung der Natur durch die Fortpflanzung der Fehlerhaften zugeführt wird, sie wird es bewältigen. Die ärztliche Kunst kann dann die Hochzucht nur verlangsamen, nicht aufhalten.“ In seinem Buch „Der abgebaute Staat“, propagiert Gesell die Züchtung von „Kraft, Gesundheit, Geist, Schönheit“ als gesellschaftliches Ziel. Frauen haben sich dem unterzuordnen. Verhütung ist schlecht, weil es dann an „menschlichem Auslesematerial“ mangelt. Die übrigen Frauen lassen sich sterilisieren und wären lohnabhängig. Nach seiner sozialdarwinistischen Lehre stürben diese Frauen aus und nur die „Lebensbejahenden“ pflanzen sich weiter. Gesell verlangt den „Schutz der Rasse“ und die „Förderung der Hochzucht“. „Mißehen seien zu vermeiden, deren „Produkte nur die Kranken- und Zuchthäuser füllen.“ Dem „Rasseverfall“ stellt Gesell das „große, freie Zuchtwahlrecht“ entgegen.

Jutta Ditfurth schreibt in ihrem Buch, „Entspannt in die Barberei“: „So wird aus dem Kampf um politische Rechte der Frauen wieder einmal der – diesmal freiwirtschaftliche – Ruf nach der Scholle, Wiege und Rassenhygiene.“ Klar denkende Menschen, wie Peter Bierl, erkennen, dass Silvio Gesells Bodenreformpläne nichts mit „freier Liebe“ zu tun haben, denn Gesells ”Lösung der Frauenfrage” ist mit NS-Lebensborn und Mutterkreuz kompatibel!

„Durch Unklarheit und Unwissenheit  wurde Gesell“, laut Ernst Toller für sieben Tage Volksbeauftragter für Finanzen in der Münchner Räterepublik. Ernst Niekisch, später Faschist und Hitler Kritiker von rechts, ernannte Gesell zum Volksbeauftragten. Während andere hingerichtet wurden verteidigte sich Gesell selbst. Auszug aus Gesells Rede: „.. Dass diese Räteregierung mich als Finanzmann erwählte, war für mich ein Beweis, dass es sich nicht oder noch nicht um Bolschewismus oder Kommunismus handelte. Denn eine Teilung des Volkes in hohe, mittlere und niedre Schichten bedeutet völkischen Verfall. Völkisches Empfinden duldet keine Zinsknechtung anderer oder gar die Beteiligung daran. Wer noch etwas rassisches, völkisches Empfinden verspürt, der gehe in sich, tue Buße; der gestehe, dass er und seine Ahnen Verrat begingen am eigenen Volk, am eigenen Blut. Der wahrhaft völkisch gesinnte Mensch, der den Klassengeist hasst und ein schönes Volksleben sehen möchte – wie man vielleicht ahnen kann, aber noch nie erlebt hat (…) Sie kannten meine Ziele, die den Kapitalismus, die Zinsknechtschaft bekämpfen, aber eben so sehr den Kommunismus die Gemeinwirtschaft…“

Gesell kooperierte mit völkischen Antisemiten, wie beispielsweise Simons oder Fritsch. Einer der engsten Mitarbeiter Gesells war der Ernährungsreformer Gustav Simons. Simons war Mitglied des „Ordens des Neuen Tempels“ von Lanz von Liebenfels, der Antisemitismus, Arierwahn und Germanenmythen verknüpfte und die Hakenkreuzfahne führte. Fritsch war der Autor des Antisemiten-Katechismus „Handbuch der Judenfrage“. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte Gesell in der Lebensgemeinschaft Oranienburg-Eden. Carl Russwurm, der Führer von Eden, verband die germanischen Grundlagen des Freiheitsbegriffs mit Silvio Gesells Freiland- und Freigeld-Theorien. In Eden wurden germanische Rituale, „heidnische“ Weihnachten und Sonnwendfeiern gefeiert. Von Eden gingen die Gründungen anderer völkischer Siedlungen aus, die den „geistigen Adel deutschen Bluts“ fördern sollten und „die Pflege germanischen Weistums“.

„Der Chiemgauer“ ist Schwundgeld, mit dem im Chiemgau (Oberbayern), seit einigen Jahren in bestimmten Läden die Ware bezahlt werden kann. Die regionalen Betriebe sollen mit dem Regionalgeld gefördert werden. Die Herausgeber (Waldorfschule Prien) des Chiemgauers beziehen sich explizit auf Silvio Gesells Freigeld-Theorie. Die Euros die der „Chiemgauer Verein“ bei dem Umtausch der „Chiemgauer“ erhält, werden laut Initiatoren bei der GLS Bank auf einem Tagesgeldkonto mit Zinsertrag angelegt. Tauschringe und Regionalgeld sind kein bisschen emanzipatorisch, im Gegenteil. Sie dienen als praktisches und propagandistisches Vehikel für Schwundgeld-Utopien und Zinsknechtschaft-Phantasien – ein strukturell  antisemitischer Ansatz. Wenn Gesell alle Übel der Welt auf Zins und böse Geldbesitzer projiziert und ihnen die schaffende Gemeinschaft der  Werktätigen und Unternehmer gegenüberstellt, trennt er, was untrennbar verflochten ist: Industrie- und  Finanzkapital. Ganz in dieser Tradition wurde in der NPD-Zeitung »Deutsche Stimme« im Frühjahr 2004 eine revolutionäre Neuordnung des Geldwesens propagiert. »Macht die Völker frei – brecht die Zins-Sklaverei« lautete die Parole. Der „aktuelle“ Gesellianer und Anarchist Klaus Schmitt spricht von einer Wirtschaftsordnung, die das „eigennützige Streben der Menschen nutzt und die tüchtigen Produzenten belohnt und nicht die unproduktiven Geldverleiher, Grundeigentümer und andere Parasiten bereichert“. Ganz offen vertritt Klaus Schmitt die Menschenzucht-Perspektive in seinem Buch, „Silvio Gesell – Marx der Anarchisten“: „Immerhin ist dieser Gedanke einer für die Gesunderhaltung des Erbguts und für die Evolution der menschlichen Art vorteilhaften und von den betroffenen Individuen selbstbestimmten Eugenik eine diskutable Alternative zu den auf uns zukommenden, von Staat und Kapital fremdbestimmten Genmanipulationen.“ Die aktive Gesellianerin, Margrit Kennedy hat Kontakt zur esoterischen Sekte Findhorn, sie tritt bei der sexistisch-autoritären Sekte ZEGG auf. Im Juli 1993 referierte sie im Rahmen der Vorlesungsreihe des Ökofaschisten Rudolf Bahro an der Berliner Humboldt Universität. Für die Mitarbeit an ihrem Buch bedankt sie sich artig bei dem Japanischen Gesellianer Yoshito Otani auf den sich Margrit Kennedy auch sonst gerne bezieht. Yoshito Otanis Buch „Untergang eines Mythos“ für das in der rechten Partei Zeitschrift der FSU „Der Dritte Weg“ oder von den Christen für eine Gerechte Wirtschaftsordnung (CGW) geworben wird, stellt die Vernichtung der Jüdinnen und Juden infrage, zweifelt an der Existenz der Gaskammern in Auschwitz und leugnet die Kriegsschuld der Deutschen. Selbst am Ersten Weltkrieg seien „jüdische Banken“ schuld. Otani bezeichnet die antisemitische Fälschung „Protokolle der Weisen von Zion“, die angebliche Weltherrschaftspläne der Juden beinhaltet, als wahr. (vgl. Volkmar Woelk, Natur und Mythos, Duisburg, 1992, S.22, Geden, a.a.O., S. 162ff)

Wenn im Jahre 2010 in der Freitags-Community, AnhängerInnen Silvio Gesells behaupten, dessen eugenische und sozialdarwinistische Positionen würden sich aus „jener Zeit“, erklären, als wären antisemitische, völkische, eugenische und sozialdarwinistische Haltungen damals emanzipatorisch  gewesen, ist dies eine menschverachtende, mit nichts zu entschuldigende Aussage. Silvio Gesell starb drei Jahre vor Hitlers Machtergreifung.  Aus eugenischen Gründen wurden während der NS-Zeit von 1933-1945 behinderte Menschen sterilisiert oder ermordet, Antisemitismus war der „Beweggrund“ für die „fabrikmäßige“ Ermordung der sechs Millionen europäischer Juden, völkischer Rassismus korrespondierte mit der  Vernichtungspolitik gegen die sogenannten “ Unterrassen“ oder „Untermenschen“  im „Osten“.

Folgende ausgewählte Kommentare stammen aus den 420 „Freitags“-Kommentaren der Gesell- und Steiner-Blogs:

Uwe Theel schrieb am 13.05.2010 um 01:49
Wer sich wie Fidelche auf deratigen Blödsinn, wie diesen stützt:Zeev Sternhell schreibt in seinem Buch, „Die Entstehung der Faschistischen Ideologie: “Die Wurzeln des Faschismus liegen in der radikalen Linken am Beginn des 20. Jahrhunderts. Dessen führende Theoretiker waren ganz überwiegend „rechte Leute von links“, die aus dem revolutionären Syndikalismus hervorgegangen waren.“ dann nur noch unverdauten, fremden Text hubert , ansonsten nichts tut, als seine hahnebüchenen These zum 758zigsten mal herzubeten, dass „rechts von links“ käme, sollte hier keines Wortes mehr gewürdigt werden.P.S:: „regressiv“ heißt „sich (stetig) vermindern“ im übertragenen Sinne, „sich auf frühere Entwicklungsstände zurückziehen, zurückentwickeln“.Wie R. Kühnl ausführte, stellt(e) der Faschismus quasi eine Refeudalisierung des Kapitalismus dar, war also insofern eine regressive  Entwicklungsform gesellschaftlicher Herrschaft. Daher war die  „Kapitalismuskritik“ des Faschismus in jedem Fall eine „vorbürgerliche“ aber keine „verkürzte“, aber sie war nicht einmal das, sondern einfach ein weiterer Ausdruck des Rassismus im Faschismus und von keiner linken Theorie auch nur angekränkelt. Fidelche, Dein theoretisches Wissen ist erbärmlich, entsprechend sind auch Deine „Fragestellungen“. Setz Dich auf Deinen Balkon (s. Bild oben), genieße Die Frühlingsonne und pass auf, dass Du keinen Sonnenstich bekommst.

koslowski schrieb am 13.05.2010 um 07:34
@uwe theel 01:49
Mir scheint, Herr Theel, den Stich, vor dem Sie fidelche warnen, haben Sie bereits – und nicht in Folge zu starker Sonneneinstrahlung, sondern als festen Bestandteil Ihres Habitus: Arroganz, Eitelkeit und Belehrungswahn. Ich hoffe sehr, in Zukunft hier nichts mehr von Ihnen lesen zu müssen, weil Sie vielleicht doch noch den Anstand haben zu gehen oder das Management der FC seine Aufgabe wahrnimmt.
thinktankgirl schrieb am 17.05.2010 um 14:46

Hatte nicht jemand im vor-vor-letztem Fidelschen Blog folgendes Warnschild aufgestellt:

Mal sehn ob’s klappt

Columbus schrieb am 17.05.2010 um 20:16
[...]
Was Proudhon, Sorel und Gesell angeht, so bleibe ich dabei und habe das   auch ausführlich begründet (s.o., Links), dass die von Fidelche, aber auch   von Sternhell (Zitat) vorgenommenen Klassifizierungen und Einordnungen   falsch sind, weil sie Nebenaspekte und teilweise sogar von den genannten   Autoren selbst verworfene und später abgelehnte Gesichtspunkte zur Hauptsache machen wollen, weil Fidelche z.B. bei Gesell, überhaupt nicht   verstanden hat, um was es in dem Zitat ging, weil er die zeitbedingte  Sprache nicht berücksichtigt, weil er offensichtlich keinen Unterschied zwischen Evolutionslehre und Darwinismus einerseits und Sozialdarwinismus, Eugenik nach Rasse und Elitegsichtspunkten andererseits kennt und Vorwürfe  erhebt, die sich aus der Biografie der Personen und aus den je umfangreichen Werken, nicht herauslesen lassen. Bei Gesell hat er ja sogar den ausgesprochen emanzipatorischen Aspekt, in Liebesdingen von der ewigen  Geldabhängkeit weg zu kommen, in ein sozialdarwinistisches Zuchtprogramm  umgedeutet. -  Ich vermute es war der Sprachschock, der Verwirrung stiftete. Wer soll denn bei diesem eher in Richtung Sektierertum laufenden  „Mühewerk“ Beistand und Beifall leisten? Ich werde dafür keinen Applaus  spenden, sondern es immer strikt ablehnen. Sorel, Gesell und Proudhon sind  nicht „dubios“! [...]

thinktankgirl schrieb am 18.05.2010 um 09:09
@navetta
Das es sich hier um Grabenkämpfe handelt, geht mir auch so langsam auf. Meine Generation ist auch wegen solchen hirnrissigen Auseinandersetzungen zur Null-Bock-/Punk-Generation geworden. Bei Fidelsche fehlen grundlegende Kenntnisse der Geschichte des 19./20. Jhdts. Vor allem über die verschiedenen Formen der Kritik am Kapitalismus,  Industrialisierung und der entstehenden modernen Gesellschaftsform. Was heute reaktionär erscheint, war damals emanzipatorisch, wie Leusch weiter unten schreibt: Bei Gesell hat er ja sogar den ausgesprochen emanzipatorischen Aspekt, in Liebesdingen von der ewigen Geldabhängkeit weg zu kommen
Die Schrift Bachofens über das Mutterrecht, gab dazu Impulse. Ein Otto Groß erkannte in der ökonomischen Abhängigkeit die Unterdrückung der Frau – heute Allgemeingut, aber vor 100 Jahren revolutionär. Zudem  propagierte er die freie Liebe, eigentlich undenkbar im Wilhelminischen  Kaiserreich. Die Reventlow wurde vom Kosmikerkreis als Hetäre betrachtet; den Frauen wurden mit neuheidnischen Ansätzen eine eigenständige Erotik zugestanden.
Ich finde, das Werk Gsells, wie auch anderer, muss im Kontext gelesen  werden.
Aber das lernt man eigentlich an jeder Uni und nennt sich wissenschaftliches Arbeiten
fidelche schrieb am 18.05.2010 um 12:25
@thinktankgirl schrieb am 18.05.2010 um 09:09

Unfassbar, ihr Kommentar.

thinktankgirl schrieb am 18.05.2010 um 12:37
@fidelsche   Endlich, endlich ist es geschehen, daß mir mal jemand die Nazi-Keule zeigt.
Ansonsten Fidelschen probiers mal mit wissenschaftlichem Arbeiten, zu dem von mir angeschnittenem Thema.
Rahab schrieb am 18.05.2010 um 12:45
fidelsche zur kenntnis:  ich habe die redaktion darum gebeten, dieses teil zu entfernen. und das bild durch eine begründung zu ersetzen, warum es entfernt wurde. Kurz darauf wurde nicht nur das Bild entfernt. Die Redaktion schloß das Blog für weitere Kommentare. Eine Stunde später wurden von den 173 Kommentaren, 50! Kommentare von der Freitags-Redaktion gelöscht. Alle Kommentare, auch die gelöschten, sind nachzulesen im Blog: Proudhon, Gesell, Feder, Marx und die regressive Kapitalismuskritik. Die Diskussion ging anschließend im Steiner-Blog weiter.


thinktankgirl schrieb am 25.05.2010 um 21:02

[…]
Hier geht es nicht um eugenische Ziele, denen sich die Frauen zu unterwerfen haben, sondern darum, ohne Versorgungsprostiution mit Männern, die sexy sind, Kinder zu machen. Frauen wird ja heute immer wieder vorgeworfen, daß sie zwar mit den interessanten wilden Kerlen gerne rummachen, aber sich dann in die Versorgungsehe flüchten, um das Kuckuckskind aufzuziehen.

thinktankgirl  schrieb am 25.05.2010 um 18:51
@ fidelche 25.05.2010 00:22
Auszüge aus der damaligen Verteidigungsrede Gesells:
[..] Können Sie mir für diese Rede eine seriöse Quelle nennen? Im Internet finde ich ca. 10 Webseiten (alle antisemitisch und antifreigeld) die exakt diesen Absatz zitieren, ohne einen Vorspann oder Nachspann, d.h. ohne weiteren Text und Kontext. Selbst die Auslassungszeichen sind dieselben. Ohne Hinweis, wo diese Rede gehalten und veröffentlicht wurde. Das genügt mir nicht als Quellenangabe. Und bitte nur Primärquellen!

fidelche schrieb am 25.05.2010 um 23:59
@thinktankgirl schrieb am 25.05.2010 um 21:02

Wer Begrifflichkeiten wie, „Hochzucht des Menschengeschlechts“, „Zuchtwahlrecht der Frauen“ oder „Erlösung von all dem Minderwertigen, mit dem die seit Jahrtausenden von Geld und Vorrecht geleitete Fehlzucht die Menschheit belastet hat“ um nur einige zu aufzuzählen, emanzipatorisch nennt, disqualifiziert sich um es mal vorsichtig auszudrücken.

Die eifrigste Verteidigerin, noch vor Uwe Theel und „Columbus“, war die stets Wissenschaftlichkeit fordernde, zu  Boykottaufrufen gegen Israel und Freisprüche für Holocaustleugner auffordernde und  Ahmadinejad gegen die bösen westlichen Medien verteidigende „Freitagsbloggerin“ „thinktankgirl“. „Thinktankgirl“, die „stolz wäre“ die Antisemitin „Felicia Langer zu sein“, schrieb am 18.05.2010 bezüglich Silvio Gesells antisemitischen, völkischen, eugenischen und sozialdarwinistischen Positionen: „Was heute reaktionär erscheint, war damals emanzipatorisch“. Entweder „Thinktankgirl“,  begreift, vermutlich bis heute,  nicht, dass Begrifflichkeiten wie „Hochzucht des Menschengeschlechts“, „Zuchtwahlrecht der Frauen“ oder „Erlösung von all dem Minderwertigen, mit dem die seit Jahrtausenden von Geld und Vorrecht geleitete Fehlzucht die Menschheit belastet hat“  wesentliche Bestandteile von Silvio Gesells menschenverachtender Theorie sind, oder sie hat keinerlei  Ahnung was Begriffe wie  emanzipatorisch oder reaktionär ausdrücken. Sogar die, zumindest strukturelle Antisemitin, „Rahab“ schrieb am 26.5. in Richtung „thinktankgirl“: „ich würd den Gesell, wenn ich ihn denn läse, auch nicht als gelungene emanzipatorische utopie lesen. sondern als dystopie.“ Wie ein kleines Kind  gestand sich „thinktankgirl“ nicht ihre unhaltbare Position ein, nein im Gegenteil, sie forderte ständig meinen Widerruf des Kommentars vom 25.05.2010 um 23:59. Gleichzeitig ignorierte sie zig-fach  Fragen wie ihr eigener Satz bezüglich Gesell „Was heute reaktionär erscheint, war damals emanzipatorisch“, anders interpretiert werden könnte. Die ständige Forderung nach der Primärquelle (Verteidigungsrede Gesell von 1919, 1920 veröffentlicht, Gesammelte Werke, Band 12, S.25) von Gesells Münchner Rede, belegt dass „thinktankgirl“ nicht glauben konnte, was ihr Idol so von sich gegeben hat.

Uwe Theel schrieb am 26.05.2010 um 00:59
@ Damian Bold schrieb am 25.05.2010 um 21:50
Wie ich sehe, Herr Bold, beteiligen Sie sich ja hier eifrig an der Diskussion und sind dabei gar nicht zimperlich mit „Setzungen“. Sie werden mir verzeihen, wenn ich Thinktankgirl und Rahab beispringen muß. Die Argumente wissenschaftlichen Arbeitens im Hinblick auf den Umgang mit Zitaten brauche ich hier nicht noch einmal nachzuvollziehen. Schon auf dieser Ebene arbeitet Fidelche unkorrekt im schon geschilderten Sinne. Kommen wir jetzt aber noch zur Worbedeutung und Etymologie des Wortes „Zucht“ in Zuchtwahl: Ich erinnere zunächst daran, dass es im Deutschen das Wort Kinderaufzucht gibt, das nichts meinte als das Aufziehen von Kindern in dem Sinne, dass ihnen alles das von den Eltern beigebracht wird, was sie lernen müssen, um im Leben zu bestehen, da es nicht angeboren ist; dass dies auch durch autoritäre Erziehungsstile geschehen kann tut unser Diskussion dabei jetzt keinen Abbruch. Diesen Inhalt könnten wir auch mit dem Wort „Bildung“ (von Kindern) bezeichnen.
Tatsächlich findet sich bei Aischylos im 4. Jhdt der Begriff παιδεια (paideia) der damals in genau dieser Bedeutung, wörtlich übersetzt mit“Kinderzucht“, verwendet wurde. Der Begriff erfuhr dann über die Jahrhunderte eine Ausweitung zu einem Begriff der allgemeinen Bildung überhaupt und steckt derartig seit dem 16 Jhdt. im Begriff Enzyklopädie (enkyklios paideia) im Sinne der Sammlung allen Wissens.Wenn Gesell hier also von „Zuchtwahl“ spricht, so meint er damit in genau dem Kontext, auf den thinktankgirl schon hinwies, dass er der freien Frau, die freie Wahl lassen wollte, wie sie die Kinder die sie bei freier Gattenwahl zur Welt bringen wollte ohne Fremdbestimmung aufziehen, erziehen, bilden wollte. dazu sollte sie materiell abgesichert werden.Das Mißverständnis, „Zuchtwahl“ hier als eindeutig rassisistischen Begriff deuten zu wollen, ohne Rücksicht auf textlichen Kontext und Etymologie des Wortes – bloß weil es in anderen Zusammenhängen mißbraucht wurde -, zeugt tatsächlich nicht von wissenschaftlich seriösen Vorgehen.
q.e.d.
Lg ut
P.S.: Quellennachweise können bei Bedarf eingefordert werden.

Das Linksparteimitglied Uwe Theel versucht offenbar mit Aischylos, Gesells „Hochzucht des Menschengeschlechts“, „Zuchtwahlrecht der Frauen“ oder „Erlösung von all dem Minderwertigen, mit dem die seit Jahrtausenden von Geld und Vorrecht geleitete Fehlzucht die Menschheit belastet hat“  zu relativieren!  Aischylos lebte vor 1600 Jahren. Gesell starb drei Jahre vor Hitlers Machtergreifung. Die Bedeutung der Begriffe, Eugenik, NS Lebensborn, Mutterkreuz, „Erlösung von all dem Minderwertigen“ sind für Uwe Theel offenbar nicht problematisch. Uwe Theels Haltung bezüglich „linkem Antisemitismus“ und seine überzogene Israelkritik wurde bereits in Vorgängerblogs angesprochen.

Im Jahre 2010 verteidigten oder relativierten in der Freitags-Community die“ AnhängerInnen von Silvio Gesell,  „thinktankgirl“, „Columbus“ und Uwe Theel seine  antisemitischen, völkischen, eugenischen und sozialdarwinistischen Positionen. „Columbus“ und „thinktankgirl“ bezeichneten Gesells Theorien emanzipatorisch. Das Schwundgeld „Der Chiemgauer“ wurde von vielen Freitags-Bloggern, wie beispielsweise „Columbus“, als ein wichtiger Lösungsansatz für die aktuelle Finanzkrise „bejubelt.“ Das dies zum einen falsch und zum anderen strukturell antisemitisch ist, war diesen Bloggern in der Freitags-Community kaum „beizubringen“. Mutterrente, Menschenzucht hatte und hat  nichts mit freier Liebe zu tun! Antisemitismus war und ist nicht emanzipatorisch! Völkisches Gedankengut und Sozialdarwinismus erscheinen heute nicht nur reaktionär, sie waren und sind reaktionär! Die Menschen im Nationalsozialismus spürten „hautnah“ was dieses Gedankengut bedeutet! Entweder haben „thinktankgirl“, „Columbus“ und Uwe Theel keinerlei Ahnung von diesen Themen oder es besteht eine Affinität zu Gesells „Gedankengut“. Ich vermute anderer seits, dass sich zumindest „thinktankgirl“ in der Zukunft, bezüglich Silvio Gesell, etwas vorsichtiger ausdrücken wird. Dadurch hätte die ganze Diskussion auch einen positiven Effekt. Jutta Ditfurth, mit der ich während des Steiner-Blogs in Email-Kontakt stand, hat viele Kämpfe mit Gesellianern,  Esoterikern und Anthroposophen überstanden. Ich hatte in den beiden Diskussionen zum ersten Mal intensiv mit Gesellianern, Esoterikern und Anthroposophen zu tun. Dieses eine Mal reicht mir für einige Zeit – absolut!!


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