Silvester rund um die Welt – 6 Reiseblogger erzählen

Von Tinytraveler

Nicht nur Weihnachten hat spannende und interessante Bräuche weltweit. Auch an Silvester und Neujahr werden je nach Land und dessen Traditionen und Kulturen anders als in Deutschland gefeiert – sofern Silvester überhaupt gefeiert wird.

Ich habe mich, wie schon letzte Woche zu Weihnachten, bei sechs Reisebloggern umgehört und über sie über ihr Silvester in fünf verschiedenen Ländern erzählen lassen:

Silvester in Ecuador

Puppentheater – Silvester in Ecuadors Hauptstadt Quito | Angela von unterwegsmitkind.com

Was machen all diese riesigen Pappmaschee-Puppen auf den Gehwegen vor den Geschäften? Auch an den Stoßstangen vieler Autos sind kleine Puppen befestigt. Meinen Ecuador-Reiseführer hatte ich lange vor dem Auftakt zu unserer Langzeitreise entlang der Panamericana am 30. Dezember 2014 in Ecuadors Hauptstadt Quito gelesen. Entweder hatte ich es schon wieder vergessen oder es stand nicht drin: Quito feiert an Silvester das Fest der Alten.

Mit der Fiesta de los Viejos verabschieden die Quiteños das alte Jahr. Die Alten nehmen an Silvester die Gestalt von Puppen an. Manchmal sind es einfach irgendwelche Puppen. Wir haben jede Menge verrückter Monster in den Geschäftsstraßen gesehen. Auf den Bühnen in der Avenida del Amazonas – der Hauptstraße des Neustadtviertels Mariscal – finden sich mit Vorliebe Prominente, egal ob Politiker oder Popstars. Dazwischen gibt es jede Menge Straßenstände mit Perücken und Kostümen für die Silvesterverkleidung und natürlich alle denkbaren Leckereien von supersüß bis oberdeftig. Auch die Simpsons sind dort sehr zur Wiedersehens-Freude des unterwegsmitkind-Sohnes herumgetanzt.

Manche der liebevoll handgemachten Figuren zeigen Bekannte, die wie das alte Jahr gefeiert und dann verabschiedet werden – wie die Nachbarn, die weggezogen sind, oder der Mitarbeiter, der gekündigt hat. Mitunter stellen die Puppen aber auch die Leute dar, die man gerne loswerden würde, Gringos zum Beispiel …

Wie auch immer: Beim Abschied geht es feurig zu. Denn die Tradition will es, dass die Puppen in der Silvesternacht verbrannt werden. Schade eigentlich um die vielen kleinen und großen Kunstwerke. Aber Feuer und Silvester gehören wohl auch in Ecuador zusammen.

Mehr über das Fest der Alten und Bilder der Puppen gibt es hier: Das Fest der Alten

Silvester in Ecuador | Bild: Angela Misslbeck www.unterwegsmitkind.com

Silvester im Andenhochland von Ecuador | Nicole von ausreisserin.de

Mein spannendstes Silvester habe ich in dem kleinen Andendorf Tunibamba verbracht.

In Ecuador wird der Jahreswechsel ordentlich zelebriert – natürlich mit einer dicken Party in der Nacht, aber die Vorbereitungen dafür beginnen schon früher. Den ganzen Tag über errichten die Kinder Straßensperren. Autos dürfen erst dann passieren, wenn sie einen Wegezoll leisten, den die Kinder auf der Feier in Süßigkeiten ummünzen. Gefeiert wird natürlich im großen Kreis: Die gesamte Dorfbevölkerung trifft sich abends auf dem lokalen Sportplatz. Eine Liveband sorgt für Musik und gute Stimmung, an den Verkaufsständen gibt es Snacks, Süßigkeiten, Limonade, Punsch und Bier. Zwischendurch werden immer wieder Partyspiele veranstaltet, bei der Jung und Alt tierischen Spaß haben: Sackhüpfen, um die Wette Holzhacken, gegenseitiges Füttern mit verbundenen Augen. Getanzt wird natürlich auch, reichlich, bis in die frühen Morgenstunden.

Als wir um acht Uhr morgens zu unserer nächsten Wanderung aufgebrochen sind, tanzten auf den Straßen Ecuadors immer noch ein paar ausdauernde Paare.

Das Highlight in der ecuadorianischen Silvesternacht sind aber die muñecas. Die lebensgroßen, selbst gebastelten Puppen, viele mit Masken von Politikern, symbolisieren das Schlechte des alten Jahres. Um Mitternacht werden die muñecas angezündet, um die bösen Geister des alten Jahres zu vertreiben. Hach, mir fällt auch der ein oder andere böse Geist ein, den ich zum Jahresende gerne symbolisch in Flammen aufgehen lassen würde.

Den ganzen Bericht lest ihr hier: Jahreswechsel mal anders. Silvester im Andenhochland

Silvester in Ecuador | Bild: Nicole Rempe www.ausreisserin.de

Silvester in Hongkong

Silvester in Hongkong mit Kind | Stephanie von freileben.net

Silvester übertrumpft Hongkong Deutschland um Längen. Das Feuerwerk an der Wasserpromenade ist so gigantisch, dass du in jedem Fall schon am Nachmittag kommen solltest um einen Platz zu ergattern. Wir haben es uns gemeinsam mit unserer Gastfamilie, veganem Sushi und Glückskeksen vor dem Fernseher gemütlich gemacht und es dort bestaunt. Obgleich die Chinesen ihr Neujahr ganz anders datiert haben, hat die britische Kolonialzeit einfach ein paar Spuren hinterlassen.

Silvester im Iran

Weihnachten und Silvester im Iran | Dominik von followtheshadow.de

Die Dämmerung bricht herein über Isfahan. Ein Abend wie so viele. Ich treffe kurz eine Couchsurferin von meinem ersten Besuch in Isfahan. In einem Café überreicht sie mir eine Karte mit “Merry Christmas”. Absolut süß, nur ich bin etwas verwirrt. Schon den ganzen Tag sagen zu mir die Leute “Merry Christmas”. Bin ich in der Zeit stehen geblieben? Habe ich zu früh gefeiert? Es ist der 31.12. Mein Silvester.

Jeder Erklärungsversuch, dass ich doch lieber ein “Frohes Neues Jahr” hören würde, wird mit einem ungläubigen “Merry Christmas” beantwortet. Auch der Versuch, unser Silvester mit einem Norouz, dem iranischen Neujahrsfest, zu korrelieren, schlägt fehl. Erst Wochen später wird mir klar, dass die Armenier, die vorherrschende Christengemeinde im Iran, erst am 6. Januar Weihnachten feiern.

Ich bin mit ein paar anderen Couchsurfern verabredet. In einem Restaurant finden wir einen ruhigen Ort. Wir sitzen gemütlich zusammen und feiern unsere eigene Party. Als Festmahl bekommen wir leckere Fleisch-Streifen, Salat und Brot serviert. Dazu gibt es Minz-Dugh und Tee.

Mitternacht rückt immer Näher. Sekt lässt sich hier natürlich keiner finden, wir bestellen also nochmal eine Runde Tee. Der Tee kommt gerade noch rechtzeitig. Jeder hält sein Glas in der Hand. Die Kameras sind bereit und auf meinem Handy läuft der Countdown.

10-9-8-7-6-5-4-Drei-Zwei-Eins …

Merry Christmas. Nein! Dieses Mal klappt es richtig und gemeinsam:

Happy New Year.

Wir heben unsere Tassen und stoßen auf unser neues Jahr an. Das iranische Neujahr ist erst Monate später, aber für uns wird es extra vorgezogen.

Hier kannst du den ganzen Bericht lesen: Silvester oder doch eher „Merry Christmas“

Silvester im Iran | Bild: Dominik Mohr www.followtheshadow.de

Silvester in Japan

Silvester und Neujahr in Japan | Daniela von nipponinsider.de

Omisoka heißt es in Japan. Der letzte Tag im alten Jahr, bevor die Neujahrsfeier beginnt.

Anders als in China beginnt das Jahr in Japan nämlich am 1.1. und erinnerte mich immer ein bisschen an unser Weihnachtsfest: Die Familie kommt zusammen, es wird viel und gut gegessen, man erinnert sich an das vergangene Jahr, man schaut gemeinsam Fernsehen oder es geht zum Jahreswechsel gemeinsam zum Tempel.

Am letzten Tag des Jahres werden traditionell lange Nudeln gegessen: Toshikoshi Soba – Jahreswechsel. Soba Nudeln – das sind Hartweizennudeln. Die Nudeln sehen ein bisschen aus wie Vollkorn-Spaghetti. Allerdings sind sie nicht rund, sondern leicht kantig.

Die langen Nudeln stehen für ein langes Leben und sollen Kraft für das neue Jahr verleihen. Deshalb gilt es, alles aufzuessen. Lässt man auch nur eine Nudel übrig, bringt das angeblich Unglück.

Das Neue Jahr mit einem Feuerwerk zu begrüßen, das kennen die Japanerinnen und Japaner nicht. 2016 hat man statt eines lauten Feuerwerks weiße Luftballons in den Himmel steigen lassen.

Für viele in Japan beginnt das Jahr um Mitternacht am Tempel. Hier versammelt man sich, um die 108 Glockenschlägen zu hören.

Mit diesen 108 Glockenschlägen sollen die 108 Begierden der Menschen vertrieben werden, welche man im Laufe des alten Jahres angesammelt hat. Ohne Lasten und Sünden soll der Mensch ins neue Jahr gehen. An einigen Tempeln kann man sogar selbst die Glocke schlagen. Wenn die 108 Schläge verklungen sind, kann das neue Jahr beginnen. Ob das zeitlich immer genau auf 0 Uhr fällt, kann ich gar nicht genau sagen.
Ich selbst habe die 108 Glockenschläge zu Silvester noch nie erlebt und auch nie gehört (abgesehen von der Fernsehübertragung – alle 108 habe ich bisher allerdings noch nicht geschafft).

Meine Schwiegereltern, wo wir bisher immer zu Silvester waren, wohnen relativ weit von allen Tempeln entfernt. Da hört man keine Glocken.

Nachts durch die Kälte, betrunken in einer Menschenmasse am Tempel stehen und dann nach einer Stunde und 108 Glockenschlägen wieder den ganzen Weg durch die Kälte zurücklaufen … Von dieser Tradition bin ich in meinen 6 Jahren in Japan immer verschont geblieben.

Die Zeit vor dem Neujahrsfest ist eine ganz besondere Zeit in Japan und es gibt allerhand vorzubereiten, zu erledigen und zu dekorieren. Alles ein bisschen wie bei uns in Deutschland zur Adventszeit.

Eine umfangreiche Beschreibung dieser Zeit findest du hier: Vorbereitungen für’s Japanische Neujahr

Silvester in Japan: Soba-Nudeln | Bild: Daniela Langkamp www.nipponinsider.de

Neujahr in Japan

Und dann ist es endlich da: Das neue Jahr – O-Shougatsu.

Und es fängt super an. Mit viel leckerem Essen. Morgens ist der Briefkasten gefüllt mit Neujahrspost. Am laufenden Band kommen Besucher, die Neujahrsgeschenke bringen. Alle sind ein bisschen aufgeregt und man kommt an diesem Tag erst am Abend wieder zur Ruhe.

In der Familie meines Mannes ist es eine Tradition, dass alle sich in Kimonos wickeln lassen (meine Schwiegermutter ist Kimonolehrerin und hat großen Spaß an der Aktion) und dann positionieren wir uns für das traditionelle Neujahrsfoto.

In festlicher Kleidung geht es dann bei uns immer zum Tempel, zu den Gräbern der verstorbenen Familienangehörigen. Und wo wir schon mal unterwegs sind, machen auch wir unsere Runde bei Freunden und Verwandten, um unsere Geschenke zu verteilen.

Eine detaillierte Beschreibung zu meinem Neujahr in Japan findest du auf meinem Blog: Warum alle Artikel zum japanischen Neujahr gleich sind

Ich wünsche dir ein FROHES NEUES JAHR oder wie man in Japan sagt:

Neujahr in Japan | Bild Daniela Langkamp www.nipponinsider.de

Silvester in Kambodscha

Neujahrsschwimmen im Mekong | Barbara von barbaras-reisen.blogspot.de

Ich feiere gerne jede Nacht, egal ob es von einem Tag auf den anderen oder von einem Jahr auf das nächste geht. Daher ist Silvester für mich nichts sooo Besonderes … Trotzdem finde ich natürlich die großen Feuerwerke oder Partys interessant, obwohl ich da vor Jahren mal eine erlebt habe, bei der es echt gefährlich zu ging; da zielten Menschen mit Feuerwerkskörpern auf Menschengruppen … Das Jahr drauf war’s bei uns dann ganz ganz ruhig: Wir waren über Weihnachten und Neujahr ganze drei Wochen in Südostasien unterwegs, ganz untypisch für uns sogar komplett organisiert, weil ich so gerne eine längere Tour auf dem Mekong machen wollte und das anders schlecht geht. Als wir am 31.12. in einem Ort namens Kampong Cham anlegten, hieß es schon, dass wir dort nicht laut feiern dürfen, aus Rücksicht auf die dortige Bevölkerung. Also waren wir abends nochmal draußen im Ort und haben auch etwas getrunken und eine Kleinigkeit gegessen. Um Mitternacht gab’s dann in der Bar des Schiffs etwas zu trinken; klar wurde da angestoßen und das Essen war auch besonders dekoriert. Am nächsten Tag dann mein absolutes Highlight! Das Schiff fuhr etwas weiter zu einem Sandstrand am Mekong und da konnten wir im Fluss schwimmen! Es war warm, das Wasser war angenehm, in der Ferne waren Einheimische mit Booten unterwegs, man sah Palmen und Natur und ich habe mich im Fluss treiben lassen und es genossen. Am Strand gab’s dann auch ein Picknick, es wurde gegrillt und als es dunkel wurde, hat die Besatzung noch ein paar Feuerwerkskörper abgefeuert. Aber mein Highlight war wirklich das Schwimmen im Mekong. Bei Wärme. Ein Traum!

Silvester und Neujahr in Kambodscha | Bild: Barbara Furthmüller www.barbaras-reisen.blogspot.de

Habt ihr schon einmal Silvester im Ausland gefeiert? Welche Bräuche haben euch besonders gefallen? Habt ihr etwas am deutschen Silvester vermisst? Ich freue mich auf eure Kommentare!

Christin

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Titelfoto: Pixabay