Im antiken Rom hatte jeder Gott, der etwas auf sich hielt, seinen eigenen Staatskult, das heißt eine offiziell geförderte Religion mit Priestern, Feiertagen und allem drum und dran. Silvanus nicht. Dennoch erfreute sich diese Gottheit einiger Beliebtheit, vor allem bei jenen, die ohnehin wenig darauf gaben, was in Rom so en vogue war: die Landbevölkerung.
Silvanus war ein Waldgott, der das bäuerliche Weltbild repräsentierte und als Erfinder des Pflanzenbaus verehrt wurde - ganz privat. Man spricht infolgedessen auch von einem Privatkult, zelebriert in den eigenen vier Wänden. Dargestellt wurde Silvanus meist mit einem Pinienzapfen oder dem Zweig eines Pinienbaums in der Hand sowie einem Hund als Begleiter. Die Pinie war ein Symbol für den Anbau milder, essbarer Früchte.
Wie viele der antiken Götter umgab Silvanus auch eine unheimliche Seite. So glaubte man, dass er Neugeborene rauben würde und man diese vor ihm beschützen müsse. Unheimliche Geräusche in Wäldern, die sich die Menschen nicht erklären konnten, wurden gerne Silvanus zugeschrieben. Wenn ein Baum umfiel und scheinbar niemand es hörte - Silvanus hörte es. Damit ist diese philosophische Frage auch geklärt.
Auf dem Höhepunkt
In der Kaiserzeit breitete sich der Silvanuskult sogar zeitweise bis in die Städte aus, allerdings vorrangig in den unteren Gesellschaftsschichten. Besonders populär war er unter Sklaven. Abbildungen von Silvanus wurden sogar an öffentlichen Bauten zugelassen, dennoch wurde der Schritt zum Staatskult nie vollzogen.
Silvanus' Anerkennung litt sicherlich auch darunter, dass er oftmals mit einem anderen Waldgott, mit Faunus, gleichgesetzt wurde, der bis heute viel populärer ist, auch unter seinem griechischen Namen Pan. Mitunter wurde Faunus auch als Silvanus' Vater genannt.
Andere Namensträger
Im ersten Jahrhundert lebte in Rom ein Politiker namens Marcus Plautius Silvanus, der das Amt eines Prätors bekleidete und für die Gerichtsbarkeit in und um Rom verantwortlich war. Als seine zweite Ehefrau Apronia bei einem Fenstersturz ums Leben kam, wurde Silvanus von deren Vater des Mordes bezichtigt. Der Politiker hingegen behauptete, seine Gattin hätte Selbstmord begangen. Der amtierende Kaiser Tiberius leitete persönlich die Ermittlungen und inspizierte den Tatort. Er entdeckte Spuren, die auf eine gewaltsame Auseinandersetzung schließen ließen. Ein großer Erfolg für „CSI: Antike". Marcus Plautius Silvanus glaubte nicht mehr an seine Chance und ließ sich von einem Gehilfen umbringen, da er zum Selbstmord nicht fähig war. Damit war diese römische Tragödie aber noch nicht an ihrem Ende angelangt. Silvanus' erste Frau Numantina wurde beschuldigt, ihren Ex-Gatten durch Magie zum Mord getrieben zu haben. Nichts mehr mit „CSI: Antike", jetzt war wieder knallharter Aberglaube angesagt. Letztlich wurde Numantina vor Gericht freigesprochen.