Silber — Das erste Buch der Träume (Kerstin Gier)

Kerstin Gier: Silber — Das erste Buch der Träume [Rezension] Silber — Das erste Buch der Träume (Kerstin Gier)Träume sind eine Faszination für sich. Ein Phänomen, das sich einen Grad an Unantastbarkeit erhalten hat. Denn woraus genau besteht ebenjener Stoff, aus dem Träume gemacht sind?


In ihrem neusten Jugendbuch greift Kerstin Gier diese Frage auf eine ganz besondere Weise auf. Die Antwort, die sie auf jene Fragestellung mit großem Einfallsreichtum und humorvoll ausstaffierter Bildhaftigkeit gibt, liest sich großartig. Zu dieser Erkenntnis durfte ich kommen, als ich mich an der Seite von Liv, Grayson & Co. ins bittersüße Land der Träume begab. Verträumt und gleichermaßen ausgeschlafen ... Aber lest (es) selbst ...

~ Rezension ~

Liv und ihre jüngere Schwester Mia ziehen um. Wieder einmal. Denn ihre Mutter hat eine neue Stelle als Professorin angetreten. Wieder einmal. Angekommen in ihrem neuen Zuhause (auf Zeit), beginnt Liv lebhaft zu träumen. Wieder einmal. Doch irgendwie sind diese Träume packender, unheimlicher und vor allem greifbarer als sonst. Liv, die von Natur aus eine neugierige Entdeckerin ist, möchte und muss diesem Phänomen, das hinter den Träumen mit dem langen Korridor, den rätselhaften Türen und den unglaublichen Begegnungen steckt, auf den Grund gehen. Denn dass ihr neuer Stiefbruder Grayson und seine beliebten Freunde eine merkwürdig scheinende Zeremonie auf einem Friedhof abhalten, mag im Traum noch annähernd plausibel sein, doch weshalb wissen die vier Jungs plötzlich Dinge über Liv, die sie ihnen niemals anvertraut hat? Eine beklemmende und dennoch verlockende Erkenntnis steigt in Liv auf.


Silber — Das erste Buch der Träume aus der Feder von Kerstin Gier ist ein wahrer Goldschatz für Fantasyliebhaber. Mit beständiger Bildhaftigkeit und einem lockeren Zungenschlag entführt die Autorin in eine (Traum-) Welt, deren Unglaublichkeit entzückt.
Ein wundervoll quirliges, akzentuiert stereotypes und zugleich geheimnisumwobenes Figurenensemble prägt und bereichert die Geschichte um Liv Silber. Vom angeschmachteten Schönling über die umsorgende Nanny bis zur unkonventionell lässigen Mutter sind alle mit von der Partie. Die Protagonistin selbst ist ein Teenager, dessen Leidenschaft darin besteht, Rätsel zu lösen ... und sich dabei in die eine oder andere Bredouille zu bringen, wobei die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit rasch verschwimmen.
Die Idee, welche diesem Buch zugrunde liegt, finde ich schlichtweg genial. Träume sind etwas sehr Persönliches, Einzigartiges und Reflektierendes. Kerstin Gier gelingt es ebenjene Eigenschaften auf bestechend mitreißende Weise in einen fantasievollen Kontext zu legen, der magnetisch anzieht. Sodass man als Leser die gleiche Neugier auf den Fortgang der Geschichte entwickelt wie Liv auf die Geheimnisse hinter den mysteriösen Traumtüren.
Zum Schreibstil sei gesagt, dass er unverhohlen jugendlich und aufgeweckt daherkommt. Eben genau der Zielgruppe der Lektüre entsprechend und angenehm zu lesen. Hinzu kommen ein charmanter Witz, eine Prise Ironie und gelegentlich auch reizend überspitzte Darstellungen, die um den Finger wickeln. Wie aus dem Leben gegriffen und sehr amüsant empfand ich so manchen Gedankengang Livs oder auch Bemerkungen Mias, deren Unverblümtheit den Nagel auf den Kopf treffen. Sehr erfrischend.
[Rezension] Silber — Das erste Buch der Träume (Kerstin Gier)Auch die optische Ausgestaltung des Buchs entspricht auf ganzer Linie einem Hingucker und sei an dieser Stelle unbedingt erwähnt. Angefangen beim einladend verspielten Cover bis zu den dezent schnörkeligen Applikationen, welche in die Kapitel eingestreut wurden.
Ebenso ergänzen die Beiträge des legendär-geheimnisvollen Tittle-Tattle Blogs, die weit über die Buchseiten hinaus für Furore sorgen, die Handlung pointiert.
In der Summe ein Jugendbuch, das den famosen Auftakt einer Buchreihe bildet, der durch juvenilen Charme, traumhafte Aha-Effekte und einen Cliffhanger, der herausfordernder kaum sein könnte, überzeugt. Ein silbrig glänzendes Lesevergnügen, dessen Spannungsbogen hervorragend aufpoliert ist, während hier und dort der verwendete Weichzeichner eine gewisse Vorahnung erlaubt.
FZIT: Versonnen. Verblüffend. Verrückt.


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