Zufällig haben Dilek, Chris und ich denselben Bus nach Siem Reap/Angkor Wat gebucht. Das Teuerste, was man hier in Kambodscha kriegen kann: 13$ für einen Bus, der vom Aussehen her sogar den deutschen TÜV überstehen würde, WIFI an Bord, gratis Wasser und ein erstaunlich leckeres Croissant. Absolute Freude, sowas hätte keiner erwartet! Und so gehen die 6h auch ziemlich schnell vorbei.
Aus dem Bus raus geschossener Müll
Wir wussten ja schon vorher, dass in der Nähe von Siem Reap ein Lastwagen in einen Strommasten gekracht ist, 12 weitere Strommasten deswegen umgekippt sind und damit die Hauptleitung aus Thailand lahmgelegt war. Jedoch bezieht die Stadt auch Strom aus Phnom Penh und wir dachten das wird schon nicht so schlimm sein, zumal der Unfall ja schon vor 4 Tagen war.
Wir fahren bei Nacht in Siem Reap ein. Und es ist dunkel. Finster. Stockduster. Mit dem Tuktuk in die Stadt und sich vorkommen wie im Krieg. Ich finde dann doch ein Guesthouse, zwar ohne Strom, aber was solls. Ohne Klimaanlage oder Ventilator wirds zwar heiss werden, aber an der Rezeption meinten sie, es könne sein, dass der Strom heute wieder angeschaltet wird.
Bis dahin wollen wir Essen gehen. Wo geht man in Siem Reap Essen? In der “Pubstreet”! Ich war noch nie in Pattaya (thailändisches Mallorca), ich will da auch nie hin, aber ich habe schon ein paar Berichte drüber gesehen. Und genauso sah diese ominöse Pubstreet aus: Ein westlicher Laden neben dem anderen, überall Leuchtreklame, laute schlechte Eurodance-Musik, Massagesalons, Restaurants, noch mehr grelles Licht, Schrott-Souvenir-Verkäufer, Massen an TukTuks und auf jedem Meter irgenjemand, der einen zu irgendeiner der oben genannten Sachen überreden will.
Eigentlich kommen die Touris ja hierher, um Angkor Wat anzuschauen. Dass das jedoch so ausartet hätte ich definitiv nicht gedacht und hab mich echt erschrocken, zumal ich bei meiner Recherche vorher auf vielen Blogs gelesen haben, wie toll sie die Stadt doch finden (das Gleiche ist mir übrigens auch bei Luang Prabang passiert….).
Wir essen also das kambodschanische Nationalgericht Pizza, verabschieden uns und jeder versucht, sein Hotel/Guesthouse zu finden (abseits der Pubstreet wars nämlich wieder stockfinster – der Rubel bekommt den Strom). Dort angekommen, bettel ich noch um eine Kerze, um überhaupt in mein Zimmer zu finden und schlafe schwitzend ein.
Die Überraschung am Morgen: Strom! Echter Strom für 3h! Ich lade schnell alles auf, was ich unterwegs so brauche, gehe was essen, schau mir den Irrsinn bei Tag an, sehe wieder den allgegenwärtigen Müll, die Armut und die Pubstreet mittendrin. Mir wird schlecht.
Am nächsten Morgen holt mich um 5 Uhr morgens mein Tuktuk-Fahrer (13$/ganzer Tag – der Fahrer selbst bekommt ca. 1,5 Dollar, der Rest geht an seine Chefs) ab und bringt mich nach Angkor Wat (20$/ganzer Tag – 80% davon gehen wohl an den reichsten Kambodschaner, dem Angkor Wat sozusagen gehört). Ich spaziere mit tausenden anderen Touristen durch die Dunkelheit an die berühmte Pfütze mit den Seerosen drin und langweile mich.
Mr. Safety, mein Fahrer
Ist ja noch dunkel, also gehe zu einem der vielen Restaurants, die drumrum verteilt sind. Bestelle einen Fruchtshake von der Karte für einen Dollar. Gebe diesen Dollar dem Herrn, der mir den Shake bringt. Der sagt jedoch, der Shake koste 2$. Ich antworte, er soll mir doch bitte die Karte bringen, weil ich ihm nicht glaube. Dann kommt er wieder mit einer Frau, die sagt, der Shake koste 3$. Ich lache nur noch und will die Karte. Die bekomme ich dann auch. Und auf der steht, der Shake koste 3,50$. Irgendwie verstehen sie es, dass sie da einen Fehler gemacht haben und die normale Touriabzocke hier doch ein bisschen zu weit geht und geben es überraschend schnell auf. Immerhin ist der Shake so schlecht, dass ich ihn nicht mal leer trinke. Macht aber nix, denn der Himmel wird so langsam hell und man muss hier für gute Fotos um einen guten Platz kämpfen. Ab in die Menge und mich ganz nach vorn zwischen einen Japaner (der mich die ganze Zeit grimmig anschaut) und einen Chinesen (der mich noch grimmiger anschaut und dabei nicht so nett klingende Laute von sich gibt) quetschen und darauf hoffen, dass die Wolken doch noch aufreissen.
Angkor Wat
Links neben mir sah es so aus
Der Rest vom Schützenfest
Tun sie aber nicht so ganz. Und deswegen verlasse ich das Kampfgebiet und gehe in den Tempel. Ich will hier gar nicht viel über die Geschichte und die Tempel ansich schreiben, das kann man bei Wikipedia z.B. viel ausführlicher nachlesen. Aber: Entgegen aller Erwartungen war ich sehr sehr beeindruckt (leider war der Lara-Croft Tempel AKA Ta Prohm im Hauptteil wegen Renovierungsarbeiten gesperrt). Was die damals da in den Urwald gebaut haben ist völlig zurecht Weltkulturerbe! Die Dimensionen sind schlichtweg wahnsinnig, ebenso die immer noch erhaltenen Mini-Details an den Tempeln selbst. Die Massen an Touristen wie ich selbst sind natürlich auch unfassbar, gerade wenn man bedenkt, dass man fast überall rumlaufen, alles anfassen und natürlich über die Massen hinaus abfotografieren kann. Mein Tuktuk-Fahrer bringt mich tapfer von Tempel zu Tempel, ich entscheide mich nach vieren trotzdem schon Schluss zu machen, da ich leichte Anzeichen meiner in den letzten Wochen entwickelten Tempel-Allergie verspüre und es ausserdem wahnsinnig heiss und schwül ist. Vorteil: Ich hatte eine tolle Zeit dort und hab mir die nicht mit zu viel “Muss-man-doch-gesehen-haben” versaut.
Lara Croft ist ein wenig in die Breite gegangen, hat jetzt aber auch ein IPad
About Pommesgibtsimmer
Fotograf aus Berlin. Versucht es ab 01/2013 mal mit dem Reisen, weil es in Berlin langsam zu kalt wird. Wenn Dich das interessiert, dann abonnier den Blog oder folge mir auf Facebook/Twitter.
Tags: angkor wat, Kambodscha, Pommesgibtsimmer, pubstreet, siem reap, stromausfall, Tempel, Weltreise 0 Comments/posted in Asien, Kambodscha