Siegfried Neuenhausen in Hannover - Teil 1 der Doppelausstellung im Kunstverein: "Kleine Welten", nur noch bis 14. August 2011
Der in Hannover lebende Künstler (geb. 1931 in Dormagen) wird mit einer Doppelausstellung geehrt. Der eine Teil, im Kunstverein, geht aber bereits am 14. August zu Ende. Nicht verpassen! (Im Sprengel Museum können Sie sich noch bis zum 9. Oktober Zeit lassen.)
Es sind "kleine" Welten - und doch wieder große Welten, denn der Künstler hat die kleinen Figuren zu Massenszenen zusammengefügt; (der einzelne) Mensch und Masse ist hier sein Thema. Das eine Mal ist es die erzwungene streng militärische Ordnung, die manchmal aber doch (kriegsbedingt?) chaotische Züge bekommen kann. Das andere Mal ist es die freiwillige Ordnung in einer Warteschlange, die sich aus dem Chaotischen wie von selber ordnet, ohne dass jemand das Ziel der Wartenden kennt.
Die kleinen Figuren sind aus Fangolehm geformt, ein Material, das so erhärtet, dass es nicht gebrannt werden muss. Ein feiner Duft liegt über der ganzen Ausstellung!
Die Bilder deuten es an: Die Objekte wurden gut in die Räume eingefügt, der Künstler hat die konkreten Räume spielerisch genutzt - das hat mir gut gefallen.
Zitat aus dem Pressetext:
"Mehrere tausend kleine figürliche Plastiken, männliche und weibliche gleich aussehende schwarze Figuren, sind unter dem Titel »Gleiche« in unterschiedlichsten Gruppierungen – vom geometrischen Marschfeld bis hin zur orientierungslosen Masse – eindrucksvoll arrangiert. Im Spannungsfeld von Ordnung und Zerstreuung, militärischer Formation und Menschenauflauf bewegen sich Neuenhausens hier gezeigte gesellschaftliche Untersuchungen von Massenphänomenen, Unterdrückung und Gewalt. Die exakte Anordnung in Reihen erweckt unweigerlich Assoziationen militärischer Paraden faschistischer oder sozialistischer Staaten und fasziniert zugleich durch ihre monumentale Wirkung. Im Zentrum steht das Motiv der Menschenmasse zur Repräsentation von Macht: einerseits staatliche Kontrolle, andererseits die ungeordnete Menge des Aufstands, des Protests oder der Revolte. Der Mensch in der Masse ist nicht nur aufgrund der gleichförmigen Gestaltung entindividualisiert, der Titel »Gleiche« und die gleichartige Darstellung jeder einzelnen Figur – passiv ohne Gestik – verkörpern Anonymität."
Hier noch ein Ausschnitt:
Eine Besonderheit im Kunstverein sind die Skizzenbücher, die so noch nie zu sehen waren. Darin hat Neuenhausen mit den verschiedensten Techniken all das verarbeitet, was ihm tagtäglich vor Augen kam, durch Collagen, Übermalungen z.B. von englischen Buchtexten, Aquarellskizzen, Fotos, übermalte Fotos usw. Sehr anregend!
© Die Bilder wurden als Pressefotos zur Verfügung gestellt und sind nicht frei verfügbar. Von oben nach unten die ersten beiden Fotos: Raimund Zak; das dritte und vierte: Stefan Neuer, alle jeweils © VG Bild-Kunst. © Text: Dr. Helge Mücke, Hannover.