Siegfried Held: «Dynamo kann sich gegen Dortmund wehren»
Herr Held, Sie sind beim BVB eine Legende und derzeit Fanbeauftragter. In Dresden, wo Sie Anfang der 1990er Trainer waren, verehrt man Sie noch immer. Was bedeuten Ihnen die beiden schwarz-gelben Vereine?
Siegfried Held: In Dortmund habe ich meine ersten Schritte im großen Fußball gemacht, bin hier Nationalspieler geworden, wohne hier auch seit dem Ende meiner Spielerlaufbahn 1977. Die Borussia steht mir sehr nahe. Und in Dresden hatte ich als Trainer trotz der schwierigen Bedingungen nach der Wende eine schöne Zeit. Die Erfahrung möchte ich nicht missen.
Sie wissen, dass Sie in Dresden nach wie vor nicht nur wegen Ihres Nachnamens als Held verehrt werden?
Held: Das ist schön. Ich habe mir damals auch Mühe gegeben. Ich hatte das Glück, dass ich eine Mannschaft und ein Trainerteam hatte, die hervorragend mitgezogen haben.
Gibt es noch Kontakte nach Sachsen?
Held: René Müller oder Matthias Maucksch habe ich bei Treffen der früheren Nationalspieler mal getroffen. Das waren tolle Wiedersehen.
Sie waren im vergangenen Jahr mit Borussia Dortmund bei einem Freundschaftsspiel zu Gast. Wie war Ihr Eindruck?
Held: Die Dresdner haben ein tolles Stadion gebaut, da hat jetzt auch der Komfort Einzug gehalten. Das war ja zu meiner Zeit eine Bruchbude.
Mit Ralf Loose ist nach Ihnen und Horst Hrubesch der dritte Ex-Borusse Trainer bei Dynamo. In Matthias Sammer hat ein Ex-Dresdner den BVB jahrelang als Spieler und Trainer geprägt. Zufall?
Held: Ich glaube, das ist rein zufällig. Ich weiß zumindest von keiner Absprache und kann mir nicht vorstellen, dass es da eine Verbindung gibt.
Sportlich ging die Schere zwischen Dynamo und Borussia Mitte der 1990er weit auseinander. Der BVB gewann die Champions League, Dynamo dümpelte zwischenzeitlich in der Viertklassigkeit. Welche Gemeinsamkeiten gibt es dennoch zwischen den beiden Klubs?
Held: Dresden ist auch ein Traditionsverein, der allerdings in Zeiten der Wende große Startschwierigkeiten hatte. Ganz salopp ausgedrückt: Ohne Moos, nix los. Es gab immer wieder finanzielle Probleme – insofern ist die Schere da stark auseinandergegangen. Aber trotz der unterschiedlichen Entwicklung ist der gemeinsame Nenner wohl der Kultstatus bei den Fans.
Was genau haben Sie als Fanbetreuer beim BVB zu tun?
Held: Das ist eine Beschäftigung, die Spaß macht. Überall wo ich hinkomme, herrscht Freude. Die Fanklubs laden mich zu Veranstaltungen und Jubiläen ein. Fanbetreuung ist zwar nicht nur Freude, aber das Komplizierte machen andere. Es gibt beim BVB drei hauptamtliche Fanbetreuer, aber ich bin der Mann für die schönen Stunden.
Verzeihen Ihnen denn die Dortmunder, dass Sie mal Trainer beim Erzrivalen Schalke 04 waren?
Held: Viele haben einen schwarzen Fleck in ihrem Lebenslauf, das ist meiner. Das war damals Anfang der 1980er Jahre mein Einstieg als Trainer. Die Fans frotzeln natürlich ab und an mal darüber. Aber ich bin ja nicht der einzige, der von Dortmund nach Schalke gewechselt ist oder umgekehrt.
Dortmunds Fans haben ein extrem positives Image.
Held: Wir haben sehr gute Fans und sie werden auch gut betreut. Der Verein tut viel dafür, um die Fans daran zu erinnern, dass sie auch das Image des Vereins mitverkörpern. Ich finde, in Dortmund ist das sehr gut gelungen. Wir haben ein tolles Stadion, die größte Stehtribüne Europas – die «Gelbe Wand» -, gibt ein tolles Bild ab. Aber da muss man auch erstmal was draus machen. Und da möchte ich unseren Fans ein Lob aussprechen: Die machen auch was draus.
Wie sind denn Ihre Erinnerungen an die sehr ambivalente Dresdner Anhängerschaft?
Held: Aus meiner Zeit kann ich nichts Nachteiliges sagen. Die Fans haben die Mannschaft hervorragend unterstützt, sind in großen Scharen zu den Auswärtsspielen mitgefahren. Ich kann mich nicht erinnern, dass es da Randale gab.
Was glauben Sie, wie das Spiel ausgeht (20.30 Uhr/ZDF und im news.de-Liveticker)?
Held: Dortmund ist klarer Favorit. Alles andere als ein Sieg für Dortmund wäre eine Riesenüberraschung. Tippen möchte ich nicht, da täuscht man sich sowieso.
Glauben Sie, dass die Dresdner mehr Tore hinnehmen müssen als die Kölner am Wochenende?
Held: Nein, nein. Dagegen ist die Dresdner Mannschaft gewappnet. Die können sich auch wehren. Wenn man es darauf anlegt, dem Gegner das Leben schwer zu machen, dann wird es vielleicht auch ‘ne zähflüssige Sache. Destruktiv zu sein, ist immer einfacher. Aber im Endeffekt müsste Borussia gewinnen.
Siegfried «Siggi» Held machte nie viel Aufhebens um seine Person. Dabei ist der Mann mit den buschigsten Augenbrauen im deutschen Fußball eine Legende. Mit Borussia Dortmund holte er in seiner Traumsaison 1965/66 den Europapokal der Pokalsieger und wurde Deutscher Vizemeister. Dazu wurde der damals schnellste Spieler der Bundesliga 1966 Nationalspieler und mit Deutschland Vize-Weltmeister. Beim legendären Endspiel im Wembleystadion stand der gebürtige Sudetendeutsche gemeinsam mit Uwe Seeler und Franz Beckenbauer auf dem Platz. Als Trainer reiste Held viel herum, arbeitete neben der Station bei Dynamo Dresden unter anderem als Nationaltrainer Maltas, Islands und Thailands. Heute ist der 69-Jährige Fanbeauftragter von Borussia Dortmund.
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DFB-Pokal – «Dynamo kann sich gegen Dortmund wehren»
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