Sie wollen sich als Führungskraft bewerben. Kennen Sie die Bilanzen des Unternehmens ?

Es wird ja auch von Ihnen als neuer Kandidat eine absolut offene "Lebensbilanz" erwartet. Alle "Karten" auf den Tisch ! Also überprüfen auch Sie vorher Ihre neue Firma. Was nutzt ein toll bezahlter neuer Job, wenn später die Insolvenz droht ?

Sie wollen sich als Führungskraft bewerben. Kennen Sie die Bilanzen des Unternehmens ?

Wie steht das Unternehmen und seine Mitarbeiter da? Bild pixabay

Um Unternehmensbilanzen zu verstehen, müssen Bewerber kein BWL studieren. Auch interessierte Laien können sich mit etwas Sachkunde selbst über ihren künftigen Arbeitgeber informieren. Alles, was dafür nötig ist, sind einige Kennzahlen - und ein Taschenrechner. Der Allrounder versucht hier Ihnen die wichtigsten "Eckdaten" zu erklären.
Lohnt es sich, die Aktien eines Unternehmens zu kaufen? Oder ist das Papier überbewertet? Ein Blick in die Unternehmensbilanz kann helfen, solche Fragen zu klären. Das Zahlenwerk muss für Laien keineswegs ein Buch mit sieben Siegeln sein.
Die meisten Unternehmen veröffentlichen ihre Bilanzen mittlerweile auch im Internet. Die Bilanz ist zudem ein Pflichtteil des Jahresabschlusses eines Unternehmens. Die wichtigsten Bestandteile des Jahresabschlusses sind die Bilanz, die Gewinn- und Verlustrechnung und der Lagebericht.  Um eine Firma zu bewerten, sollten immer alle drei Teile betrachtet werden.
Der Aufbau einer Bilanz ist gesetzlich vorgegeben.  Auf diese Weise werden unterschiedliche Betriebe vergleichbar. Jede Unternehmensbilanz beinhaltet Aktiva und Passiva: Auf der Aktivseite steht grob gesagt alles, was ein Unternehmen besitzt - also die Vermögenswerte vom Bürostuhl bis zum Aktienbesitz. Auf der anderen Seite steht, wie das Ganze finanziert wird, also wo die Mittel herkommen. Eine Bilanz ist nur dann korrekt, wenn unterm Strich auf der Aktiv- und auf der Passivseite dasselbe steht.
Doch worauf kommt es beim Lesen einer Bilanz an? Der Allrounder empfiehlt immer zuerst auf die Veränderungen im Vergleich zum Vorjahr zu achten. Als nächstes sollte man im Lagebericht nachsehen, warum sich etwas verändert hat. Welcher Bereich hat sich besonders positiv oder negativ entwickelt? Einige Posten sollten immer genauer unter die Lupe genommen werden:

Firmenkapital  

Eine Kennzahl zur Bewertung eines Unternehmens ist die Eigenkapitalquote. Sie beschreibt den Anteil der eigenen Mittel am gesamten Betriebsvermögen. Generell gilt, je mehr Eigenkapital eine Firma hat, umso besser.

Schulden

Schlecht für die Wettbewerbsfähigkeit ist es, wenn das Unternehmen hohe Schulden drücken. Die Verschuldungsquote wird errechnet, indem das Fremdkapital der Firma, also das geliehene Geld, durch ihr Eigenkapital geteilt wird.

Gewinn

Ein Bewerber sollte sich auch die Gewinn- und Verlustrechnung ansehen. Eine relativ unverfälschte Kennzahl ist das EBITDA, also der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen. Beim EBITDA werden vom Umsatz im Wesentlichen nur Material- und Personalkosten abgezogen. 

Liquidität

Mit dieser Kennzahl wird ausgedrückt, wie flüssig ein Unternehmen ist. Ablesen lässt sich die Liquidität aus der linken Spalte der Bilanz, den Aktiva. Da Grundstücke und Maschinen nur schwer in Zahlungsmittel umzuwandeln sind, berechnet man meist die Liquidität ersten Grades: Dafür werden die verfügbaren Barbestände und Bankguthaben durch die kurzfristig fälligen Verbindlichkeiten geteilt.

Mittel für Investitionen

Der Allrounder empfiehlt zudem auf die Cashflow-Rate zu achten, also den Mittelzuwachs im Verhältnis zum Umsatz. Der operative Cashflow sagt aus, wie viel das Unternehmen investieren kann, ohne einen Kredit bei der Bank aufzunehmen. Die Cashflow-Rate kann man vergleichen mit der Sparrate bei Privathaushalten: Wie viel Prozent des Einkommens werden jedes Jahr beiseitegelegt und stehen für Investitionen zur Verfügung?

Die Aussagekraft einer Bilanz hat jedoch auch Grenzen: Traue keiner Bilanz, die du nicht selbst gefälscht hast !  

Ein Jahresabschluss wird nach bestimmten Regeln für die Öffentlichkeit erstellt, die Realität sieht jedoch mitunter ganz anders aus. Unbedingt auch das Kleingedruckte lesen: "Wir arbeiten unter Hochdruck an der Entwicklung neuer Produkte, bedeutet im Klartext: Das Unternehmen hat Probleme mit Innovationen."
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