Neulich hatten wir Besuch von einer Freundin und ihrer zehnjährigen Tochter. Wir redeten über dies und das und irgendwann kamen wir auch auf das Thema ›Kinder‹, irgendwas mit Erziehung und so weiter. Und so sprachen wir über ›Verantwortung im Haushalt‹.
Die Freundin ist der Überzeugung, ihre Tochter müsse im Haushalt keine Aufgaben übernehmen. Natürlich dürfe sie ihrer Mutter helfen und Dinge abnehmen. Und sie freue sich auch, wenn sie das von sich aus machte und lasse sie das auch wissen. Aber feste Aufgaben im oder rund um den Haushalt die sie erledigen müsse habe ihre Tochter nicht.
Verantwortung im Haushalt kommt noch früh genug. Sie soll so lange wie möglich Kind sein dürfen. Ich hab sonst das Gefühl, ihr einen Teil ihrer Kindheit zu rauben, wenn ich von ihr verlange, von ihrer wenigen Freizeit auch noch einen Teil für den Haushalt zu opfern.
Ihr ahnt es sicher schon – sonst würde ich diesen Post kaum schreiben – aber diese Auffassung teilen ich und meine Frau nicht. Um ganz ehrlich zu sein glauben wir sogar, dass wenige kleine Aufgaben im Haushalt einem Kind oder dann etwas mehr bei einem jugendlichen weniger Zeit ›raubt‹, als es demjenigen in seiner Entwicklung zurück gibt. Ich glaube Verantwortung im Haushalt gibt einem Kind einen Teil seiner persönlichen Reife.
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Dabei will ich gar nicht so sehr auf »ein bisschen Hilfe bei der Hausarbeit hat noch keinem Kind geschadet«. abstellen. Der Spruch ist so ausgelutscht. Auch geht es mir weniger um Entlastung von uns Erwachsenen. Natürlich ist es schön, wenn ein Kind – so es das schon kann – schon die Wäsche aufgehängt hat und man als Eltern auch mal früher ›Feierabend‹ machen kann. Das ist für mich aber gar nicht der Punkt.
Es sind ganz andere Aspekte die unserer Meinung nach zählen und wichtig sind, weshalb wir finden, auch Kinder müssen im Haushalt selbstverständlich etwas übernehmen. Und außer einem ›Danke‹ wird das auch nicht ›entlohnt‹.
Letztlich lernt unser Kind doch dadurch Verantwortung zu übernehmen. Wenn es den Brottisch decken soll und seine Aufgabe nicht oder zu spät erledigt, müssen alle anderen in der Familie darunter ›leiden‹. Jeder hat Hunger und keiner kann was essen, weil der Tisch noch nicht gedeckt ist. Wenn das Kind mit abräumen d’ran ist, dann kann es eben erst spielen, wenn der Tisch abgeräumt ist. Je länger es trödelt, desto mehr Zeit verliert es. Es liegt also in seiner Verantwortung.
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Es geht für mich dabei um Zuverlässigkeit von und Vertrauen in das Kind und darin, dass es seine Aufgaben erledigt. So wie es Vertrauen in uns und unsere Zuverlässigkeit haben kann und haben können muss, dass der Kühlschrank gefüllt, Essen gekocht, Kleidung gekauft, Wäsche gewaschen, kaputte Dinge repariert werden.
Auch geht es darum zu zeigen, dass sein Verhalten auch dann Konsequenzen hat, wenn Mama und Papa nicht aktiv Grenzen setzen und konsequent die Ansagen durchziehen. Und zu guter Letzt auch darum, dem Kind zu zeigen, dass ein Haushalt und ein halbwegs reibungsloses Familienleben keine Selbstverständlichkeit sind – sondern irgendwer dafür sorgen muss, dass alles funktioniert.
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Und so halten wir es schon seit sie etwa 18 Monate jung war. Der Frosch hat bei uns zwei kleine ›Aufgaben‹. Zum Einen hilft sie uns beim Tisch hin- und abräumen.
Beim Abräumen machen wir es so, dass alles was sperrig, zu schwer oder zerbrechlich ist wir Eltern vom Tisch wegräumen. Was sie aber tragen kann, stellen wir auf einen Stuhl in ihre Höhe. Ich oder meine Frau stellen uns dann in die Küche und sie bringt die Sachen vom Stuhl in die Küche und gibt sie uns.
Ihre zweite ›Aufgabe‹ ist das abendliche Aufräumen im Wohn- und Kinderzimmer. Alles was den ganzen Tag in der Wohnung kreuz- und quer verteilt wurde wird zusammen aufgeräumt. Dazu singen wir ein Aufräumlied und machen gemeinsam etwas Ordnung.
Summa summarum ›kostet‹ das unsere Tochter vielleicht zehn Minuten täglich. Aber so trägt sie schon jetzt ihren Teil zum Familienleben bei. Sie ist Teil der Familie und lernt, von alleine passiert bei uns eben gar nichts. Alles ist Arbeit und kostet Zeit. Aber wenn jeder seinen Teil erledigt, helfen wir uns gegenseitig und sorgen dafür, dass auch morgen die Familie noch funktioniert.