Allein in Deutschland gibt es inzwischen fünf Ligen, wo unter Profibedingungen gespielt und trainiert wird: Bundesliga, 2. Liga, 3. Liga, Oberliga und Regionalliga. Da geht die Bezahlung dann vom Topspieler in Millionen pro Monat bis hin zu unter 5 Euro die Stunde.
Fußballprofi. Das klingt nach einem Traumjob. Das Hobby zum Beruf machen, ein bisschen kicken und vor allem: nie mehr finanzielle Sorgen. Die Realität sieht aber oft anders aus. Nur jeder zehnte professionelle Fußballer hat nach der Karriere ausgesorgt. Lediglich Spieler, die dauerhaft im Spitzenbereich der Bundesliga sind - also Top-Leute und Nationalspieler - können absolut sorgenfrei von ihrem Job leben. Nur dieser kleine Kreis ist so abgesichert, dass die Spieler nicht mehr gezwungen sind, nach der Laufbahn für ein weiteres Einkommen zu sorgen.
Bei einem Großteil kann aber keine Rede davon sein, dass es sich um ein Leben frei von finanziellen Zwängen handelt. Die Gehälter fallen relativ stark ab, auch schon im Bereich der Bundesliga.
Großes Geld wird schon in der 2. Liga und erst recht in der 3. Liga nur selten verdient. Manchmal stehen Leistung und Verdienst sogar schon in einem fragwürdigen Verhältnis. Es gibt insbesondere in der Regionalliga Fälle, in denen Spieler unter vollprofessionellen Bedingungen mit täglichem Training, Spielen an den Wochenenden und unter ständiger Verfügbarkeit mit einem Stundenlohn von vier Euro nach Hause gehen!
Viele Angebote reichen nicht zum Auskommen
In der 3. Liga bekommen manche Spieler – ebenfalls unter vollprofessionellen Bedingungen - Verträge mit einem Gehalt von 1000 Euro brutto angeboten. Da werden natürlich keine Reichtümer angehäuft. Ganz im Gegenteil : Diese Spieler sind privat oft auf das Geld der Eltern oder Ehefrau angewiesen. Trotzdem werden auch solche Angebote angenommen. Um im Geschäft zu bleiben und den Traum vom großen Fußball weiterleben zu können.
Hinzu kommt, dass Fußballer in der Regel nur 10 bis 15 Jahre Zeit haben, ihrem Beruf nachzugehen. Auch deshalb gilt es, frühzeitig an eine zweite Karriere zu denken. Gerade die Zweit- und Drittligaspieler sind natürlich angehalten, die Grundregeln des Fußballs einzuhalten, rät der Allrounder: Sparen, Risiken absichern (etwa über eine Berufsunfähigkeitsversicherung) und das Erstellen eines Plan B. Im Idealfall wissen Fußballer schon während der aktiven Karriere, in welchem Beruf sie im Anschluss arbeiten wollen und können. Das sind die Säulen eines verantwortungsvollen Umgangs mit der eigenen Laufbahn. Denn das nächste Foul kann immer das Karriereende bedeuten.
"Clevere" Kicker sorgen vor
Hilfestellung gibt es von der Spielergewerkschaft VdV zu den Themen Geldanlage, Laufbahn-Coaching und berufliche Aus- und Weiterbildung. So besteht durch die Zusammenarbeit mit vielfältigen Bildungspartnern zum Beispiel die Möglichkeit, an spielfreien Tagen auf der Geschäftsstelle Hochschulklausuren nachzuschreiben.
Doch wie viele der Fußballer sind so clever und haben tatsächlich einen Plan B in der Tasche? "Ein gutes Viertel", schätzt der Allrounder. " Als Faustformel kann man sagen, dass drei von vier Profis am Ende der Karriere keine abrufbaren beruflichen Qualifikationen haben." Gerade vor diesem Hintergrund sind Aus- und Weiterbildungen parallel zur Laufbahn so wichtig.
Junge Profis zu sorglos
Doch vor allem junge Spieler haben immer wieder Probleme, den Blick über den Fußballzirkus hinaus zu richten und vergessen, dass der Traum vom Profidasein schnell ausgeträumt sein kann. Eine Befragung der VdV in Zusammenarbeit mit der FH Koblenz hat ergeben, dass besonders U23-Spieler insgesamt zu sorglos sind. Dabei haben gerade viele junge Spieler nur Quoten-Verträge über die U23-Regelung. Die Nachwuchsteams der Bundesligisten dürfen ja bis auf wenige Ausnahmen nur mit U23-Akteuren spielen. Da ist es häufig so, dass Spieler, die 24 werden, keinen Vertrag oder eine adäquate Folgeanstellung bekommen. Und landen dann sogar in Hartz IV.
Während Freunde aus der Schulzeit dann schon "Bachelor-Abschluss oder Meisterbrief" in der Hand halten, stehen die jungen Fußballer wieder am Anfang. Keine einfache Situation, besonders wenn die Spieler schon zu Hause ausgezogen sind und sich einen gewissen Lebensstandard angeeignet haben. Die Arbeitslosigkeit droht schneller, als mancher denkt.
VdV-Camp als Plattform
Profis, die keinen neuen Vertrag erhalten haben, landen oft im Spielercamp der VdV. Die Gewerkschaft bietet vereinslosen Kickern dort die Möglichkeit, unter professionellen Bedingungen zu trainieren und sich in Testspielen den Scouts der Vereine zu präsentieren. Häufig müsse man ein bis zwei Ligen nach unten gehen, um einen Neuanfang zu starten.
Beim letzten Camp konnten 85 Prozent der Teilnehmer einen neuen Arbeitgeber finden. Das ist ein Rekordwert, aber auch eine Folge der veränderten Zusammensetzung der Gruppe. Während früher vor allem Profis im Herbst ihrer Karriere um einen letzten Kontrakt kämpften, sind heute viele dabei, die über die angesprochene U23-Regelung gestolpert sind. Doch längst nicht alle finden den Weg zurück. Allzu häufig ist der Traum von der Profikarriere und dem großen Geld dann bereits ausgeträumt. Dann ist es höchste Zeit für Plan B.
Sportallrounder
Quelle auszugsweise Fussball.de