Werner mit 14
Sie hat es verdient
Ihr Lieben,
Morgen, am Mittwoch, den 14.09.11 wird im Ersten um 20:15 Uhr der Film
"Sie hat es verdient" gezeigt.
Ich möchte Euch allen sehr empfehlen, Euch diesen Film anzusehen, damit Ihr eine Ahnung bekommt, wozu junge Menschen untereinander fähig sind.
Ich selbst werde mir diesen Film nicht ansehen.
Das klingt etwas widersinnig, weil ich Euch doch diesen Film empfehle.
Aber das, was in dem Film geschieht, habe ich über vier Jahre in meiner Schulzeit selbst als Eselskind erleiden müssen und wenn ich mir den Film anschauen würde, würde das zu viele schmerzhafte Erinnerungen in mir auslösen.
Dass es damals mit mir während meiner Schulzeit nicht so ein schlimmes Ende nahm, wie mit dem einem Mädchen in dem Film, das zu Tode kam, hatte ich - soll ich sagen, "glücklicherweise" - einem der Haupttäter zu verdanken.
Wie er mir vor einigen Jahren erzählte, ist er immer dann eingeschritten, wenn ich schon völlig am Ende war und die anderen Schüler mich dennoch weiter quälen und foltern wollten.
Er tat das aber nicht aus edler Gesinnung, wie er mit gestand, sondern aus purem Egoismus: Er wollte mich noch möglichst lange quälen und foltern und das war nur möglich, wenn ich Gelegenheit erhielt, mich wieder zu erholen.
Aber nun zu dem Inhalt des Films:
Susanne Wagner wird 16, ihre Freunde und Freundinnen sind zur Feier erschienen – nur das Geburtstagskind fehlt. Ihre Mutter Nora macht sich Sorgen.
Was ist geschehen? Susanne ist heimlich verliebt in ihren Klassenkameraden Josch, den sie auch zur Party einladen wollte. Sie provozierte damit aber den Hass der ruppigen, mit Josch liierten Mitschülerin Linda.
Der sensible Junge tanzt ebenso wie die unscheinbare Kati nach Lindas Pfeife.
Zu Hause aber hat die schnoddrige Anführerin nichts zu melden. Ihr Vater Robert missbraucht sie; ihre Mutter Marianne verschließt davor die Augen, für sie ist die Tochter ein Monster. Tatsächlich gibt Linda sich alle Mühe, diesem Bild zu entsprechen.
Die wohlbehütete Susanne dagegen hat alles, was Linda fehlt.
Nachdem "Miss Piggy" – so wird Susanne verächtlich genannt – ihr nun auch noch den Freund auszuspannen gedenkt, will Linda der Nebenbuhlerin zum Geburtstag eigentlich nur einen Denkzettel verpassen.
Sie stachelt ihre Clique an, Susanne zu entführen. Auf dem Dachboden von Lindas Elternhaus gerät die Situation jedoch schnell außer Kontrolle. Auf Lindas Geheiß beginnen Kati und Josch, die verängstigte Mitschülerin erbarmungslos zu erniedrigen und zu misshandeln.
Josch hält die Situation schließlich nicht mehr aus und verständigt die Polizei. Im Krankenhaus erliegt Susanne ihren schweren Verletzungen. Nora kann nicht verstehen, warum ihre Tochter sterben musste. Ein Jahr später besucht sie Linda im Gefängnis. Die Antwort auf die Frage, warum ihre Tochter sterben musste, ist erschütternd: Sie hat es verdient!
Nach den S-Bahn-Schlägern von München und den Schul-Amokläufen ist das Thema Jugendgewalt beklemmend präsent. Regisseur und Autor Thomas Stiller, für "Unter dem Eis" mit dem Adolf-Grimme-Preis geehrt, verarbeitete das brisante Sujet zu einer der bemerkenswertesten Fernsehproduktionen der vergangenen Jahre.
Sein provokantes Drama gibt keine bequemen Antworten. Erschütternde Gewaltszenen, gefilmt mit dokumentarisch anmutender Handkamera, fordern dem Zuschauer einiges ab.
Dank kunstvoll gestaffelter Rückblenden löst der Film sich von der üblichen Erzählchronologie. Liv Lisa Fries spielt ein Mädchen, das so böse ist, wie man es noch nie im deutschen Fernsehen sah – dabei entspricht sie keineswegs dem Klischee der verrohten Ghettogöre aus dem sozialen Brennpunkt.
Der nette "Tatort"-Star Oliver Mommsen in der Rolle des inzestuösen Vaters ist ein weiterer Besetzungscoup. Neben Jule Ronstedt und Martin Feifel wird "Sie hat es verdient" geprägt durch die ausdrucksstarken Jungschauspieler Saskia Schindler, François Goeske und Sina Tkotsch. Veronica Ferres, die die Mutter des Opfers verkörpert, ist zugleich auch Koproduzentin des ambitionierten Projekts.
Das Foto wurde von Karin Heringshausen zur Verfügung gestellt