Der Ärzteschaft ist die Krankheit seit 3000 Jahren und länger bekannt. Und seit 3000 Jahren und länger klopft die Menschheit an die Tür der Ärzteschaft und bittet um Heilung. Fortune, März 1937
Die Rede ist von Krebs: Schon die persische Königin Atossa kämpfte gegen diese heimtückische Krankheit, die immer noch viele Fragen aufwirft. Fragen, die auch der junge Onkologe Siddhartha Mukherjee nicht so einfach beantworten konnte. Im Gegensatz zu den vorherigen Jahrhunderten gibt es mittlerweile Heilungschancen und die Diagnose Krebs ist noch längst kein Todesurteil mehr. Doch der Krieg gegen den “König aller Krankheiten” ist noch längst nicht gewonnen. Wo stehen wir im Kampf gegen den Krebs? Mukherjee gibt auch Laien einen Einblick in die Geschehnisse auf dem “Schlachtfeld” gegen die scheinbar übermächtige Krankheit und beschreibt den verzweifelten Kampf der Patienten und Ärzte gegen den Krebs.
Nicht umsonst wurde Siddhartha Mukherjee 2011 für sein Erstlingswerk mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet: auf 580 Seiten (+ ausführlichen Anhang mit Anmerkungen, Quellen + Glossar) zeichnet er ein Portrait, eine Biografie einer der meist gefürchteten Krankheiten überhaupt. Man möchte meinen, dass es sich hier um ein schwer verdauliches Werk handelt, das nur mit entsprechenden “Fachchinesischen”-Kenntnissen zu verstehen ist. Dem ist aber nicht so. Ich war überrascht, wie fesselnd und spannend Mukherjee seine persönlichen Erfahrungen als Arzt mit medizingeschichtlichen Fakten und naturwissenschaftlichen Tatsachen verknüpft. Der Fokus seiner Erzählung liegt allerdings auf den Geschehnissen in den USA, dadurch werden die Leistung europäischer Wissenschaftler nur am Rande gestreift. Hier hätte ich mir eine etwas ausgewogenere Berichtserstattung gewünscht, aber das ist nun auch wirklich mein einziger Kritikpunkt.
Die Zeitreise durch die Geschichte der Krebsforschung liest sich fast wie ein Krimi. Wenig verwunderlich, da Mukherjee sich der Krankheit durch die Personen, die darunter leiden bzw. verzweifelt nach einer Heilungsmethode suchen. Unsere “Opfer” kämpfen einen verzweifelten Kampf gegen ihre Krankheit und wir blicken auch den “Ermittlern”, den Forschern und Ärzten über die Schulter. So grausam die Leiden der Erkankten sind, so hoffnungsvoll sind die Entdeckungen der Krebsforscher, aber auch wenn einige vielversprechende Waffen im Kampf gegen den Krebs entdeckt wurden, vollkommen zur Strecke gebracht wurde der “Täter” leider bis heute nicht.
Siddhartha Mukherjees Werk “Der König aller Krankheiten” kann ich interessierten Lesern nur empfehlen, allerdings sollte man nicht vor etwas medizinischem “Fachchinesisch” zurückschrecken und ein gewisses Interesse an naturwissenschaftlichen Zusammenhängen schadet sicherlich auch nicht. “Der König aller Krankheiten” ist ein ebenso spannendes wie informatives Wissenschaftsbuch, an dem auch Laien auf ihre Kosten kommen, ich habe es innerhalb weniger Tage verschlungen.