Sicherheitsforscher verlieren sich bei Fehlermeldungen in Symptomen

Wenn man Artikel wie den mit der Überschrift “Häufige Sicherheitsmeldungen langweilen Nutzer” bei Heise liest, neigt man als “Wissender” (sprich: IT-Fachmann) dazu, das Ganze mit dem unausgesprochenen Kommentar “nette Idee…” abzuhaken und nach wichtigeren Meldungen zu suchen.

Vielleicht blitzt noch eine Erinnerung an die eine oder andere merkwürdige, kuriose oder einfach nur lächerliche Fehlermeldung der letzten zwanzig Jahre aus Microsofts Windows-Betriebssystemen auf.

WindowsFehlerLustigDazu gibt es ja reichhaltige Sammlungen der schlimmsten Fehltritte im Internet zu finden.

Eigentlich meint man ja bei oberflächlicher Betrachtung, dass Fehlermeldungen dafür gedacht sind, einem Benutzer bei Fehlfunktionen seines Computers zu helfen, die beste Entscheidung darüber zu treffen, was sinnvollerweise als nächstes getan werden sollte.

Wenn man aber genauer darüber nachdenkt, muss man sich auch fragen, was denn passiert, wenn der Chirurg bei einer Blinddarm-Operation einen Schwächeanfall erleidet und umkippt. Wird der medizinisch völlig unbeleckte Patient dann geweckt, auf den Ausfall des Chirurgen hingewisen und nach dem weiteren Vorgehen befragt?

Oder was passiert, wenn man in einer Gefahrensituation im laufenden Straßenverkehr auf die Bremse tritt und diese sich als wirkungslos zeigt? Hört man dann vom Bordcomputer, von denen in einem modernen Mittelklassewage mehrere Dutzend eingebaut sind: “Es ist ein Fehler beim Bremsvorgang aufgetreten. Ignorieren oder nützliche Tipps geben?

Fehler passieren in Computern, wenn Hardware oder Software nicht machen, was sie sollen – und dafür ist nicht der Benutzer verantwortlich, sondern der Hersteller. Als Computer zum Beispiel in der großen Zeit der IBM in den 60er und 70er Jahren noch Geräte für ausgebildete Spezialisten waren, gab es sogenannte “Operator”, die nur dafür ausgebildet und da waren, die Maschinen zu bedienen. Zu dieser Zeit war ich Service-Ingenieur bei der IBM – der Verantwortliche, wenn der Rechner nicht machte, was er sollte und der Operator nicht mehr weiter wusste.

Dann kam die Zeit der Personal Computer (PCs), die die Fachleute eher für “Spielzeug für Technik-Freaks” hielten. Als der IBM-PC und seine schnell aufkommenden Wettbewerber aber in den Massenmarkt gingen, versäumten die Hersteller, sie so zu bauen, dass sie unter allen Umständen korrekt arbeiten, ohne einen völlig überforderten Benutzer bei Problemen zu befragen, was denn nun zu tun sei.

Möglich wäre das durchaus, denn inzwischen hat schon mein Smartphone mehr Rechenleistung, als damals alle IBM-Großrechner in meinem Servicebezirk am linken Niederrhein zusammen…

Wenn ich auf den eingangs erwähnten Heise-Artikel zurückkomme und das MRT-Bild-gestützte Geschwafel von Psychologen verinnerliche, wird eines klar:

Statt diese Probleme in Hard- und Software grundsätzlich zu beseitigen, kuriert man lieber an den Symptomen herum und macht sich Gedanken darüber, ob ein Lachmännchen oder ein roter oder schwarzer Rand besser dafür geeignet sind, einem Benutzer Aufmerksamkeit abzufordern, der mangels technischem Grundlagenwissen über seinen PC überhaupt nicht wissen kann, worum es bei dieser Fehlermeldung geht.

Eigentlich gehören diese Fehlermeldungen komplett auf den Abfall, statt die Benutzer damit zu belästigen. Ich bin gespannt, wer in Zukunft zur Verantwortung gezogen wird, wenn eines der auch bei uns schon zugelassenen selbstfahrenden (sprich: von einem Computer gesteuerten) Autos einen Unfall baut – der Autobauer, der Programmierer oder doch wieder der Fahrer als Benutzer?


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