Wir setzen unsere Reihe fort, wie man sich anonym durch das Internet bewegen kann und dazu gehört natürlich auch eine sichere Email-Adresse. Im Folgenden stellen wir die besten Anbieter und unsere Benutzererfahrungen mit ihnen vor.
1. Testsieger: Posteo.de
Privatsphäre: An erster Stelle der sichersten Email-Dienste steht für uns Posteo.de, der momentan das Nonplusultra in Sachen Verschlüsselung und Anonymität bietet. Dafür setzt Posteo unterschiedliche Verschlüsselungsarten an, die an verschiedenen Stellen greifen. Der Zugriff auf ihre Server wird mit TSL-Verbindungen verschlüsselt und gleichzeitig mit den Technologien PFS (Perfect Forward Secrecy) und DANE/TLSA gesichert. Letztere verhindern, dass Dritte versuchen, die Verbindungsdaten des Users nachträglich zu entschlüsseln. Zudem werden der Mailverkehr auf dem Transportweg und die Festplatten aller Posteo-Server verschlüsselt. All das geschieht automatisch, der Nutzer kann sicher Emails verschicken, ohne sich selbst um die Verschlüsselung durch beispielsweise einen Schlüssel kümmern zu müssen.
Benutzeroberfläche: Posteo ist auch deswegen unser Testsieger, da die Benutzerfläche sehr gelungen ist. Selbst Benutzer, die sich nicht mit Computern oder im Internet auskennen, können alles problemlos handhaben. Für uns war neu, dass man eine Nachricht öffnen und gleichzeitig auf die anderen Emails im Posteingang zugreifen kann. Das erspart dem Nutzer viel Hin- und Herklicken. Der verschlüsselbare Kalender und das Adressbuch sind weitere nette Zusatzoptionen. Das Postfach bietet 2GB Speicherplatz und ist erweiterbar.
2. Private.ki
Privatsphäre: Private.ki ist bis jetzt erst in der Betaversion veröffentlicht worden, klingt aber vielversprechend. Die Plattform verspricht eine sichere und einfache Emailverschlüsselung. Eine Verschlüsselungssoftware muss dazu nicht installiert werden, der Schlüssel bleibt lokal beim Benutzer. Dadurch kann nicht einmal der Anbieter die Emails entschlüsseln, weswegen Druck durch Geheimdienste nutzlos würde. Nur der Empfänger kann die Email lesen. Die Verschlüsselungstechniken umfassen PGP und https/SSL.
Benutzeroberfläche: Noch nicht getestet.
3. Mailbox.org
Privatsphäre: Das Unternehmen Mailbox.org aus Berlin setzt auf ein ähnliches Prinzip wie Private.ki. Im Posteingang lassen sich sämtliche Emails mit einem PGP-Key verschlüsseln, selbst wenn sie vom Sender unverschlüsselt versendet wurden. Wenn also ein Hacker den Account knacken würde oder Mailbox.org durch einen richterlichen Beschluss dazu gezwungen würde, das Postfach herauszugeben, wären die gespeicherten E-Mails trotzdem unlesbar. Zusätzlich werden die Daten mit SSL gesichert.
Benutzeroberfläche: Noch nicht getestet. 2-50GB Speicher möglich, für Fotos und Dokumente bis zu 100GB Speicherplatz.
4. Hushmail.com
Privatsphäre: Hushmail.com ist eine beliebte Anlaufstelle in der Hacker-Szene, was uns ein bisschen verwundert, denn der Anbieter ist mit Vorsicht zu genießen. In den allgemeinen Geschäftsbedingungen liest sich, dass Hushmail IP-Adressen des Users bei jedem Besuch speichert und auch seine Aktivitäten, wie das Lesen einer Email, aufgezeichnet werden. Bei einem Free-Account muss man sich zudem mindestens einmal alle drei Wochen einloggen, damit der Account nicht gelöscht wird. Man kann Emails verschlüsselt senden und dem Empfänger ein Passwort zukommen lassen, das dieser eingeben muss, um die Email zu lesen. Wenn der Empfänger ebenfalls Hushmail benutzt, werden die Nachrichten automatisch ver- und entschlüsselt. Das Unternehmen benutzt die Standardalgorithmen von Open PGP Standard und sichert den Mailverkehr zusätzlich mit https.
Benutzeroberfläche: Die Benutzeroberfläche von Hushmail wird nach dem Einloggen in Englisch dargestellt. Es ist nicht die schönste von allen aufgelisteten Anbietern, aber sie erfüllt ihren Zweck und man findet sich leicht zurecht. Beim Free-Account erhält der Nutzer 25MB Speicherplatz.
Privatsphäre: Bei Secure-Mail.biz ist die Verschlüsselung im Vergleich zu zum Beispiel Posteo nicht sehr hoch. Die Userdaten werden auf ihren Servern mit 4096 Bit verschlüsselt und es wird versprochen, dass nicht einmal die Administratoren an die Informationen des Nutzers kommen. Die Betreiber haben auch einen VPN-Dienst, was dafür spricht, dass bei dem Unternehmen auf Anonymität großen Wert gelegt wird. Allerdings gab es bei unserem Test mit dem Service immer wieder Bugs. Es wurde beispielsweise mit veralteten Sicherheitszertifikaten gearbeitet oder man konnte sich mit Firefox als Browser plötzlich nicht mehr anmelden.
Benutzeroberfläche: Ähnlich wie bei Posteo ist die Benutzeroberfläche von Secure-Mail.biz sehr modern und einfach zu verwenden. Es gibt ebenfalls die Funktion, dass man eine Email lesen kann und weiterhin Zugriff auf andere Nachrichten im Posteingang hat. Das Postfach stellt 45MB zur Verfügung.
Privatsphäre: Safe-mail.net verwendet die Verschlüsselungsform PKI, durch welche die Daten des Users auf jedem Schritt des Email-Versendens geschützt werden. PKI wird unter anderem auch von der US-Army, Airforce und Navy verwendet. Ob Letzteres von Vorteil ist, bleibt fragwürdig, denn eventuell könnte diese Verschlüsselung durch US-Geheimdienste geknackt werden.
Benutzeroberfläche: Beim Free-Account stehen dem User 3MB Speicherplatz zur Verfügung, was nicht viel ist. Die Oberfläche wird auf Englisch dargestellt und wirkt ein bisschen wie aus den 90er Jahren. Trotzdem kann man sich in dem Postfach leicht zurechtfinden.
Fazit: Bei all diesen Anbietern muss man für die Anmeldung keine persönlichen Daten wie den Namen oder die Adresse hinterlassen, weswegen sie für Personen, die auf Privatsphäre wert legen, zu empfehlen sind. Zudem bieten viele genannten Dienste Zusatzoptionen wie einen verschlüsselten Kalender und ein Adressbuch an.
Posteo ist unser persönlicher Favorit, auch wenn er einer der wenigen Anbieter ist, der keinen Free-Account anbietet. Aber für hohe Anonymität sind 1 Euro im Monat ein Schnäppchen. Wer sich dennoch für einen kostenlosen Email-Dienst entscheidet, muss unter Umständen eine schlechtere Verschlüsselung in Kauf nehmen.
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