Es gibt kaum ein nützlicheres jedoch bei unsachgemäßer Handhabung auch gefährlicheres Arbeitsgerät. Wann immer der Mensch etwas erreichen möchte, zu dem er mangels körperlicher Größe nicht imstande ist, nimmt er sie gerne zur Hand – die Leiter! Dabei spielt es keine Rolle, ob sich der Hausbewohner an der Fassade zu schaffen macht, oder lediglich der Schrank dort abgestaubt werden soll, wo eigentlich niemand hinsieht, außer natürlich, die fleißige Hausfrau. Für jeden Einsatzbereich gibt es passende Leitern. Daher ist es wichtig zu wissen, wie und wo man das nützliche Arbeitsgerät einsetzt.
Leitern für den Einsatz im Haushalt
Hausfrau in Stöckelschuhen auf Trittleiter © 77SG – Fotolia.com
Ein kleiner Ratschlag vorneweg. Ein Stuhl ist ein Möbel, keine Leiter. Ja, die Versuchung ist groß. Nur mal eben schnell die Energiesparlampe wechseln, oder das Bücherregal abstauben. Aber bitte, Finger weg. Die meisten Haushaltsunfälle passieren bei solchen Gelegenheiten. Oft wird dann, weil der edle Stuhl zu schade scheint, noch ein alter klappriger Hocker oder Ähnliches eingesetzt. Das kann böse ins Auge gehen und im Gipsverband enden. Zum Putzen im Haushalt oder für handwerkliche Arbeiten in nur geringen Höhen empfiehlt sich deshalb eine Trittleiter. Die extrabreiten Stufen dieser Leitern erinnern fast ans Treppen steigen und machen den „Aufstieg“ zum Kinderspiel. Oben angekommen sorgt der Sicherheitsbügel dafür, dass auch bei freihändigem Leiterstand kein Gefühl der Unsicherheit aufkommt. Billige Trittleitern, bei denen der Bügel gerade einmal bis zum Schienbein reicht, erfüllen diesen Zweck nicht. Der Sicherheitsbügel hat den zusätzlichen Vorteil, dass dort eine Ablagemöglichkeit fürs Werkzeug angebracht werden kann und auch ein Haken für den (Putz-)Eimer ist vorhanden.
Die Stufen der Leitern sollten durch ein entsprechendes Alu-Profil oder durch Kunststoffbeläge rutschfest ausgestattet sein. Kunststofffüße, die ebenfalls geriffelt sind, sorgen nicht nur für die nötige Standsicherheit, sie schonen auch den Bodenbelag. Gerade in einer Wohnung, beim der ein edler Holzboden verlegt wurde, kein unwesentliches Kaufkriterium. Da eine Trittleiter mit 5 Stufen für Raumhöhen bis 3,20 m ausgelegt ist, können fast alle Arbeiten innerhalb des Hauses damit bewerkstelligt werden. Geht es etwas höher hinaus, kommt z. B. eine Teleskopleiter zum Einsatz.
Leitern für „luftige Höhen“
Handwerker auf Bockleiter © Matthias Blaß
Spätestens, wenn es darum geht, die Fassade zu streichen oder die Dachrinne zu reinigen, kommen die großen Leitern ins Spiel. Bevor es an die technischen Variationsmöglichkeiten geht, steht zunächst die Frage an – Holz oder Aluminium? Allzu lange wird hier niemand überlegen müssen. Während Holz im Innenausbau und bei Möbeln sowie bei edlen Böden wegen seiner beeindruckenden Maserung sehr geschätzt wird, müssen Leitern mit anderen Features überzeugen. Sie sollen leicht zu transportieren (geringes Gewicht), pflegeleicht und preiswert sein. Alles Vorzüge von Leitern aus Aluminium. Allerdings sind diese Modelle nicht nur Leitern, sondern auch Leiter – Stromleiter wohlgemerkt. Dieser Umstand könnte demnach bei der Arbeit und Nähe zu Stromkabeln nicht ganz unbedeutend sein. Doch dürfte sich der Do-it-yourself Fan eher für Leitern aus Aluminium entscheiden.
Rund ums Haus kommt es ja zu den verschiedensten Herausforderungen. Da liegt es nahe, sich auch eine entsprechende „Kombi“-Leiter anzuschaffen. Was versteht man unter solchen Leitern? Eine Kombileiter kann in „abgeknicktem“ Zustand sowohl als Stehleiter (Bockleiter) als auch für große Höhen als Anlege-Schiebeleiter dienen. In der zuletzt genannten Teleskopfunktion sind Ausziehlängen bis zum fast vierfachen der Transportlänge keine Seltenheit. Ein weiterer großer Vorteil ist die Ausgleichsmöglichkeit bei Höhenunterschieden im Bodenbereich (bei Treppen oder am Hang). Eine Kombi-Leiter ist somit eigentlich mehrere Leitern in einer und gerade für den vielfältigen Einsatzbereich rund um Haus und Garten eine sinnvolle Alternative.
Handling und Zubehör
So lieber nicht: Sicherer Stand auf der Leiter © Matthias Blaß
Der sichere „Stand“ ist für die Arbeit mit Leitern das sprichwörtliche A und O. Der Boden sollte natürlich möglichst eben und nicht nass oder rutschig sein. Wird die Leiter an die Hausfassade angelehnt, sollte der Winkel (zum Haus hin) vom Boden zur Leiter in etwa zwischen 65° und 75° betragen. Nun, die wenigsten Handwerker werden ein überdimensionales Geo-Dreieck in der Tasche haben. Deshalb der Tipp: Sich seitlich an die Leiter stellen, die Füße berühren dabei die Leiter. Den rechten Arm anwinkeln und waagrecht in Richtung Leiter zeigen. Wenn der Ellenbogen den Leiterholm gerade so berührt, kommt das dem gewünschten Winkel recht nahe. Nachdem die Leiter sicher „steht“ und auch der Anlegewinkel stimmt, kann auch eine Fixierung oben hilfreich sein. Gerade bei Arbeiten im Garten (Obstbaumschnitt, Ernte etc.) kann es an den Ästen sehr rutschig zugehen. Muss die Leiter an einem Fenster angelegt werden, hilft eine „Überbrückung“ links und rechts zur Wand hin. Sollte das Zubehörteil zu schmal sein, kann mit einer Latte verbreitert werden. Auch beim Arbeiten an einer Dachrinne wäre es äußerst ungünstig, die Leiter an selbiger anzulegen. Durch einen Distanzhalter lehnt die Leiter dann an der sicheren Wand. Und bitte auch hier eines beachten: Sich auf den Leitern nie hinauslehnen! Lieber öfter ab- und wieder hochsteigen, als nur einmal abstürzen.
Und was geschieht bei einem längeren Arbeitseinsatz auf der „Sprosse“? Da drückt sich diese regelrecht durch den Schuh – das schmerzt und nervt. Eine Einhängeplatte kann da Abhilfe schaffen. Sie erinnert an die breite Stufe der Trittleiter und gestaltet das Arbeiten auch in großer Höhe angenehm. Wenn dann auch noch Wert auf die qualitativ hochwertige Verarbeitung gelegt wird, also, die Leitern durch kräftige Edelstahlbolzen arretiert werden, die Vernietung durch den ganzen Leiterholm erfolgt und vierfach gebördelte Sprossen auch bei starker Beanspruchung mit dem Holm verbunden bleiben, steht dem luftigen (Arbeits-)Vergnügen nichts mehr im Wege.