Es darf nicht verwundern, wenn ein Spross aus verarmenden Adel, der Graf Alexander ja ist, ein letztes Hohelied auf den Adel anstimmt. Er, Bruder der Gloria von Thurn und Taxis (Die Dame, die aristokratisch höflich einst feststellte, dass "Neger gerne schnackseln".), schrieb vor geraumer Zeit ein Buch über stilvolles Verarmen - ein Buch, das als Spöttelei auf jeden Sozialhilfebezieher gemeint sein könnte; denn wenn sich da ein adliger Dandy nonchalant über die langsam einschleichende Armut seiner Familie und seines Standes ergießt, dabei deutlich macht, wie schlecht es um ihn schon bestellt ist, weil er sich nur einen Urlaub im Jahr zulegen kann, dann darf man das getrost als dekadentes Parlando abtun - zumal er im gleichen Atemzug von Kurzaufenthalten in London und Paris berichtete, die er sich dann und wann einrichtet.
Aufrichtigkeit, Geradlini
Vergessen sei übrigens auch nicht der Vorgänger des Vorgängers, Ernst August Prinz von Hannover mit Titel, ein äußerst charmanter, aufrichtiger, geradliniger Mann mit Rückgrat und Regenschirm. Hätte sich damals eine öffentliche Diskussion darüber entfacht, ob man einen Adel, dessen einzige Geradlinigkeit darin besteht, geradlinig an Expo-Pavillione zu pissen und dessen einzige Aufrichtigkeit es ist, nach fürstlich vollbrachten Besäufnis aufrecht zu stehen: was hätten sie doch not amused
Guttenberg ist da nur das Paradebeispiel für viele andere Aristokraten, er ist nur der Primus - inter pares! Jetzt darf man inter pares hintendrein schieben, jetzt ist man ja unter sich. Graf Alexander deutet die Freundlichkeit mit "einfachsten Menschen" zu sprechen, zu einer Tugend, die zwar auch untadelige Unadelige besitzen können: mit aristokratischer Erziehung gelingt dergleichen aber sicherer. Dass der einfachste Mensch überhaupt als Begriff stattfindet, zumal in einer Diskussion, die mehr Standesdünkel offenbart als objektive Betrachtung überhaupt jemals möglich erscheint; eine Diskussion, die eine staubige Klasse wieder renovieren will: das sagt eigentlich schon alles aus! Wenn der Adel sich so herausputzt, wenn er Ideale als zwar universell und damit auf Unadelige übertragbar, aber vorzugsweise als aristokratisches Selbstverständnis verkauft, dann geht es nicht um Integration des Adels, dann beweist er nur seine Integrationsunwilligkeit, um bei den Begrifflichkeiten des politischen Alltags zu bleiben.
Der neue Erlöser der Noblesse, er ist einer der reichsten Männer im Lande; er betreibt ein Unternehmen, so berichtete das Magazin Zapp zu jener Zeit, als Guttenberg ins große politische Geschäft einstieg, welches seinen Reichtum verwaltet - und Alexander von Schönburg endet mit der Sentenz, dass es völlig genüge, wie Guttenberg zu sein! Es genügt also, ein eigenes Geldverwaltungsbüro zu besitzen! So sein wie er: Steuererleichterungen für Milliardenunternehmen fordern und Sozialstaatsstraffung vorschlagen, wie er das in einem seiner seltenen offenen Momente einem Magazin mitteilte. Der Vorreiter neuer Adelsverantwortung, die diesmal ja freiwillig vom Volk angenommen werden soll, er ist wahrlich integriert, kein verschrobener Spinner mit blauem Blut. Integrationspolitik betreiben hieße heute allerdings auch: die über Jahrhunderte erlangten Pfründe einer privilegierten Schicht in Staatsbesitz überführen, denn laut Grundgesetz verpflichtet nicht Adel, sondern Eigentum...