Wenn Kubaner von der „Periodo especial“ erzählen, erinnert das an die Erzählungen meiner Großeltern aus der Nachkriegszeit. Diese Woche habe ich eine kranke Bekannte zu ihrem 56.Geburtstag besucht, und sie hat ein bisschen aus ihrem Leben erzählt. „Ich habe in einem großen Büro in der Altstadt gearbeitet. Aber als dann die ‘Spezialperiode’ kam, gab es kaum noch Busse. Um 5 hatten wir Feierabend, erst um 7 kam ich beim Kindergarten an. Da waren schon alle anderen Kinder weg und mein Junge war der letzte. Mein Chef meinte, ich solle mich halt vordrängeln, um mit einem früheren Bus mitzukommen. Aber soll ich mich denn für einen Platz im Bus prügeln ? Nein, habe ich mir gesagt, das mache ich nicht, und habe gekündigt. Später habe ich mit meinem Mann Kuchen gebacken und auf der Straße verkauft. Abends haben wir oft hier gesessen, sind eingenickt und erst der Geruch des verbrannten Kuchens aus dem Ofen hat uns geweckt, so müde waren wir.“
Die „Spezialperiode“, also die schwere Wirtschaftskrise der 1990er Jahre, als die sowjetische Hilfe ausgefallen war, ist überstanden. Die Busse sind immer noch ziemlich voll, aber einen so überfüllten Bus wie auf dem Foto habe ich nur ein einziges Mal gesehen, nämlich vorige Woche. Die Kubaner stellen sich heutzutage wieder ordentlich hinten an, sei es an der Bushaltestelle, sei es im Geschäft – zumindest fast immer.
Die Schlange an der Copelia, der berühmten Eisdiele, ist immer so lang, dass ich mich noch nie angestellt habe. P.Abraham war neulich mit einem kubanischen Bekannten dort. Der sagte ihm: „Sag kein Wort, damit dein spanischer Akzent dich nicht als Ausländer verrät! Gib mir mal eben 10 Peso (30 Euro-Cent) !“ Die 10 Peso gab er dann dem Angestellten, der die Schlange kontrollierte, und schon waren die beiden in der Eisdiele, wo jeder zwei Kugeln für 5 Peso die Kugel verspeiste.
Sich in der Schlange schlagen ?
Autor des Artikels : rsk6400
Zum Original-ArtikelErlebnisse eines deutschen Mönchs im Alltag auf Kuba.