“Showroom Of Compassion”

Erstellt am 12. Januar 2011 von Mapambulo



Gerade erst haben kanadische Forscher eine Studie veröffentlicht, welche Musik nun offiziell und hochwissenschaftlich zum Rauschmittel erklärt und nachweist, dass durch den Genuß liebgewonnenen Liedguts reichliche Mengen des Glückshormons Dopamin im Körper umgeschlagen werden – Ergebnis: ekstatische Zuckungen (siehe auch: Tanz), glänzende Augen und das lautstark geäußerte Verlagen nach Erhöhung der Dosis.
Will sagen, damals, Mitte der Neunziger, galten die Songs von Cake aus dem sonnigen Sacramento als regelrechte Partydroge, keine noch so biedere Studentensause kam ohne die Covernummer “I Will Survive” von Gloria Gaynor aus, das komplette Album der Kalifornier, “Fashion Nugget”, galt als fest gebuchte Größe im Ikearegal und der wissbegierige Auskenner schwärmte, bewaffnet mit Basecap und Schweinehälftenshirt, von der lässigen Mischung aus Mariachi, Indiechords und bösen Texten. Live waren die Jungs zwar ziemlich spannungsarm, was aber zur Attitüde passte – man wollte ihnen eigentlich ständig anerkennend auf die Schulter klopfen.
So war das damals. Vier bis fünf Platten und fünfzehn Jahre später hat sich eigentlich nichts Wesentliches geändert: Cake schrammeln immer noch ihren Westküstenstiefel herunter, die genannte Mixtur wird, soweit möglich verfeinert und variiert, die Bläser blasen und die Geigen geigen, nun ja. Von musikalischer Schärfe und textlicher Bissigkeit haben sich die gemütlichen Kappenträger weitestgehend verabschiedet, fern die Zeiten von “The Distance”, “Perhaps,…” und ähnlichen Knallern. Heute gibt’s Kuscheliges (Got To Move), Hardcorecountry (Bound Away) und Instrumentals da, wo man nach bissigen Worten giert (Teenage Pregnancy) – “The Winter” glänzt fast am Ende mit der Zeile: “It’s all behind you now, no moving on, …” Ganz meine Meinung. http://www.cakemusic.com/