Shoppingqueen – Nur für die oberen Zehntausend?

Von Schokohuetchen @Blaetterkiste

Jeden Samstag zeigt VOX die Folgen einer ganzen Woche Shoppingqueen. Für mich ist das meistens die einige Gelegenheit diese Sendung zu gucken. Leider handelt es sich bei den Samstagsfolgen in der Regel um Wiederholungen, daher kommt dieser Beitrag zu der gestrigen Folge für Hardcore Shoppingqueen-Fans wohl etwas verspätet.

Die Kandidatinnen kamen diesmal aus Stuttgart und durften sich unter dem Motto „Pretty in Pink“ innerhalb von 4 Stunden ein Outfit zusammensuchen. Normalerweise sind Reality-Sendungen nicht mein Ding sind. Sie wirken zu gestellt, die Schauspieler sind schlecht und die Geschichten noch viel schlechter. Aber Shoppingqueen schaue ich wirklich gerne, nicht zuletzt wegen Guidos lustigen Kommentaren. Ich gebe zu, dass ich selbst auch nicht mit meiner eigenen Meinung hinterm Berg halte und über meinen privaten Twitter-Account fleißig mit anderen Zuschauern lästere.

Eine Sache ist mir allerdings schon länger ein Dorn im Auge: Die Wohnungen der Kandidatinnen, die fast allesamt aus einem Katalog für Designermöbel stammen könnten. Kaum eine Kandidatin kann nicht mindestens einen begehbaren Kleiderschrank ihr Eigen nennen, einige besitzen sogar ein ganzes Ankleidezimmer. Dazu ist alles immer picobello aufgeräumt, nicht ein einziger Dekoartikel ist deplatziert und nur die edelsten Stücke hängen im Kleiderschrank. Nicht wenige davon noch mit Preisschild. So eine Wohnung habe ich das letzte Mal mit ca. 8 Jahren gesehen. Es handelte sich dabei um das Puppenhaus im Haus meiner Großeltern. Mal ehrlich, wer von euch hat immer einen perfekt aufgeräumten Kleiderschrank, wo alle Stücke nach Art, Farbe und Anlass sortiert sind? Ich meine, ernsthaft jetzt?

Natürlich. Das Fernsehen kommt, Millionen Menschen werden deine Wohnung sehen und man möchte sich ja nicht vor ganz Deutschland zum Affen machen. Oder in diesem Fall zum Messie.  Nicht zum ersten Mal habe ich mich gefragt, ob sich die ein oder andere Kandidatin nicht vielleicht sogar extra eine schickere Wohnung für den Dreh „geliehen“ hat. Denn wenn ich sehe, wie Frauen Mitte 20 (also in meinem Alter) – von Beruf meistens BWL-Studentin, Mode-Bloggerin oder Verkäuferin –  in einer 5-Zimmer-Wohnung leben, mit Möbeln, die teurer waren als mein Studium, dann frag ich mich wirklich, was in meinem Leben falsch gelaufen ist. Vielleicht wird es ja doch langsam Zeit für einen Sugar Daddy.

Gestern dann die große Überraschung:  Eine stinknormale 2-Zimmer Wohnung! Die Kandidatin, 30 Jahre und Textilverkäuferin – wohnt dort zusammen mit ihrer Schwester. Die Möbel passen mehr oder weniger zusammen, alles ist sehr eng, aber generell ist alles vorhanden, was man so zum Leben braucht. Also, alles in allem eine Wohnung, wie man sie von einer Verkäuferin mit durchschnittlichem Einkommen erwarten würde. Kaum betritt das Kamerateam die Wohnung, kommen schon die ersten Kommentare darüber, wie klein die Wohnung ist. Der liebe Guido ist zudem ganz verzweifelt, denn die Kandidatin teilt sich nicht nur das Bett, sondern auch den Kleiderschrank mit ihrer Schwester, der verständlicherweise dementsprechend gefüllt ist. Dazu bewahrt sie die Schuhe nicht fein säuberlich in einem eigenen Raum auf, sondern alle wild durcheinander in einer Schublade. Warum sie sich keinen ordentlichen Schuhschrank in den 10cm breiten Flur stellt? Für Guido vollkommen unverständlich. Und wie kann man überhaupt in so einer dreckigen kleinen Wohnung leben? Von Dreck habe ich übrigens nichts sehen können. Es gab auch keine schockierenden Nahaufnahmen von Wollmäusen und Schimmel an den Wänden, wie man sie gerne mal bei RTL sieht. Allerdings hat die Kandidatin es gewagt, Tüten mit Klamotten (vermutlich aussortierte Wintersachen) unter dem Bett zu verstauen. Und – Gott bewahre! – ein Kleiderbügel! Ein absolutes No Go! Ok, man hätte die Sachen auch in diesen Plastikkisten verstauen können, die es in jedem 1€ – Laden gibt. Aber das schien nicht mal das Problem zu sein. Guido konnte schlicht und einfach nicht glauben, dass jemand den Platz unter dem Bett als Stauraum nutzt.

Mein lieber Guido und auch ein Hallo an die Kandidatinnen, die meinten, sie müssten die Wohnung mit dem scheußlichen, pinken Kram aus dem nächsten Ramschladen „verschönern“ (und Nägel in die Wand hauen, ich hätte denen was erzählt): Willkommen in der Welt der Jeden-Cent-Zweimal-Umdreher! In der Welt der Sozialkaufhäuser, die nun einmal keine komplette Zimmereinrichtungen mit exotischen Namen anbieten. In einer Welt, wo man nimmt, was man kriegen kann. Auf die Idee, dass die Kandidatin und ihre Schwester einfach nicht das Geld haben, um sich ihre Wohnung eleganter einzurichten, darauf kam natürlich niemand. Die Tatsache, dass sich die beiden nicht nur ein Zimmer, sondern sogar ein Bett teilen müssen, spricht bereits Bände über die finanzielle Lage. Und in so einer Wohnung ist eben nicht viel Platz, da nutzt man den Stauraum, der vorhanden ist.

Solche Kandidatinnen sind eher selten und ich verstehe auch wieso. Kandidatinnen, die mit ihren Wohnungen herausstechen, sind Lästerthema Nummer 1. Oft lese ich in verschiedenen Foren, dass Frauen gerne bei Shoppingqueen mitmachen würden, sich aber nicht trauen, weil sie ihre Wohnung zu hässlich und/oder zu klein finden. Einige schämen sich sogar, weil sie eben keine Tasche von Gucci oder teure Schuhe von Valentino vorzuweisen haben. Aber genau diese Frauen würde ich gerne öfter sehen. Viele (potentielle) Kandidatinnen und auch Zuschauer scheinen aber leider zu vergessen, dass die Sendung „Shoppingqueen“ und nicht „Schöner Wohnen“ heißt.

Ich bin allerdings schon sehr froh, dass sich VOX nicht nur die Frauen mit Modelfigur raussucht und dass Guido auch für eher kräftigere Frauen immer ein nettes Wort auf den Lippen hat. Tatsächlich ist Shoppingqueen so ziemlich das niveauvollste Format, das man zur Mittagszeit im Fernsehen zu sehen bekommt.  Allerdings verkommt es meiner Meinung nach immer mehr zu einer Sendung, in der nur die Reichen und Schönen Akzeptanz finden.