“Shootout – Keine Gnade” von Walter Hill

© Constantin Film Verleih GmbH / Sylvester Stallone in

© Constantin Film Verleih GmbH / Sylvester Stallone in “Shootout” von Walter Hill

Als Actionstar der 80er Jahre möchte man sich nicht lumpen lassen, vor allem dann nicht, wenn Kollegen wie Bruce Willis („Stirb Langsam: Ein guter Tag zum Sterben“) und Arnold Schwarzenegger („The Last Stand“) mit Quasi-Solo Projekten vorausgestürmt sind. Quasi-Solo, da sich niemand dieser Alt-Herren noch einzig auf die eigene Muskelkraft verlässt. Bruce Willis, in der „Stirb Langsam“-Reihe immer mit Sidekick unterwegs, holte sich Jai Courtney – Varro aus der „Spartacus“-Fernsehserie – als John McClanes Sohn hinzu. Arnold Schwarzenegger wird in „The Last Stand“ gleich von einer ganzen Armee von Hilfssheriffs unterstützt. Ob nun Sung Kang eine Stütze für den 1946 geborenen Sylvester Stallone ist oder aber ein Beweis für die Überlegenheit der alten Recken, das wird mehr als deutlich in „Shootout“ beantwortet, inszeniert von Regisseur Walter Hill, der mit „Red Heat“ (1988) und „Last Man Standing“ (1996) durchaus auch schon seine Erfahrungen mit Stallones Kollegen machen durfte.

Hier aber gilt seine Aufmerksamkeit dem Auftragskiller Jimmy Bobo (Stallone), dessen Partner nach einem nicht ganz sauber gelaufenen Job mit seinem Leben zahlen muss. Derweil trifft Detective Taylor Kwon (Kang) aus Washington in New Orleans ein, um eine neue Spur in einem alten Fall zu verfolgen. Aber als er einen Kollegen vor Ort treffen möchte, findet er nur noch dessen Leiche vor. Und schon ist der Buddy-Movie erschaffen: Jimmy Bobo und Kwon müssen zusammen arbeiten, sind auf der Jagd nach den Mördern aufeinander angewiesen. Statt Filme wie „Lethal Weapon“, wohl ein Paradebeispiel des Buddy-Movies, „Rush Hour“ oder Hills eigenem „Red Heat“ zu zitieren, orientiert sich „Shootout“ an der französischen Graphic Novel „Du Plomb Dans La Tête“ von Alexis Nolent. In den USA erschien diese Geschichte dann unter dem Titel „Headshot“, vermutlich weitaus näher am Originaltitel des Films, für das deutsche Publikum offenbar wieder einmal zu anspruchsvoll geraten. So wurde hierzulande aus „Bullet to the Head“ – im Film werden ausreichend Kopfschüsse verteilt um diesen Titel zu rechtfertigen – dann „Shootout“ gemacht.

Sylvester Stallone

Sylvester Stallone

Gut, dass der Film dann auch solche Shootouts zu genüge einsetzt, leider ist es Antagonist Jason Momoa, der die umfangreichsten und spektakulärsten Feuergefechte absolviert. Oftmals in Abwesenheit Stallones, der sich hier zugleich auf der Jagd wie auch auf der Flucht befindet. Momoa mimt den unbezwingbaren Hünen, am Ende mit Axt in den großen Pranken haltend als Wikinger verhöhnt, vielleicht auch eine barbarische Anspielung auf seine Rolle des Conan, in der Neuauflage des Arnold Schwarzenegger Fantasyfilms. Die Action ist solide inszeniert, gerade das Schlusssegment, Momoa und Stallone mit besagten Äxten in den Händen, wurde von Don Thai Theerathada, Stuntman und Kampf-Choreograph mit einer Vita von „Fluch der Karibik“ bis „The Expendables“, ansehnlich in Szene gesetzt. Leider wird von Theerathadas Choreographiekünsten viel zu selten Gebrauch gemacht, viel mehr irren Stallone und Filmpartner Kang in New Orleans herum, ermitteln im Detektivmodus, wer denn nun für die Morde an ihren Freunden verantwortlich gemacht werden muss.

Gerade New Orleans würde sich mit seinem French Quarter, seinen zahlreichen historischen Gebäuden, selbst mit den Straßenbahnen, die eine Menge zum Flair der Stadt beitragen als idealer Handlungsort für eine solche Detektivgeschichte anbieten. Aber man wartet vergebens auf diese atmosphärische Nutzbarkeit. Die Handlung bleibt in engen Räumen verortet, in Lagerhallen, einem Tattoo-Studio. Nichts, was man nicht auch schon aus Stallones „Expendables“-Auftritten kennen würde.

Die Stärke des Films liegt dann tatsächlich, wie man es nicht vermuten sollte, in manchen Dialogen. Es sind die viel zu wenig eingesetzten Szenen zwischen Sylvester Stallone und Sung Kang, die sich unterhaltsame One-Liner an den Kopf werfen, die sie wie Tennisbälle hin und her spielen. Gerade hier erinnert man sich gerne an den Witz der „Lethal Weapon“-Reihe zurück. Aber im Gegensatz zu Riggs und Murtaugh geht in „Shootout“ deutlich hervor, dass Stallone hier der Lead-Actor ist, sein Schauspielpartner zum Beiwerk degradiert wurde. Sung Kang darf gerade einmal auf seinem modernen Handy herum tippen, so an die wichtigsten Informationen gelangen um die Handlung immer am Laufen zu halten, ab und an eine Schlägerei bestreiten und am Ende, wie einst Mel Gibson als Martin Riggs, mit der Tochter des Partners ausgehen.

Sylvester Stallone quält Christian Slater

Sylvester Stallone quält Christian Slater

Er bleibt darüber hinaus die einzig moralische Instanz des Films, ansonsten umgeben von bösen Buben. Stallone, der die Bullets to the Head verteilt, wenig zögernd seine Waffe zieht und feuert, wie auch ein Trio Infernal auf der Gegenseite, die sich nicht nur mit den ‘Guten’ bekriegen, sondern auch untereinander einige Unstimmigkeiten zu bewältigen haben. Hätte man mehr Zeit in diese drei Figuren investiert, sie hätten einen gewissen Eindruck hinterlassen: Adewale Akinnuoye-Agbaje („Lost“) als betrügerischer Geschäftsmann in der Baubranche, Christian Slater als korrupter Staranwalt und Jason Momoa als muskelbepackter Söldner, selten hat man so einen bunten und gleichwertigen Gegenpart zu den Helden bekommen wie hier. Der Film scheint das allerdings nicht zu erkennen.

Aber kümmert das den Zuschauer? Die Frage bleibt bestehen, ob diese Filme, die durch Bruce Willis, Arnold Schwarzenegger oder Sylvester Stallone getragen werden, überhaupt auf Originalität und neue Ideen setzen möchten oder aber einfach ihre 80er Jahre Helden als Zugpferde einsetzen um das Publikum von anno dazumal noch einmal in die Vergangenheit zu führen. Während „Stirb Langsam“ sich dabei auf die Seite der computergetragenen Spezialeffekte stützt um auch der neuen Generation zu gefallen (dabei aber eher schlecht abschneidet), bekommt man zumindest mit Arnold und Sylvester noch das wahre 80er Jahre Kino zu spüren. Und dafür muss man ihnen dann doch wieder dankbar sein.


Shootout_Hauptplakat

“Shootout – Keine Gnade“

Originaltitel: Bullet to the Head
Altersfreigabe: ab 16 Jahren
Produktionsland, Jahr: USA, 2012
Länge: ca. 92 Minuten
Regie: Walter Hill
Darsteller: Sylvester Stallone, Sung Kang, Sarah Shahi, Adewale Akinnuoye-Agbaje, Jason Momoa, Christian Slater, Jon Seda

Deutschlandstart: 7. März 2013
Offizielle Homepage: constantin-film.de/shootout-keine-gnade



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