An dieser Stelle sollte heute ein Jubelartikel stehen. Ich wollte mit Euch die Eröffnung meines Shops feiern.
Es ist exakt ein Jahr vergangen, von der ersten Idee bis zur geplanten Eröffnung. Heute sollten die Korken knallen und ich wollte Euch an meiner Freude und am Ergebnis von irrsinnig viel Arbeit teilhaben lassen. Doch leider kommen die Dinge manchmal anders als geplant.
Als ich im letzten Jahr die verrückte Idee hatte, einen Webshop für schwedisches Design und Kunsthandwerk zu eröffnen, haben mich viele für völlig bekloppt gehalten. Schließlich gibt es ja jede Menge Shops, wozu also noch einer? Aber ich war und bin mir sicher, dass ich meine Nische gefunden habe und dass mein Konzept erfolgreich sein kann.
Ich habe also erstmal einen Kurs für werdende Unternehmer besucht. Ein halbes Jahr lang habe ich Buchführung gepaukt, Marketingpläne geschrieben, Arbeitgebergesetze gelernt und einen richtig tollen Business-Plan geschrieben. Dieser Business-Plan muss hier in Schweden von einer unabhängigen Beratungsstelle gutgeheißen werden, um damit vom Arbeitsamt Starthilfe für Neu-Selbständige zu bekommen.
Bei dieser Beratungsstelle hat man mir die Bestnote gegeben – der Berater, selbst Geschäftsmann, war der Meinung, dass mein Business-Plan ganz famos sei – meine Belohnung für wirklich harte Arbeit.
Guten Mutes bin ich dann Anfang Januar, nach erfolgreichem Abschluss meiner Ausbildung zum Arbeitsamt gedackelt um meinen Business-Plan vorzuzeigen und die Beihilfe für neu gestartete Unternehmen zu beantragen. Aber irgendwie war ich zum falschen Zeitpunkt dort: niemand nahm sich auch nur die Zeit, mein Konzept anzusehen. „Wir haben kein Budget für 2011″ war die lapidare Antwort. Ich bekam also – nichts.
An sich kein Problem, ich habe ja schon andere Durststrecken überstanden. Dann also eben ohne die Unterstützung des Arbeitsamtes.
Meine Grafikerin Käthe war gerade auf einem 3-Monats-Auftrag und konnte erst im April mit dem Design loslegen, also habe ich meine für diesen Zweck gedachten Ersparnisse in die Hand genommen und angefangen, Waren einzukaufen.
Im Mai war das Design fertig – und der freiberufliche Programmierer, der mir schon 6 Monate vorher fest zugesagt hatte, hatte eine Festanstellung angenommen. Doch, so versicherte er mir, sei es kein Problem, den bestellten Webshop in den freien Abendstunden fertig zu stellen. Er bekam das Design, nach dem er den Shop anpassen sollte und ich wartete. Und wartete und wartete. Nach 2 Wochen ohne Ergebnis fing ich an zu drängeln. Nach drei Wochen wurde ich langsam unruhig. Und als ich ihn nach 4 Wochen mit dem Rücken an die Wand stellte, lieferte er. Einen völlig unbrauchbaren Webshop. Ein Gebilde, das den Namen nicht verdiente. Das Design passte vorne und hinte nicht. Die Schriftgrößen stimmten nicht, kein Abstand war eingehalten, die Bilder sahen nicht so aus wie sie sollten und er hatte nicht mal die einfachsten Funktionen eingebaut.
Keine Chance, damit vernünftig arbeiten zu können.
Also fing ich Anfang Juni wieder einmal von vorne an. Ich rief jeden an, den ich kannte, auf der Suche nach einem fähigen Programmierer, der mir in aller Eile und zu einem vernünftigen Preis einen Webshop bauen konnte. In einer verzweifelten, durchwachten Samstagnacht fand ich dann Julia. Julia ist Programmiererin und wohnt im Värmland, nicht weit von uns. Ich schrieb ihr eine Email und sie meldete sich gleich darauf am Montagmorgen.
Ein Segen! Julia schuftete und schuftete, Nächte, Wochenenden und stellte mit einer Engelsgeduld einen tollen Webshop auf die Beine – obwohl Käthe und ich wirklich hohe Ansprüche an sie stellten.
In der Zwischenzeit war ich rund um die Uhr damit beschäftigt, meine Produkte professionell im hauseigenen Fotostudio zu fotografieren, sie in Photoshop zu bearbeiten und vor allem: schöne Texte zu jedem Produkt zu schreiben. Ich habe in den letzten Wochen täglich rund 16 Stunden gearbeitet und ENDLICH war ich soweit: heute, um 10.00 Uhr sollte der Shop online gehen.
Gestern abend wollte ich mich nochmal einloggen, um ein paar allerletzte Details zu ändern. Und plötzlich bekam ich folgende Mitteilung:
Huch, was ist denn nun los?
Eine verwunderte Anfrage bei meinem Provider wurde dann heute nacht beantwortet: deren Server ist gehackt worden. Die Festplatten, auf der mein Shop lag, ist gecrasht. Und – ihr könnt es Euch bestimmt schon denken – es gibt KEINE backups. Denn die Festplatte, die mein Provider für die Backups benutzt hat war (Ueberraschung!) kaputt.
Es gibt Backups der Datenbank bei meiner Programmierin. Ich werde also heute den Provider wechseln. Und mit dem Hochladen der Produkte wieder von vorne anfangen.
Ich meld mich, wenn ich soweit bin…so in drei, vier Wochen.
Und in der Zwischenzeit werde ich immer schön an die Signatur denken, die ich einem Forum gelesen habe:
Hinfallen, aufstehen, Krone richten, weitergehen.