Der rege und größtenteils friedliche Kulturaustausch fand sein Ende mit dem Freitod von Oda Nobunaga, dem ersten Reichseiniger Japans im Jahr 1582, der den Portugiesen wohl gesinnt war. Unter seinem Nachfolger Toyotomi Hideyoshi wurde das Christentum geahndet und es kam in Kyushu zu zahlreichen Hinrichtungen und Verfolgungen. Die Militärs und Händler, die den Jesuiten folgten (darunter auch Spanier) begannen, sich zu sehr in die Lokalpolitik in Nagasaki einzumischen. Dazu war in Japan die Ausbreitung der spanischen Machtsphäre in den Philippinen sehr wohl bekannt, wodurch sich Toyotomi in seinen Machtbestrebungen bedroht fühlte. Der Bahnhof von Nagaski steht heute an der Stelle, wo 1597 26 Christen gekreuzigt wurden, darunter auch sechs europäische Franziskaner. Mit der Einigung des Landes unter Tokugawa Ieyasu ab dem Jahr 1600 wurde das japanische Christentum immer argwöhnischer beobachtet, da es den Ordnungsprinzipien der neuen stark hierarchischen Gesellschaftsordnung im Wege stand. Im Jahr 1637 kam es zu einem großen Aufstand gegen die neue Lehnsherrenfamilie Matsukura auf der Shimabara-Halbinsel, die die alten Herren der pro-christlichen Familie Arima ersetzten unter der neuen Regierung der Tokugawa-Shogune aus Edo. Die Matsukura erschwerten das Leben der lokalen Bevölkerung durch hohe Steuern und Repressalien gegenüber der fremden Religion. Dies führte zu einer Revolte, an deren Spitze ein junger Japaner namens Amakusa Shirô gesetzt wurde, der nur 16 Jahre alt war und sich selbst als die Reinkarnation Christi ansah (laut den damaligen Legenden). Sie nahmen das Schloß von Hara ein und hielten es für ein Jahr. Nachdem der Aufstand niedergeschlagen war, wurden ca. 30.000 Christian in Kyushu geköpft und ihre Schädel auf drei "Kopfhügel" (kubizuka 首塚) in Nagasaki, Miyazaki und Shimabara verteilt. Der Kopf Amakusas blieb laut Legende ein Jahr vor den Ruinen der Burg von Hara als Warnung stehen. Alle überlebenden Christen wurden zur Abschwörung ihres Glaubens gezwungen, indem sie auf Bilder von christlichen Heiligen treten mußten (fumi-e 踏み絵). Verweigerten sie dies, wurden sie exekutiert, viele von ihnen dabei im sogenannten "Höllental" (jigokudani 地獄谷) das nahen Vulkans Unzen 雲仙, wo sie mit fast 100C heißem Schwefelwasser übergossen wurden und dann in den Vulkansee geworfen wurden. Viele japanische Christen gingen daraufhin in den Untergrund und praktizierten dort ihren Glauben als "versteckte Christen" (kakure kirishitan 隠れ切支丹) weiter. Es gibt immer noch einige christliche Familien heute in Nagasaki, die sich auf die erste Missionierung im 16. Jahrhundert berufen. In Shimabara selbst überlebte fast niemand und die Stadt wurde neu aufgebaut und zwangsbesiedelt durch Bauern aus dem Umland (kakekomi hyakushô 駆け込み百姓). Buddhistische Statuen wurden ausgehöhlt und in ihrem versteckten Inneren mit Jesus- oder Marienikonen gefüllt, ebenso wurden christliche Bilder mit buddhistischen Malerein überdeckt und konnten somit im Geheimen weiter verehrt werden. Japan schloß sich ab dem Jahr 1638 bis in die 1850er von jeglichem westlichen Einfluß daraufhin konsequent ab, mit Ausnahme der Holländer (und einigen Preussen), die eine vorerest abgeschlossene Handelsdependance im Hafen von Nagaski auf der künstlichen Insel Dejima bekamen. Somit endete ein "Jahrhundert", das historisch ganz unterschiedlich bewertet wird in diesem kleinen, historisch schweren Städtchen Shimabara, das wir heute besuchten. Der portugiesische Einfluß war kulturell sehr stark und lebendig, aber löste gleichzeitig eine Welle der Militarisierung und des Wettrüstens im Land aus.
Hier ein paar Eindrücke:
Vulkanlandschaften an der Küste von Shimabara vom Zug aus:
Die neue Burg von Shimabara 島原城:
Blick vom Turm der Burg auf Shimabara:
Die alten Kriegerresidenzen 島原の武家屋敷遺跡:
Die Stätte der 10.000 Schädel in Shimabara (Reikyû kôen 霊丘公園):
Die Vulkanlandschaft auf der Rückfahrt im Abendlicht: