USA 1922
Mit John Barrymore, Roland Young, Carol Dempster, Gustav von Seyffertitz, William Powell, Hedda Hopper, Reginald Denny u.a.
Regie: Albert Parker
Zwei Stars und ein Haufen illustrer Nebendarsteller geben sich für diese Sherlock Holmes-Verfilmung die Ehre. Einige dieser Nebendarsteller waren damals noch unbekannt: Roland Young, William Powell und Reginald Denny kamen erst nachträglich zu Ruhm. Der Zufall brachte sie für diesen Film zusammen – Young und Powell standen hier gar erstmals vor der Kamera.
So wartet Albert Parkers Sherlock Holmes mit einer eindrucksvollen Liste klingender Namen auf – auch der Name des oesterreichischen Charakterdarstellers Gustav von Seyffertitz steht darauf oder jener des massigen Louis Wolheim, der hier nur in einer kleinen Nebenrolle zu sehen ist.
Und damit ist das grosse Plus dieser Verfilmung bereits beim Namen genannt.
Die Schauspieler machen den Film aus, sie tragen ihn. John Barrymore etwa könnte ich stundenlang zuschauen; er sagt mit einem Heben der Augenbraue mehr aus als die bisweilen geschwätzigen Zwischentitel. Er gibt den Holmes als leicht verdrehten Sonderling, einen in seiner inneren Welt Gefangenen. Meisterhaft, wie er das mit sparsamsten Gesten spürbar macht! Und das zu einer Zeit, wo andere Schauspieler vor wildem Gestikulieren fast Schaum vor dem Mund hatten.
Roland Young gibt den Dr. Watson; fast scheint es, als überliesse Young dem berühmten Barrymore bescheiden die gemeinsamen Szenen. Er bleibt zurückhaltend, aber in dieser Zurückhaltung wirkt er überaus sympathisch. Erstaunlich übrigens, dass er bei seinem ersten Engagement im Film gleich einen derart prominenten und grossen Part bekam.
Von Seyffertitz spielt den bösen Professor Moriarty lustvoll und trotzdem zurückhaltend.
Nur die damals unter D.W. Griffith zu Ruhm gelangte Carol Dempster bleibt als Komplottopfer seltsam blass und fast gesichtslos.
Der Film selbst… nun, er ist ganz unterhaltsam. Das hat er allerdings und wie bereits erwähnt, den Schauspielern zu verdanken.
Das zugrundeliegende Theaterstück von William Gilette ist aus heutiger Sicht etwas einfallslos, ebenso die Regie. Da wird minutenlang aus der selben Einstellung gefilmt, wie zwei Protagonisten plaudern. Der Inhalt des Gesprächs ist weder aus dem Kontext noch aus der Gestik oder Mimik deutbar und wird erst spät, per Zwischentitel nachgeliefert.
Mit Conan Doyles gewitzter Erzählweise hat das Stück gar nichts zu tun – Holmes zieht seine Schlüsse vom Publikum unbemerkt, seine scharfsinnigen Folgerungen finden nur einmal kurz Erwähnug.
So ist dieser Sherlock Holmes ein Schauspielerfilm, und als solcher doch von einigem Interesse. Wer allerdings Wert auf eine spannende Krimihandlung legt, ist mit späteren Verfilmungen besser bedient.
Die DVD: Die Bildqualität ist gut bis sehr gut; der Film wurde vom George Eastman House restauriert, aufgrund der schlechten Verfassung des Ausgangsmaterials fehlen allerdings immer wieder kurze Filmschnipsel, was gegen Ende zu abrupten, bisweilen verwirrenden Bildsprüngen führt. Auch scheinen mir einige Zwischentitel zu fehlen.
Die Musikbegleitung stammt von Ben Model; er spielt sie auf einer “virtuellen Kinoorgel” (midi) selbst ein. Mir gefällt sie nicht besonders; sie wirkt, wie der Film, etwas einförmig und monoton.
Reginalcode: 0
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