Die Shantae-Reihe ist seit jeher einer der Grundpfeiler im Programm des Entwicklers Wayforward, der sich mit zahlreichen 2D-Plattformern (u.a. Aliens: Infestation, Contra 4, DuckTales: Remastered) einen Namen gemacht hat.
Stand die erste Version auf dem GBA noch auf etwas wackeligen Beinen, blieb der gut versteckte Release von Shantae: Risky’s Revenge im DsiWare-Shop vor allem dadurch in Erinnerung, dass der Umfang als nicht lange genug empfunden wurde – was nicht unbedingt das schlechteste Urteil darstellt. Shantae and the Pirate’s Curse will diesen Makel also nun beheben und verspricht einen Metroidvania-Titel, der zweimal so lange ist wie sein Vorgänger. Mit der Metroidvania-Formel nimmt man es diesmal aber nicht allzu ernst: Die zusammenhängende Oberwelt weicht einer eher klassischen Levelstruktur.
Die Reise führt auf sieben unterschiedliche Inseln, die jeweils aus einer herkömmlichen Oberwelt und einem Legend of Zelda-artigen Dungeon bestehen. Diese Formel funktioniert eigentlich ausgezeichnet und erlaubt es den Designern, gleichzeitig mehr Vielfalt in die Gestaltung von Hintergründen und Gegnern einfließen zu lassen. Generell kombiniert das Gameplay gekonnt klassische Elemente mit modernem Komfort. Schnelle, präzises Kontrolle verschmilzt mit einer stetig wachsenden Anzahl an Spezialfähigkeiten. Elemente aus Mega Man, Duck Tales, Metroid, Castlevania und vielen mehr zeigen die Liebe zur klassischen Retrowelt, die Wayforward mit dem Titel zum Ausdruck bringen möchte.
Lediglich die etwas bizarren Fanservice-Einlagen muss man als exzentrischen Aspekt der Reihe akzeptieren. Gestalterisch zeigt sich Wayforward allerdings von der allerbesten Seite: Mit glorreicher Detailverliebtheit wird der 3D-Effekt des 3DS wie in kaum einen anderen Titeln überhaupt zur Geltung gebracht. Von den 3D-Layern der Spielumgebungen hin zu den räumlichen Charakterprotraits kann man klar festhalten, dass der Titel auf dem 3DS zu Hause ist. Und damit nicht genug, gehört auch der Soundtrack zum Besten, was der Entwickler bisher abgeliefert hat und das obwohl die Messlatte bei Wayforward ohnehin schon hoch angelegt ist.
Da bleibt eigentlich nur festzuhalten dass Shantae zu den feinsten 2D-Plattformern gehört, die es auf dem System zu spielen gibt. Zwar erreicht das Leveldesign nicht ganz die qualitativen Maßstäbe des Vorgängers, dafür wird dieser Makel mit deutlich mehr Vielfalt ausgeglichen. Nachdem sich die klassischen IPs wie Mega Man und Castlevania auf dem 3DS durch schmerzliche Abwesenheit auszeichnen, wird damit eine wichtige Lücke gefüllt. Shantae and the Pirate’s Curse ist ein 2D-Platformer der besten Machart und sollte damit von allen Fans des Genres dringend ausprobiert werden.
Plattform 3DS (Version getestet), Wii U, Spieler: 1, Altersfreigabe (PEGI): 12, Release: 05.02.2015