Shakespeare und die "Liebesg'schichten und "Heiratssachen" (ORF)


Von Günter Verdin
"Ich danke meinen Sternen, ich bin glücklich. Ich will fremd tun, stolz sein, gelbe Strümpfe tragen und die Kniegürtel kreuzweise binden, so schnell sie sich nur anlegen lassen. Die Götter und meine Sterne sein gepriesen ! - Hier ist noch eine Nachschrift: "Du kannst nicht umhin, mich zu erraten. Wenn Du meine Liebe begünstigst, so laß es in Deinem Lächeln sichtbar werden. Dein Lächeln steht Dir wohl, darum lächle stets in meiner Gegenwart, holder Liebling, ich bitte Dich." - Götter, ich danke euch! Ich will lächeln, ich will alles tun, was du verlangst. " Der Haushofmeister Malvolio  in Shakespeares Komödie "Was ihr wollt" entnimmt diese Verhaltensregeln einem Brief, den Junker Tobias und die Kammerzofe Maria verfasst und ihm zugespielt haben. Das Schreiben soll ihn glauben machen, dass seine Dienstgeberin, die Gräfin Olivia, in ihn verliebt sei. Wenig später erscheint Malvolio in papageienbunter Kostümierung und wie verrückt lächelnd vor Olivia. Shakespeare hat Elizabeth T. Spiras "Liebesg'schichten und Heiratssachen" (ORF2) nicht gekannt und dennoch diese Sendung visionär beschrieben. Der Lehrer in Hulatanz Heinz, 52, aus Salzburg, der seiner Angebeteten mit wellig fliessenden Armbewegungen und schaukelnden Hüften den "hawaiianischen Hochzeitstanz " darbringt, benimmt sich ebenso närrisch wie Manuela, 45, die mit Hund und Ferrari einen "Traummann" nach dem
anderen verführt , und schliesslich mit einer Frau vor die  Standesbeamtin tritt. Verliebte Menschen benehmen sich, nuechtern betrachtet, immer närrisch. Und die darüber spotten, wozu die Sendung der Spira manchen Anlass gibt, mögen ihr Langzeitgedächtnis strapazieren: waren wir nicht alle einmal verliebt?


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