Völlig benommen und orientierungslos wacht Mary Shayne an einem Freitagmorgen auf. Ihre Erinnerung an den vorherigen Abend ist wie ausgelöscht, sie hat keine Ahnung, wie sie ins Bett gekommen ist. Aber es kommt noch besser: sie wacht nicht bei sich zu Hause auf, sondern in einem Schaufenster eines Möbelgeschäftes. Und damit beginnt der merkwürdigste und schlimmste Tag in Marys Leben - ausgerechnet ihr 17. Geburtstag. Was sie nicht weiß: es wird ebenfalls der letzte Tag ihres Lebens sein.
Seven Souls - Sieben Gründe, Mary Shayne zu hassen ist ein Thriller, der mich mit einem Blick aufs Cover und den Titel direkt angesprochen hat. Inhaltlich wusste ich nicht ganz genau, worum es geht, denn der Klappentext des Buch gibt nicht allzu viel preis, aber das hat mir bei diesem Buch gut gefallen. So bin ich völlig ohne Erwartungen an die Geschichte heran gegangen und konnte mich überraschen lassen. (An dieser Stelle möchte ich einmal kurz anmerken, dass man sich die Kurzbeschreibung des Buches bei Amazon und der Verlagsseite lieber nicht durchlesen sollte, denn diese nimmt meines Erachtens viel zu viel vorweg!)
Direkt auf den ersten paar Seiten hatte ich allerdings kleine Probleme. Es wird in größter Ausführlichkeit beschrieben, wie Mary morgens aufwacht. Bis sie endlich realisiert, dass sie in einem Schaufenster liegt, dauert es ein Weilchen und auch danach zieht sich die Handlung ein wenig. Zusätzlich kam ich mit dem Schreibstil am Anfang nicht wirklich zurecht: lange, verschachtelte Sätze mit jeder Menge Beschreibungen und Vergleichen, die das Lesen nicht wirklich leicht machen. Die vielen Beschreibungen ziehen sich auch durch das ganze Buch (vor allem Marken-Namen werden immer wieder erwähnt), allerdings hatte ich mich nach einer Weile daran gewöhnt und das Lesen fiel mir um einiges leichter. Die Geschichte ist in drei Teile gegliedert, wobei der erste vielversprechend "Der Tag, an dem sie starb" heißt. Dies baut direkt zu Anfang eine ungeheure Spannung auf und lässt einen erwartungsvoll anfangen zu lesen. Wann genau stirbt Mary? Und vor allem: Wie? Man begleitet die Protagonistin an ihrem 17. Geburtstag, der so verrückt anfängt, mit jeder vergehenden Stunde schlimmer wird und schließlich in einer Katastrophe endet. Alle scheinen sich gegen Mary verschworen zu haben, niemand beachtet sie, obwohl sie doch sonst das beliebteste Mädchen der Schule ist. Die Spannung, die durch den Titel des ersten Teils und der Frage nach Marys Gedächtnisverlust erzeugt wurde, hat bei mir leider schnell wieder nachgelassen und ich musste mich ein bisschen durch die ersten 150 Seiten kämpfen. Aber dann! Ab diesem Punkt war Seven Souls so nervenaufreibend, dass ich nicht aufhören konnte zu lesen. Ganz plötzlich wurde die Geschichte wahnsinnig spannend und teilweise auch wirklich gruselig. Als Leser fängt man natürlich sofort an zu rätseln. Auch, wenn man sich schon aufgrund der Aussage auf dem Buch "Mary Shayne dachte, sie sei beliebt. Doch das war ein tödlicher Irrtum." ahnen kann, was eigentlich los ist. Den Grund für Marys furchtbaren Tag kann man sich also denken. Aber trotzdem konnte mich das Buch einige Male noch überraschen, vor allem mit Einsetzen des zweiten Teils - die Idee hier fand ich genial, da ich keine Ahnung hatte, wie das Buch weiter gehen würde sobald Mary tot ist. Die komplette Auflösung und der gesamte Impuls für die Geschehnisse fand ich dann aber doch etwas merkwürdig und absurd.
Mary als Charakter fand ich eher weniger genial, aber das ist wohl Sinn und Zweck der Geschichte. Sie wird von allen an der Schule geliebt, jeder möchte so sein wie sie. Daraus ergibt sich, dass Mary ein sehr großes Selbstbewusstsein hat, für mich schon zu groß. Sie ist oberflächlich, eingebildet und macht auf den Leser wirklich keinen sympathischen Eindruck. (Dies soll sich im Laufe des Geschehens aber noch ändern.) Genauso die übrigen Charaktere, allesamt Freunde von Mary und äußerst gut betucht. Was das Geld angeht, unterscheidet Mary sich allerdings von ihren Mitschülern, sie hat es auch ohne massig Geld "ganz nach oben" geschafft. Ein bisschen musste ich bei dieser Geschichte immer wieder an Gossip Girl denken, wo auch ganz gerne mit Geld und Alkohol nur so um sich geschmissen wird.
Im Laufe der Geschichte ergeben sich viele Fragen, Theorien und Vermutungen. Es werden gewollt Lücken gelassen, die die Spannung ab der Hälfte des Buches konstant aufrecht erhalten, aber auch alle hinreichend nach und nach gefüllt werden. Der Einstieg in Seven Souls ist vielleicht etwas beschwerlich, aber die zweite Hälfte hat mich so sehr gepackt, dass ich diese in einem Rutsch durchgelesen habe. Meine Reaktionen reichten von Krass! zu Genial!, jedoch auch bis zu Absurd! Aber Fakt ist, dass mich dieses Buch zum Großteil komplett mitgerissen hat, da ich in Form von Mary meinen persönlichen Albtraum durchleben musste. Teile der Geschichte sind vorhersehbar, andere wiederum komplett überraschend. Mir hat das Buch ausgesprochen gut gefallen und diejenigen, die gerne rätseln und sich gruseln, sind hier richtig!
4 von 5 Herzen
416 Seiten, gebunden Verlag: Arena Erscheinungsdatum: Mai 2011 Seven Souls - Sieben Gründe, Mary Shayne zu hassen bei Amazon