Autor: Christine Millman
Format: Kindle Edition
Preis: 3,99 €
Seitenzahl: 348
Verlag: Carlsen im.press
Bei Amazon:
Kindle Edition: 3,99 €
Taschenbuch: 12,99 €
336 Stunden sind alles, was noch bleiben. 336 Stunden bleiben Mariam noch, um so vieles zu klären, um so vieles zu tun. 336 Stunden bis der Asteroid Seth auf die Erde einschlägt und diese zerstört.
Während die Regierung mit allen Mitteln versucht die Wahrheit zu verbergen, findet die 18jährige Mariam heraus, was die Menschheit tatsächlich widerfahren wird: Die Verwüstung ihres Planeten.
Doch ausgerechnet sie und ihre Eltern haben das Glück zu den Auserwählten zu gehören, die auf Rettung und ein Überleben hoffen können.
Durch ihr Wissen um die Katastrophe fasst sich Mariam ein Herz und geht auf Chris zu, in den sie schon so lange verliebt ist, obwohl sie weiß, dass ihnen nur noch 336 Stunden bleiben.
Dass dieses Buch daher keine leichte Kost ist, habe ich mir schon von Anfang an gedacht. Es ist nicht einfach sich dieser doch erschreckend realistisch dargestellten Welt zurecht zu finden. Brutal und rücksichtslos wird die neue Welt beschrieben und es ist Christine Millman gelungen mich beinahe mit Grauen zu erfüllen. Für Menschen mit schwache Nerven ist dieses Buch daher vielleicht nicht unbedingt geeignet.
Alles beginnt damit, dass die Regierung eine riesige Vertuschungsaktion startet, um keine Panik ausbrechen zu lassen. Sie berichtet über einen nahenden Asteroiden namens Seth, der die Erde knapp verfehlen soll. Doch diese Berichte entsprechen nicht der Wahrheit. Der Asteroid wird die Erde mit voller Wucht treffen und somit alles um sich herum ins Verderben stürzen.
Gerade diese Entscheidung der Autorin, die Regierund zunächst einmal alles vertuschen zu lassen hat mir wunderbar gefallen. Es zeigt einfach, wie leicht es ist unwissende Zivilisten die Wahrheit zu verschweigen, sie zu manipulieren und in Sicherheit zu wägen, obwohl alles ganz anders aussieht als dargestellt.
Doch die Aktion der Regierung klappt nicht komplett. Die Menschen bekommen Angst. Große Angst. Und sie tun das, was sie am besten können: sie versuchen sich selbst zu retten. Ihre eigene Haut. Es geht ums Überleben, also starten sie großräumige Hamsterkäufe die mir eine Gänsehaut über den Rücken gejagt haben.
Es scheint so, als dauert es nur einen Wimpernschlag, bis ein Mensch, der eigentlich gerade auf seine Menschlichkeit so stolz ist, diese abschalten kann und vergisst was es bedeutet anderen zu helfen und für sie da zu sein. Selbstlosigkeit gibt es nicht mehr. Nur noch der Egoismus.
Mariam ist gerade 18 Jahre alt und verbringt die meiste Zeit ihres Lebens damit zu lernen um gute Noten zu erzielen, damit sie irgendwann auch einmal so erfolgreich wie ihre Eltern sein kann. An ihr gehen die Berichte über Seth eher vorbei, schließlich verfehlt der Asteroid die Erde.
Doch als sie die Wahrheit erfährt wird dem Mädchen klar, wie viel Zeit sie damit verschwendet hat ihre Noten auf 1 zu halten, anstatt einfach zu leben.
Gleichzeitig denkt sie sofort an ihre Mitmenschen. Was wird aus ihrer Oma? Was aus Chris, den sie doch so lange schon näher kennen lernen will?
Denn sie selbst und ihre Eltern werden gerettet. Sie werden zu den überlebenden des Aufschlages gehören. Doch möchte Mariam das überhaupt? Ist es gerecht, dass sie leben wird, währen Chris und ihre Oma möglicherweise dort draußen sterben?
All diese Fragen quälen das junge Mädchen, während sie sich doch noch auf ein Treffen mit Chris einlässt. Sie möchte ihre verbleibende Zeit mit ihm verbringen. Einmal glücklich sein, ehe die Welt untergeht.
Trotzdem nagt das schlechte Gewissen an ihr, doch sie hat keine Wahl. Sie wird mit ihren Eltern gehen und ihrem alten Leben den Rücken kehren.
Chris ist eigentlich ein Junge der schüchtern aber unglaublich liebenswürdig ist. Er arbeitet in dem Altenheim, in dem Mariams Großmutter lebt und kennt das hübsche Mädchen von ihren Besuchen.
Diesen Charakter hat man sofort ins Herz geschlossen, denn er ist unfassbar süß und unbeholfen, wenn es um Mariam geht. Trotzdem fasst er den Mut sie nach einem Date zu fragen und scheint regelrecht fassungslos darüber zu sein, dass sie ja sagt.
Als er jedoch von ihr die Wahrheit über Seth erfährt geht ein Ruck durch seine Persönlichkeit. Er mausert sich innerhalb wenigen Augenblicken von einem schüchternen Jungen in einen starken Mann. Er möchte um jeden Preis seine Familie retten und beschützen und tut alles dafür um ihnen die besten Überlebenschancen zu ermöglichen.
Die Geschichte wird abwechselnd aus Chris und Mariams Sicht erzählt. So bekommt man nicht nur einen guten Überblick über die Situation derer, die gerettet werden, sondern auch über die Menschen, welche auf sich allein gestellt sind. Außerdem wird deutlich, wie groß die Schere zwischen Arm und Reich ist. Während Mariam durch ihre Eltern komplett abgesichert ist, ein riesiges Haus mit vielem Luxus besitzt und gleichzeitig die Chance auf Rettung hat, lebt Chris in einem kleinen Haus mit seinen Eltern und seinem kleinen Bruder.
Die Geschichte an sich hat mich sehr mitreißen können. Am Anfang hatte es einige Längen, bis der Asteroid schließlich die Erde erreicht. Danach packt Christine Millman vor allem damit, dass die Story so unglaublich realistisch geschrieben ist. Ich konnte alles sehr genau nachvollziehen. Der Egoismus der überall Einzug hält, die Verluste die erlitten wurden. Alles könnte sich genau so abspielen, denn all das würde ich den Menschen zutrauen.
Es geht in diesem Ausnahmezustand nicht mehr darum, anderen zu helfen, sondern nur noch sich selbst. Und genau diesen Aspekt hat die Autorin perfekt umgesetzt. Man kann niemandem mehr trauen. Erschreckend aber wunderbar dargestellt.
Gegen Ende hatte ich zum Teil das Gefühl, dass es zu perfekt abgelaufen ist. Nicht nur bei Mariam läuft alles anders als geplant, sondern auch bei Chris und doch funktioniert es schlussendlich. Die Wendungen, die für mich, zumindest bei Mariams Seite, überraschend gekommen sind habe ich aber sehr gut gefunden. Es hat noch einmal etwas Spannung in die Geschichte gebracht und noch mehr verdeutlicht wie sehr Menschen sich in solchen Situationen verändern können. Zum Teil hatte ich Schwierigkeiten gewisse Entscheidungen nachzuvollziehen. Vor allem am Ende wurde ich sogar richtig wütend. Gewisse Entscheidungen haben es mir da schwer gemacht Mariam zu mögen.
Den Ausgang des Buches fand ich sehr gut. Der Abschluss ist gut gelungen und es lässt noch Raum für eine mögliche Fortsetzung, die ich allerdings nicht für nötig halte.