ServusTV sagt Deutschland (jetzt doch) Servus

Viele Dinge beachtet man ja erst, wenn es sie (bald) nicht mehr gibt. Diese zweifelhafte Ehre wird nun auch dem Sender ServusTV zuteil, den wohl nur wenige deutsche Fernsehzuschauer auf Anhieb in unter zwei Minuten auf ihrem Gerät finden würden. Da ServusTV den Sendebetrieb in Deutschland (und der Schweiz) nun aber bald einstellt, regt sich leichtes Interesse.

Einmal habe ich ServusTV geguckt. Das ist Monate her und es ging um ein Fußballspiel, nur welches weiß ich auch nicht mehr. Zumindest hat das gereicht, um bei mir ein leises DingDong auszulösen, als ich erstmals davon las, dass ServusTV den Betrieb einstellt. So habe ich auch erfahren, dass der Sender zur Red Bull Media House GmbH gehört, einer Firma des Red-Bull-Konzerns. Ihr wisst schon, der mit den Dosen, die Flügeln verleihen.

ServusTV kam nicht aus dem Nichts, sondern ist der direkte Nachfolger des Senders SalzburgTV, der 1995 als erster privater Fernsehsender in Österreich an den Start ging. Im Jahr 2007 sicherte sich die Red Bull Media House GmbH einen Anteil von 95% an SalzburgTV und gestaltete den Sender zu ServusTV um. 2011 kam das Projekt ServusTV Deutschland ins Rollen. Der österreichische Sender war nun auch hierzulande frei empfangbar und ist es voraussichtlich noch bis Ende des Jahres. Das Programm mit Alpen-Ambiente setzt sich zusammen aus Nachrichten und Magazinen, Dokus, Spielfilmen, Sport (hauptsächlich Eishockey) und, selbstredend, Übertragungen von Red-Bull-Veranstaltungen.

Erste Meldungen, dass ServusTV vor dem Aus in Deutschland steht, waren im Mai 2016 zu vernehmen, als es hieß, der Sender sei für das Unternehmen Red Bull wirtschaftlich untragbar geworden. Schnell kamen Gerüchte auf, dass der wahre Grund für das geplante Aus die Verärgerung von Oberbulle Dietrich Mateschitz über das Bestreben der Mitarbeiter, einen eigenen Betriebsrat zu gründen, war. Die Mitarbeiter ließen verlauten, dass ein solcher Plan gar nicht bestünde und tatsächlich wurde das Aus zurückgezogen. Nur nicht für lange. Am 31. Juli 2016 verkündete Red Bull Media House, den Sendebetrieb in Deutschland und der Schweiz zum Jahresende einzustellen. Das ganze Trara um die Betriebsratgründung dürfte das Vertrauen der Werbekunden in ServusTV nicht gestärkt haben, vom Betriebsklima ganz zu schweigen. Von dem Aus betroffen ist vor allem das Regionalbüro in München.

In Österreich ist ServusTV weiterhin empfangbar, allerdings seit einiger Zeit auch nur noch über eine ORF-Smartcard. Diese ist außerhalb Österreichs nicht erhältlich. Ganz aus Deutschland zurückziehen will sich ServusTV wohl auch nicht, online soll der Sender abrufbar bleiben, wie auch immer das genau aussehen soll.

Das Imperium des roten Bullen

Red Bull will schon länger mehr sein als „nur" ein Getränkekonzern und engagiert sich z.B. im Sport, was nicht überall auf Gegenliebe stößt. Die von Red Bull gesponserten Fußballmannschaften etwa müssen sich unter stark traditionsbewussten Fans viel Kritik bis hin zu Schmähungen und Boykotten gefallen lassen. Über die Sinnhaftigkeit dieser feindseligen Haltung lässt sich streiten. Den Vorwurf, dass Red Bull den Sport zerstört, kann man schon insofern eigentlich nicht teilen, dass der Konzern ein wunderbares Feindbild abliefert, an dem sich Fans abarbeiten können. Da macht ja auch irgendwie Spaß, nur das es keiner offen zugibt.

Mit der Videoplattform Red Bull TV will sich der Konzern medial ebenfalls behaupten und sieht darin wohl bessere Zukunftsperspektiven als in ServusTV. Die Zukunft des linearen Fernsehens wird ja ohnehin angezweifelt. Geht Red Bull also den richtigen Weg? Wer weiß. Das Getränk wird sich mit oder ohne Fernsehsender weiterhin verkaufen, allerdings nicht an mich, bei mir frisst sich das nur durch die inneren Organe. Servus!


wallpaper-1019588
Deutscher Simuldub zu “I Was Reincarnated as the 7th Prince” gestartet
wallpaper-1019588
Final Fantasy XII – Brettspiel zum PS2-Klassiker angekündigt
wallpaper-1019588
Super Nintendo World – „Donkey Kong Country“-Eröffnung verschoben
wallpaper-1019588
Pokémon Karmesin und Purpur – Neues Tera-Raid-Event am Wochenende