Serien-Spezial: True Detective

Serien-Spezial: True Detective 6.5/10

Originaltitel: True Detective
USA | 2014 | ca. 60 Min. | FSK: ab 16
Krimi, Drama
Regie: Cary Joji Fukunaga
Drehbuch: Nic Pizzolatto
Besetzung: Matthew McConaughey, Woody Harrelson, Michelle Monaghan, Michael Potts, Tory Kittles u.a.
DVD/Blu-Ray VÖ: 04.09.14

Links zur Serie:
IMDb | Wikipedia

Worum geht’s?

Familienvater Martin Hart und Pessimist Rustin ‚Rust‘ Cohle werden bei der Louisiana State Police getrennt zu einem Mordfall befragt, in dem sie ab 1995 selbst ermittelten. Die Verzierungen einer toten Prostituierten deuten auf ein okkultes Ritual hin. Cohle entdeckt einen Zusammenhang mit weiteren Morden, allerdings fehlt das entscheidende Puzzleteil zur Überführung des Täters. Das Verhältnis zwischen den ungleichen Partnern ist von Anfang an angespannt, doch die beiden prägen sich auch gegenseitig.

Wie ist die Serie?

Edelsender HBO und zwei Hollywoodstars in den Hauptrollen versprechen Qualität vom Feinsten, und doch baut „True Detective“ auf dasselbe Rezept wie praktisch jeder andere Buddy-Cop-Stoff auch: zwei Gesetzeshüter verfolgen ein Ziel, sind aber grundverschieden, kriegen sich in die Haare und raufen sich zusammen. Die Geheimzutat in diesem Fall ist eigentlich ganz simpel: Zeit. Gemeint sind nicht die verschiedenen Zeitebenen, welche die Erzählung durchaus abwechslungsreicher gestalten. Gemeint ist die Dauer der Erzählung für einen einzigen großen Fall, der sich über die ganze Staffel erstreckt und den Protagonisten viel Raum zur Entfaltung bietet. Die einen nennen es bahnbrechende Fernsehunterhaltung, andererseits kippt der Stil auch leicht ins Zähe.

Fast-Newcomer Nic Pizzolatto („The Killing“) schrieb alle acht Folgen von Staffel 1, Cary Joji Fukunaga („Sin Nombre“, „Jane Eyre“) führte jedes Mal Regie, was der Geschichte eine klare Linie verleiht und sie umso filmischer wirken lässt. Aus künstlerischer Sicht ist so eine Stammcrew für Serien nur zu empfehlen; der Nachteil besteht in diesem Fall in einem schwerfälligen Aufbau. Fürs erste kann nichts den wunderschönen, überragend gestalteten Vorspann toppen, auch wenn Pizzolatto seinen Figuren sehr clevere Dialoge in den Mund legt. Die ersten drei Folgen strahlen würdevolle Beklemmung aus, plätschern aber vorbei, bis in Folge 4 – nach fast vier Stunden also – endlich die Plansequenz an der Reihe ist, von der alle Fans schwärmen. Ein erster, knackiger Actionmoment, brillant choreografiert als eine sechsminütige Einstellung.

Für den zweiten Akt verlagert sich die Haupthandlung in die Gegenwart und erhält so neuen Antrieb, statt endgültig in einen Trott zu verfallen. Des Rätsels Lösung erfolgt in gewohnter Ruhe und weitestgehend ohne erschütternde Wendungen, bevor der fast rührende Schluss klarmacht, dass es vor allem um zwei gebrochene Männer geht, die ihren Weg gehen. Dass es überhaupt ein richtiges, befriedigendes Ende gibt, sei an dieser Stelle nochmal hervorgehoben. Der Vorteil einer Anthologieserie, wie etwa auch „American Horror Story“: Das Ende kommt schneller als die Serie abgesetzt werden kann, und ein Staffelfinale darf sich nicht mit einem Cliffhanger davonmogeln.

Matthew McConaughey („Dallas Buyers Club“) als Cohle und Woody Harrelson („7 Psychos“) als Hart spielen hervorragend. Gerade Cohles nihilistische Vorträge gehören zu den absoluten Highlights. Die Diskussionen der beiden sind eine Freude, auch wenn man wohl kaum ein Duo mit undeutlicherer Aussprache hätte wählen können – der Originalton stellt eine echte Herausforderung dar. Die Besetzung der Nebenfiguren rangiert ebenfalls auf konstant hohem Niveau, allen voran Michelle Monaghan („Source Code“) als Harts Ehefrau. Und Alexandra Daddario ist so sexy, dass man ihr sogar „Texas Chainsaw 3D“ verzeiht.

Jedes Bild sitzt (als „eine letzte Romanze mit Film“ ließ der Regisseur auf 35mm drehen), die Kamera verleiht der kargen Landschaft Südlouisianas einen wunderbar melancholischen, düster angehauchten Ausdruck, abgerundet von T-Bone Burnetts dezenter Musik. Tolle Stars, tolles Handwerk, nur der Krimiplot selbst mag selten wirklich mitreißen, schließlich stochern die Protagonisten meist ziemlich verloren in der Pampa herum. Für spannende Fälle gibt es „Sherlock“ – auf der Serien-Beliebtheitsskala recht ebenbürtig. „True Detective“ bietet eine auf Atmosphäre getrimmte Alternative und gönnt sich (abgesehen vom gnadenlos abgewürgten Handlungsstrang über Cohles Freundin) den poetischen Luxus der Langsamkeit.

Staffel 2 feiert im Sommer 2015 Weltpremiere und zeigt Colin Farrell, Rachel McAdams sowie Taylor Kitsch bei Ermittlungen in Kalifornien.

Wertungen (ø 6.6) [?]

6.5 – Philipp Stroh
7.0 – Ines Walk
8.5 – Sebastian Büttner
4.5 – Sonse

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