Verdutzt und verschlagen schaut Kindkind (Alane Delhaye) einem launischen Polizisten ("der Nebel": Bernard Pruvost) nach, nachdem der Serienmordfall gelöst ist. Oder auch nicht. Göttliche Eingebung. Leichen, so speckig wie bei Rubens. Zerstückelt, Tierfutter. Kindkind, ein Rotzlöffel und Lausbub, grinst. Es ist das Grinsen eines Beweises, dass gar nichts zählte. Bruno Dumonts minimalistisch klapperndes, durchstreichend denkendes Serienexperiment "Kindkind" spielt in einer bäuerlichen Provinzdorfschaft – entschleunigt, tatterig, durchgeknallt. Wiesen, Meere, Bunker. Musikalisch erregte Pfarrer, trällernde Schnepfen und Macken zuhauf. Assistenten, die auf zwei Rädern Auto fahren. Vorgesetzte, die aufgrund ihres Kindheitstraumes reiten. Vermummte Täter, die auf Trauerfeiern durch die Menge schreiten. Spastische Verrenkungen. Lähmender Sprech. Es ist das Demaskierende, um das Dumont feilscht, den Slapstick zu überziehen, die nichtige Lösung herauszufordern und das Körperpathologische einer Nullsummensprache, deren Fallhöhe sich nach unten korrigiert, je weiter die Protagonisten (um den Kreis) reisen. Dumont filtert krause Gesichter, die, sekundenlang betatscht und begrapscht, eine aussichtslos-irritierende Geschichte erzählen, während der Anarchowahnsinn dieser vier Folgen vereinnahmenden Miniserie ein Genre durchschüttelt, seine Besetzer, seine kreuzbrave Biederkeit und sein Ordnungsschlaraffenland. Kindkind pflegt nebenbei eine herzensschöne Romanze, aber selbst hier ist er sich nicht sicher, ob er sie küssen oder umarmen soll. Das Genießen, das Vorhersagbare verliert die Fassung, der Verlust züngelt.
Originaltext