[...] Helden sind sie keine, die Bewohner von Deadwood, das mehr einem notdürftig errichteten Zeltlager ähnelt, als dass es eine berüchtigte Goldgräberstadt meint. Während sich der Western weiterentwickelt hat, entwickelt sich Deadwood überhaupt nicht weiter. Wie ein schwarzer Monolith aus Stanley Kubricks "2001: Odyssee im Weltraum" steckt die Stadt unermesslich tief in der Erde, lediglich Zeuge der Veränderung ihrer Zivilisation. [...] Thematisiert wird über drei Staffeln hinweg eine schleichende Zivilisierung, eine schleppende Politisierung, der Einzug des Rechts und des Gesetzes in einer Rechtlosigkeit, die Etablierung einer Demokratie durch Wahlen. Es geht um Einfluss, Resonanz und Manipulation. Industrielle Entwicklungen (das Fahrrad, der Telegraf) erleichtern das Leben in Deadwood ebenso sehr wie kulturell-ökonomische Einrichtungen (eine Schule, eine Bank) neben wirtschaftlichen Verträgen über den Abbau von Gold, die besser gründlich gelesen werden sollten. Hierarchien zwischen den unterschiedlichen Klassen kristallisieren sich heraus, auch Gruppierungen, deren Anführer den anderen auszutricksen versucht, indem er die Welt dazu bringt, nach seinem Schwanz zu wedeln. [...] "Deadwood" verfügt über vielschichtig gemeißelte Charaktergebäude, deren Schattierungen kaum Absolutismen im Spektrum von Gut und Böse zulassen. Im Unterschied zu Gott seien ihre Hosen kürzer, wie es heißt. Je nach Verhandlungsstrategie modifizieren sie ihr Vorgehen und sind innerlich doch zerrüttet, ob sie Loyalität erweisen oder Unabhängigkeit ersehnen. Voller Schlagkraft, Überschwang und Feinschliff porträtiert die Serie die Strippenzieher und die Sklaven, die Befehlsgeber und die Befehlsempfänger, die Freier und die Edelnutten inmitten ihres zugehörigen Bündnisses. [...]
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