Die lethargischen bis wilden Bilder in "Better Call Saul" sagen uns das Altbekannte auf: ein eingeklemmter Niemand, fixiert in einer symbolisch angeschnittenen Wiederholschleife (des Druckauswurfs), mürbe und zermürbt; ein ausgebeulter Abfalleimer. Warum es ein heikles Unterfangen darstellt, das Spin-off von "Breaking Bad" von der ersten Folge an zu umschwärmen, resultiert darin, dass sich "Better Call Saul" angesichts seiner aufgeweichten (Fanservice-)Fallhöhe diametral zu "Breaking Bad" verhält: Bob Odenkirk überhöht den schüchternen Bruder einer zornigen Schwester. Er operiert mit einem Datenfundus, mit Irrealem, während Bryan Cranston den Körper spannte, das Tierische und Viehische. "Breaking Bad" war eine physische Serie, "Better Call Saul" hingegen rangiert psychisch zwischen den Extremgefühlen, ist repetitiv (der Parkmarken-Gag), ja mehr süßlich statt säuerlich, stilistisch seit "Breaking Bad" überaltert (leider kein Kulissenwechsel) und überstülpt dem Publikumsliebling wie Mike (Jonathan Banks), dessen elegischer Parallelstrang nichtsdestotrotz interessanter wirkt als der des tristen (Wüstenhöllen-)Advokaten, eine klischeehafte Noir-Familienentmystifizierung. An "Better Call Saul" scheiden sich die Anwälte, wohl auch deshalb, da der Schachzug in Kenntnis der Ereignisse längst gemacht ist und ein Kelch weiter gefüllt wird, obwohl er überschwappt. Und dennoch: Die dialogischen Minidramen und zähflüssigen Anekdoten, die unterstreichen, dass Serien ausdauernd avantgardistisch erzählen können, wenn sie wollen, bestärken auch "Better Call Saul" (teilweise).
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