Die Tagundnachtgleiche haben wir überschritten (sie war in der Nacht vom 22. auf den 23. September), die Tage werden kürzer, die Kleidung dicker und wir bleiben tendenziell wieder etwas mehr zuhause. Gibt es dann etwas besseres als sich im Universum der neuen Musik zu verlieren? Kaum. Hier sind unsere September-Favourites wie immer vereint in der Spotify-Monatsplaylist.
(!! Übrigens: Wenn du unserer Playlist folgst, wird sie neuerdings immer auf den aktuellen Monat angepasst! Suchst du die alten Tracks, suche einfach in der Spotify-Suche nach dem Monat deines Begehrens: bsp. „WAVEBUZZ AUGUST 2018“).So musst du nicht jeden Monat neu auf „abonnieren“ klicken.
Die Lieblings von Monique:
1 Spiritualized – I´m Your Man
Im September erfreuten uns die Space-Rocker von Spiritualized mit ihrem achten Studioalbum „And Nothing Hurt“. Dem Weltraum-Motiv, für das sie Bekanntheit erlangte, bleibt die Band weiterhin treu: Im Video zur Single-Auskopplung „I’m Your Man“ lassen Spiritualized einen apathisch anmutenden Astronauten durch die amerikanische Wüstenlandschaft irren. Stilistisch irgendwo zwischen Leonard Cohen und The War On Drugs situiert, verspricht der Song aber keineswegs nur Bodenhaftung, sondern lädt zumindest mental zu einer Reise in die Weiten des Weltalls ein.
2 Thom Yorke – Suspirium
Dass die Musiker um Radiohead filmmusikalisch einiges auf dem Kasten haben, dürfte spätestens seit „Spectre“ bekannt sein. Thom Yorke zeugt mit seinem ersten Feature-Film-Soundtrack zum Remake des italienischen Horror-Dramas „Suspiria“ erneut davon. Mit dem (fast) gleichnamigen Song „Suspirium“ fängt der Radiohead-Frontsänger die Geschichte einer von okkulten Begebenheiten geplagten Tanzschule musikalisch ein. Die sanften Klaviertöne, die ansatzweise an den Soundtrack des französischen Klassikers „Le Fabuleux Destin d’Amélie Poulain“ erinnern, bauen eine gespenstische und zugleich träumerische Atmosphäre auf. Ein Walzer mit dem Wahnsinn.
3 First Aid Kit – Tender Offerings
Oh herbstliche Melancholie, wie sehr haben wir dich vermisst! Im kuschligen Wollpulli eingepackt durch die von bunten Blättern gefärbten Wälder spazieren, mit einer heissen Tasse Tee in der Hand im warmen Wohnzimmer ein gutes Buch lesen… Oder zu „Tender Offerings“ von First Aid Kit in Gedanken schwelgen:
This inner unrest that keeps me marching
This foolish hope that can be found
Something so true and lasting
Could it let me on the ground
Still I like my world boundless
It never ceases to entice
It’s the hunger in my bones
It’s the new day in my eyes
4 Dengue Dengue Dengue – Semillero
Für Tropenfieber an kühlen Herbsttagen sorgt „Semillero“ – der neue Track des peruanischen Duos Dengue Dengue Dengue. Die Mischung aus südamerikanischer Perkussion und technoiden Beats weist dem elektronischen Sound einer globalisierten Welt den Weg in die Zukunft. Und zeigt, dass dieser eben auch im globalen Süden stattfindet.
5 Son Lux – Yesterday’s Wake
„Enjoy the Silence“ – dazu riefen Depeche Mode bereits 1990 auf. Und tatsächlich: Stille kann so schön sein. Das zeigt auch der neue Son-Lux-Song „Yesterday’s Wake“. Lange Instrumentalpassagen zwingen ihre Zuhörer, eine drückende Ruhe auszuhalten. Gebrochen wird die Stille nur durch kurze Syntheziser-Crescendos und die Stimme Ryan Lotts, die zugleich ausdrucksstark und zerbrechlich wirkt. Einen besonderen Gänsehautmoment bietet der Schluss des Songs:
I’m not ready for the day
I’m still caught in yesterday’s wake
It’s plain to believe but it’s hard to see
From within the shadow comes a light
Through a hole in your aching side
It’s a brighter wound, it’s a brighter wound, oh it’s a brighter wound
Die Lieblings von Sarah:
Als Überleitung zu Moniques Song 5 Son Lux möchte ich gerne noch einige Zeilen zum Konzert in Winterthur (Salzhaus, 24.09.2018) verlieren: Das experimentelle Trio bestehend aus Ryan Lott, Rafiq Bhatia & Ian Chang boten in purer Exzellenz dar, was es heisst, Musiker zu sein. Tempi waren nicht auf den Punkt, sondern auf diesem Kreuz, das man in der Primarschule zeichnete, das noch genauer als ein Punkt ist. Stimmung war andächtig (viele ruhige „Aufbau“-Stellen) und überdurchschnittlich ruhig. Das Publikum war im Bann und es war eine geplante Zurückhaltung im Saal. Diese Zurückhaltung, wie sie dem Schweizer Konzertpublikum manchmal vorgeworfen wird, funktionierte endlich einmal. Und war Part der musikalischen Darbietung. Am Schluss zerfloss die Grenze zwischen Künstlern und Publikum immer mehr, da die drei New Yorker noch zum Mitsingen aufriefen.
So, genug Exkurs. Für mehr Konzerte, Impressionen und co. kannst du jederzeit unserem Instagram-Account folgen
6 Any Other – Walkthrough
Any Other kommen aus der Schweizer Nachbarsmetropole Mailand und machen Musik für den Frühstückstisch, der mit Blumen und Toast gedeckte Sonntagsstimmung versprüht: Locker, entspannt und ein bisschen opulent.
7 Agar Agar – Sorry About The Carpet
Das französische Electronica-Duo, das sich nach einem Verdickungsmittel (auch Japanischer Fischleim genannt übrigens) benannt hat, brachte im September ihr neues Album „The Dog and The Future“ heraus. So absurd wie der Albumtitel sind auch manche Songtitel wie auch -texte. Im über sechsminütigen „Sorry About The Carpet“ finden sich so auch folgende Songzeilen wieder:
There’s a hole in my sock but I can live with it
And all the cereals to keep me awake
I can recall the moment that I lost all faith
Yeah
And teared the room and saw flying the jets
Das Musikvideo ist in ähnlicher Haltung daherkommend: Aus dem Kontext gehobene Darstellung. So wird aus einem Stuhlpolster eine Klaviatur ausgeschnitten. Das nur ein Beispiel. Hörens- und sehenswert!
8 Charlotte & Mason – Always A Secret
Bleiben wir noch etwas in Frankreich und bleiben wir auch noch etwas in der Duo-Konstellation: Charlotte & Mason sind ein französisch-israelisches Zweierteam und sie machen eine Mischung aus psychedelischem Indie und Pop. Ihr Album „Lyrical Miracle“ kam bereits schon anfangs Jahr heraus, doch da ist es nicht zu spät, die zwei auch jetzt im letzten Quartal von 2018 ins Spotlight unserer Spotifyliste zu setzen.
9 flora cash – You´re Somebody Else
Auch diese Single ist bereits etwas länger auf dem Musikmarkt situiert. „You´re Somebody Else“ ist aber ein Song, der aus der Masse heraussticht: wie Of Monsters and Men, aber weniger kitschig. Wie Bon Iver, aber weniger Gehauche und Geschmachte. „You´re Somebody Else“ ist vielleicht – Achtung! – der beste Song in dieser Kategorie, der 2018 gemacht wurde. Die Dream-Pop-Kombo hat ihren Song anfangs August in diversesten Ami-Talkshows zum besten gegeben und ist auch auf der Billboard-Liste seither vertreten.