Auch der Wissenschaftsbetrieb ist inzwischen zum reinen Marketinginstrument zum Abgreifen von Fördergeldern verkommen. Das zeigt einmal wieder die Geschichte der Universität Berkeley mit der Überschrift „Smallest. Transistor. Ever. (Kleinster Transistor aller Zeiten)“, die behauptet, es sei ihren Forschern gelungen, einen Transistor mit einer Gatelänge von nur einem Nanometer zu bauen – das sind ungefähr 10 Goldatome nebeneinander. So klein ist dieser Transistor aber bei weitem nicht.
Warum man 20.000 nm als 1 nm verkauft
Die Story ist kein Einzelfall. Aus meiner früheren Arbeit für eine Internet-Seite, bei der ich regelmäßig Artikel zu angeblich „bahnbrechenden“ Entwicklungen von Universitäten schreiben musste, die in Wahrheit Marginalien oder lange bekannte Zusammenhänge und Methoden wiederkäuten, fiel mir das Problem schon vor ein paar Jahren auf.
Das hat inzwischen auch die New York Times festgestellt. Danach werden bei der Vorstellung wissenschaftlicher Arbeiten mit an den Haaren herbeigezogenen Definitionen Superlative konstruiert oder nebensächliche Ergebnisse in die Überschrift einer Veröffentlichung gebracht. Von der Times wird das auch mit dem Wort „fraud“ (Betrug) korrekt beim Namen genannt. So manche „wissenschaftliche“ Studie wird heute auch recht schnell nach der Veröffentlichung wieder aus der wissenschaftlichen Literatur zurückgezogen…
Die wissenschaftlichen Blättchen und Internetseiten wollen Sensationen und die Wissenschaftler müssen liefern, denn die Universitäten wollen möglichst viele Veröffentlichungen in angesehenen Journalen haben, um dadurch letztlich mehr Finanzierungen zu erreichen. Das Motto lautet Publish or Perish, und alle Beteiligten tun alles, um mehr Aufmerksamkeit zu erregen, egal, wie unangemessen das dem wirklichen Stand der Wissenschaft ist. Die aktuelle Pressemeldung „Kleinster Transistor aller Zeiten“ ist nur ein weiteres Beispiel das spektakulär klingt, letztlich aber nur eine mehrere Größenordnungen umfassende Marketinglüge darstellt.
Elektronenmikroskop bringt die Wahrheit ans Licht
Auch Elektronenmikroskope sind mir gut bekannt, denn ich habe mehrere Jahrzehnte lang in den Niederlanden für die Hersteller Cambridge Instruments und CamScan (beide aus Cambridge/England) als Service-Ingenieur gearbeitet.
Ein solches Gerät hat jetzt die Wahrheit über den 1 nm-Transistor offengelegt: Der experimentelle Aufbau hatte insgesamt eine Größe von rund 20.000 Nanometern. Einzig die benutzte Kohlenstoffröhre hatte dabei einen Durchmesser von einem Nanometer und ist auch das einzige Bauteil, das in irgendeiner Dimension diesen Wert erreicht. So schreibt es auch Golem in einem aktuellen Artikel.