Senioren am Arbeitsmarkt – sein Licht nicht unter den Scheffel stellen

Von Michaelamartina

Senioren sind in der Regel ehrgeizige und nach der "alten Schule" ausgebildete Fachkräfte, die auf einen breiten Erfahrungsschatz zurückgreifen. Nichtsdestotrotz haben sie im Arbeitsleben häufig Probleme wieder Fuß zu fassen, wenn es zum Verlust des bisherigen Arbeitsverhältnisses kommt, sei es durch Krankheit oder eine betriebsbedinge Kündigung. Die Gründe dafür sind zahlreich - Initiativen, dies zu ändern, jedoch glücklicherweise auch.

Beschäftigungschancen für ältere Arbeitnehmer

Laut einer Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) erhöht sich die Produktivität eines Unternehmens, wenn sich der Anteil der 45- bis 50-Jährigen an der Gesamtbelegschaft schon um einen Prozentpunkt erhöht. Die Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen untermauerte diese Erkenntnisse mit einer visionärischen These: [...] Wir leben länger, die Beschäftigungschancen steigen – unser Ziel ist, dass Arbeit auch für Menschen über 60 der Normalfall wird [...]. Gesagt, getan? Mitnichten, denn die Jobaussichten am Arbeitsmarkt für Personen jenseits der 45 Jahre sind alles andere als perspektivreich. Die Personalbüros der Unternehmen berücksichtigen neben der Lebenserfahrung auch das Alter des Bewerbers - natürlich nicht offiziell, zumal dies gesetzlich nicht zulässig wäre. Hinter vorgehaltener Hand heißt es jedoch, ein neues Unternehmensmitglied müsse man prägen können - undenkbar bei jemandem, der mitten im Leben steht. Außerdem wird der Mangel an IT-Kompetenz ein immer stärker gewichtetes Negativkriterium bei der Bewertung der Bewerber. Die Dienstleistungsbranche wächst und mit ihr der Bedarf nach EDV-affinem Personal. Die meisten älteren Menschen und selbst junggebliebene Senioren haben jedoch keinen Bezug zum Computer und dem Internet, zu schwer erscheint ihnen der Einstieg in die unbekannte Materie.

Wege zur Beschäftigung

Glücklicherweise haben fast alle Bundesländer das Problem erkannt und bieten für wenig Geld EDV-Kurse an, welche das nötigste Fachwissen leicht verständlich vermitteln und dabei auch versuchen, die Freude am Tun bei den Kursteilnehmern zu entfachen. Und es geht noch weiter: das Projekt „Leila 50plus“ ist eine bayrische Initiative, welche im Rahmen des Bundesprojekts Perspektive 50plus dabei helfen soll, Arbeitslose aus der höheren Altersgruppe wieder in Lohn und Brot zu bringen. In Zusammenarbeit mit lokalen Jobcentern macht man sich der modernen Medien zunutze: in einem digitalen Bewerbungsvideo stellen sich die Senioren vor, erzählen von ihren Stärken und der ungebremsten Motivation, eine neue Arbeitsstelle anzutreten. Der Link zum jeweiligen Video wird dann einfach anstelle einer Bewerbung an die regionalen Arbeitgeber per E-Mail versandt - und deren Resonanz ist überaus positiv.
In Süddeutschland scheint man sich sehr auf die Problematik zu konzentrieren - im Wiesbadener Raum hat eine Bäckerei nun eine neue Form der Ausbildung gestartet. Es werden "Senioren-Azubis" ausgebildet, die ähnlich einem jungen Berufseinsteiger, die ersten Geschicke des Handwerks erlernen und parallel dazu in der Berufsschule mit dem theoretischen Input versorgt werden. Hintergrund ist erstlinig der Mangel an jungen Leuten, besonders in den traditionellen Berufen. Die Jugend kann den klassischen Berufsbildern immer weniger abgewinnen und anstatt eine Ausbildung zum Klempner anzustreben, steht sie vor Werbeagenturen, Medienbetrieben und Fotostudios in den Hauptstädten Schlange. Das Nachwuchsproblem kommt der älteren arbeitssuchenden Generation aber zugute, wie das Modell Senioren-Azubis unterstreicht.

Nicht den Mut verlieren

Senioren verfügen über wertvolle Expertise und haben über die Jahre viel über das soziale Miteinander gelernt. Das macht sie zu idealen Ergänzungen bestehender Mitarbeiterteams jüngerer Jahrgänge. Wer sich bewirbt, sollte sein Licht nicht unter den Scheffel stellen und die Altersreife zum Ausdruck bringen. Im Bewerbungsgespräch ist es ratsam den sozialen Aspekt in einer erfolgreichen Unternehmung zu thematisieren und am besten Beispiele für Mitarbeiterstrukturen bringen, die nachweislich hohe Erfolge erzielen konnten. Ganz der Divise "man wird nicht älter, sondern nur besser" folgend wird die Suche nach einer Anstellung mit genügend Selbstbewusstsein von Erfolg gekrönt sein.
Viel Erfolg in der neuen Arbeitsstelle!
Gastautor Marius schreibt auch für das Portal  www.Kenntnisstand.net.