Senioren-Alphabetisierung in Madagaskar

Rund die Hälfte der Senioren in Madagaskar kann nicht lesen und schreiben. Sie unterzeichnen amtliche Dokumente mit ihrem Fingerabdruck. Eine Initiative in Nosy Varika bringt ihnen das Alphabet bei. Die Alten machen begeistert mit.

Mama Rosetta ist Urgrossmutter und hat in ihren 87 Jahren viel gesehen. Sie wohnt im kleinen Ort Nosy Varika am Pangalanes-Kanal an der Ostküste von Madagaskar. Sie wuchs auf, als Madagaskar noch zum französischen Kolonialreich gehörte und trotz der damals obligatorischen Schulpflicht besuchte sie keine Schule. Sie wurde, wie ihre ganze Familie, Bäuerin und mehrfache Mutter. ‘Die Jahre gingen dahin und jetzt bin ich alt. Aber bei den nächsten Präsidentenwahlen möchte ich meinen Stimmzettel unterschreiben können’, sagt sie überzeugt. Bislang quittierte sie offizielle Dokumente mit Druckertinte und Fingerabdruck. Das ist auf dem Land in Madagaskar weiterhin üblich. In Folge der degradierenden staatlichen Leistungen hat auch das Schulsystem mit sich gebracht, dass die Analphabetenquote sich stetig erhöht. Auch bei den jungen Menschen.

Mama Rosetta ist mit ihrem Leben zufrieden. Und jetzt, wo sie sich nicht mehr intensiv um den Nachwuchs kümmern muss, hat sie noch ein Ziel: sie will ihren Namen schreiben können. Eine freiwillige Initiative ermöglicht den Schulunterricht jeden Samstag. Die Klasse besteht aus über einem Dutzend lernwilligen Frauen. Durchschnittsalter 75 Jahre. ‘Wir werden es schaffen’, schmunzelt Mama Rosetta, ‘denn wir haben schon ganz andere Sachen gemeistert’.

Das Madagaskarhaus in Basel (www.madagaskarhaus.ch) sucht freiwillige erfahrene Lehrkräfte, die während drei Monaten in Nosy Varika betagten Menschen lesen und schreiben beibringen.


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