Die Wedernoch
Stefan Bachmann
Diogenes, 2014
978-3257069068
16,90 €
Achtung! Dies ist ein zweiter Teil. Wer sich die Laune nicht verderben möchte, lese nur die Bewertung!
Bartholomew hat aus nächster Nähe mit angesehen, wie sich ein Tor zwischen seiner Welt und dem verzauberten Feenforst auftat und seine Schwester dahinter verschwand. Er hatte versprochen, Hettie nach Hause zu holen, koste es, was es wolle. Aber was ist, wenn die bösen Wesen nur den richtigen Moment abwarten, um auch ihn zu entführen? ›Die Wedernoch‹ zeigt auf höchst packende Weise, wie drei junge Außenseiter – nicht obwohl, sondern weil sie anders sind! – die gefährlichsten Abenteuer bestehen können.
Hettie ist etwas neugierig geblieben, obwohl sie im ersten Band mehr Einfallsreichtum bewiesen hat. Ich stelle mir sie immer noch klein und süß vor, aber anscheinend wächst auch sie und da geht mir jede Vorstellung ab. Hettie ist einfach weg und ich schaffe es nicht mehr, mir ein Bild zu ihr zu machen.
Barth gefällt mehr immer noch sehr gut. Ich mag es, dass er so hartnäckig ist und seine Schwester sucht und sucht und sucht. So einen Bruder hätte wohl jeder gerne ;)
Pikey und sein Geheimnis haben mich am Lesen gehalten, denn immer wenn dieser Charakter auftaucht, wird die Sprache von Herrn Bachmann wieder runder und stilvoller. Ich weiß nicht, ob ihr das nachvollziehen könnt, aber ich hatte immer das Gefühl: hier spricht seine Lieblingsfigur.
Die Kulisse ist diesmal mehr in der “Seltsamen-Wedernoch” Welt angesiedelt. Nur kurz befinden wir uns noch mit Bartholomew im richtigen London. Immerhin müssen wir Hettie retten und die befinden sich auf der anderen Seite.
Diese Seite ist oft sehr düster beschrieben und nur selten habe ich das Verlangen dort länger zu bleiben. Stefan Bachmann hat keine nette, andere Welt erschaffen, sondern eher etwas, wovon man böse träumen kann.
Die Handlung wird aus drei Perspektiven erzählt. Hettie in ihrer Diaspora, die sich mit komischen Butlern rumschlagen muss und einige tolle Dinge entdeckt. Barth, der immer noch versucht Hettie zu finden, ist zum Teil in London und sucht dort einen Weg in die Welt, in der Hettie ist. Aber wer es mir besonders angetan hat: Pikey! Er ist ein ganz neuer Charakter, der sehr liebevoll eingeführt wird und sehr gut beschrieben ist. Da spürt man richtig Stefan Bachmanns Herzblut den Pikey ist ein netter Kerl, dem das Leben nicht all gut mitgespielt hat.
Während Barth einen Weg sucht zu Hettie zu kommen, vergehen viele Jahre in London. Sehr komisch, denn damit kam ich nicht wirklich zurecht. Die Zeitrechnung hat für mich hinten und vorne nicht gepasst, obwohl ich weiß, dass es ein Fantasyroman ist und der Autor machen kann, was er für richtig hält. Mich hat es nur verwirrt, dass bei Hettie die Zeit irgendwie anders vergeht und mir niemand erklärt warum, wie und wieso!
Hettie erlebt allerdings die interessanten Abenteuer. Manche ziehen sich zwar sehr in die Länge, aber sie waren alle farbenfroh und gewitzt beschrieben. Leider fehlen mir die Seiten am Ende der Geschichte, denn diese holpert und poltert für mich recht schnell zum Ende.
Barths Geschichte ist geprägt von einem Hin und Her, Gesprächen und dann dem Treffen mit Pikey. Erst dann wird es interessant und bis dahin, dauert es mir zu lange. Pikey hingegen hat mir am Anfang sogar etwas Angst gemacht, denn er hat eine sehr eigenwillig, grausige Sache an sich. Mehr will ich hier nicht verraten.
Da die Geschichte an manchen Stellen nicht so rund lief, wie ich es mir vorgestellt habe, Bachmann aber immer noch bunt, wortreich und elegant erzählen kann, bekommt dieses Buch von mir 3 Bücherpunkte.
Es ist sehr schön, dass das Buch so gut zu dem ersten Teil passt. Ich mag immer noch das Gefühl, wenn ich die Einbände berühre. Auch das Blau finde ich gut gewählt.
Leider bin ich nicht so angetan von diesem zweiten Teil. Was im ersten Band noch als Innovation durch ging, bleibt hier leider auf der Strecke. Stefan Bachmanns Vielfalt ist jetzt bekannt und ich hätte noch etwas schöneres, lauteres und bunteres erwartet, damit es sich von der Masse an Fantasy-Büchern abhebt. Sein schöner Schreibstil, der sicher und korrekt ist, gibt ihm keinen Bonus mehr. Das Finale ist am Ende etwas schwach.