Von der Digitalen Immigrantin zur Early Adopterin
Als Ü50-Mutter zweier Digitale Natives stehe ich ständig unter Druck, den digitalen Anschluss nicht zu verpassen. Nachdem ich erst seit Kurzem QR-Codes einlese, twinte und Videocalls über Facebook mache, wollte ich nun beweisen, dass ich von der Digitalen Immigrantin gar zur Early Adopterin wurde. Also eine, die die neuesten technischen Errungenschaften nutzt.
Self Scanning fürs schnelle Einkaufen
Ein Grossverteiler in unserem Quartier hat nämlich Self-Scanning eingeführt. Um nicht schon bald wie der Esel vor dem Berg zu stehen, habe ich beschlossen, diese neue technische Errungenschaft sofort zu testen: Ich habe den Einkauf selber mit dem Handy eingescannt, so dass dieser an der Kasse für die Bezahlung schon erfasst ist. Self-Scanning ist – gemäss Grossverteiler – für das „schnelle Einkaufen“ gedacht, um „den Einkauf im Handumdrehen erledigen zu können“ und um „Zeit zu gewinnen“.
Zu dumm, dass diese neue technische Errungenschaft in der Filiale nicht funktioniert. Weil sich diese – Ironie des Schicksals – im Untergeschoss, in einem Mobilnetz-Funklochs befindet und an der Kasse der Abgleich zwischen meinem Handy und dem Kassenterminal nicht klappte.
So wanderte mein Einkauf aus dem Wagen wieder aufs Kassenband, von wo er nach dem zweiten Scan-Prozess durch die Kassierin dann wieder in den Taschen landete. Auf die schiefen Blicke der Kunden hinter mir gehe ich jetzt nicht ein…
Zeit ist Geld – auch für mich
Ich wollte dem Self Scanning mit dem Handy eine Chance geben. Aber so macht es für keine Partei Sinn. Schliesslich wurde Self Scanning von den Grossverteilern in erster Linie erfunden, um selber auf die Schnelle Kasse zu machen: Der Kunde macht die ganze Arbeit, bekommt aber keinen Cent dafür. Wenn dieser Prozess, der zudem auf Dauer viele Arbeitsplätze kosten wird, nicht einmal funktioniert, dann lassen wir es besser sein. Bei einem solchen Leerlauf mache ich nicht mit. Wenn Zeit für Grossverteiler Geld ist, so muss ich sagen, dass das nicht zuletzt auch meine Zeit und mein Geld sind, die vergeudet werden.
immer mittwochs im Tagblatt der Stadt Zürich
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