Der WBC Silbergürtelträger im Weltergewicht Selcuk Aydin (22 Kämpfe, 22 Siege, 27 durch KO) verteidigt am 26.11.2011 seinen Titel gegen Ionut Dan Ion (30 Kämpfe, 29 Siege, 16 durch KO, 1 Niederlage). Das Aufeinandertreffen der Beiden ist ein Rückkampf. Am 05.06.2010 wurde Aydin in Istanbul gegen Ion durch Mehrheitsentscheidung Silberweltmeister. Einige Beobachter des Kampfes sahen Aydin als Verlierer.
Nach seinem Titelgewinn nahm Aydins Karriere keine Fahrt auf, sondern stagnierte. Üblicherweise bekommt ein Weltmeister nach seinem Titelgewinn einen leichten Gegner in seiner ersten Titelverteidigung vorgesetzt, bevor man ihn weiter aufbaut. Aydin verteidigte seinen Titel in den letzten 15 Monaten kein einziges Mal. Stattdessen boxte er zwei Boxer, die wohl noch nicht einmal ein leichtes Sparring mit ihm ausgehalten hätten. Bei beiden Kämpfen sah der Mann aus Trabzon unmotiviert, uninspiriert und untrainiert aus.
Eigentlich sollte ein Sieg vor heimischem Publikum für Aydin eine sichere Sache sein. Der Puncher schlägt den Techniker. Das Problem scheint mir jedoch zu sein, dass Aydin eigentlich noch nie seine Fähigkeiten zeigen konnte. Bis jetzt wirkte er auf mich wie ein uneingelöstes Versprechen.
Aydin hat einen Gürtel, aber er ist nur die Nummer 16 der unabhängigen Weltrangliste. Das liegt vermutlich nicht daran, dass die Weltspitze Angst vor seinem Punch hat. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Manny Pacquiao, Floyd Mayweather Jr., Andre Berto und Shane Mosley, um nur die besten Vier zu nennen, sich ernsthafte Sorgen vor einer Auseinandersetzung mut Aydin machen. Dementsprechend ist der Kampf gegen den in Kanada lebenden Rumänen eher eine Standortbestimmung. Gewinnt Aydin nicht wirklich überzeugend und beeindruckend, dürfte wohl nicht mehr von ihm zu erwarten sein.
© Uwe Betker