Selbstkorrektur-Mechanismen in der modernen Wissenschaft

Von Ingo Bading @ingo_34

Es gibt in der alternativen Öffentlichkeit wenig Vertrauen in die etablierte Wissenschaft. Hier einmal ein Beispiel für die Selbstkorrektur-Mechanismen der etablierten Wissenschaft (1): Man hat gefunden, daß die Ergebnisse sozialwissenschaftlicher, empirischer Studien, die zwischen 2010 und 2015 in den beiden angesehensten Wissenschafts-Zeitschriften der Welt veröffentlicht worden waren, bei der Wiederholung dieser Studien nur in 62 % der Fälle zu denselben Ergebnissen kamen. Wahnsinn.

Das könnte man ja fast eine Bankrott-Erklärung der modernen empirischen Sozialwissenschaften nennen. Ich vermute, daß es darunter auch viele Studien gibt, die ich damals selbst mit großem Interesse zur Kenntnis genommen habe. Übrigens waren die jeweiligen Forscher selbst an der Wiederholung ihrer eigenen Studien beteiligt.

In Online-Umfragen wird festgestellt, daß Studenten und Wissenschaftler im Großen und Ganzen auch voraussagen können, welche der empirischen Studien bei Wiederholung der Datenerhebung zu denselben Ergebnissen kommen ("repliziert werden können") und welche nicht. Intuitiv kann man dafür also schon ein richtiges Gespür haben.

Insgesamt jedenfalls wieder einmal eines der vielen Fälle von Selbstkorrektur-Mechanismen der Wissenschaft. Von diesen gibt es viele und solche sollten doch einmal erneut aufzeigen, daß etwaige großflächige Manipulationsversuche insbesondere hinsichtlich der Erhebung empirischer Daten (weniger in der Interpretation derselben gegenüber der Öffentlichkeit) nirgendwo so schwer sind und nirgendwo so schnell wieder aufgedeckt werden als in der modernen Wissenschaft selbst. Der Wahrheitswille des Menschen ist nicht tot zu kriegen. In der Wissenschaft schauen auch zu viele Augen auf das, was dort geschieht.

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    Servick, K. (2018). Social science studies get a "generous" test. Science, 361(6405), 836-836. doi:10.1126/science.361.6405.836 url to share this paper: http://science.sciencemag.org/content/361/6405/836