Selbstjustiz gegen das Handy-Gebrabbel

Vokabeln kurz im Netz checken, die Matheaufgaben schnell dem Kumpel mailen, weil man selbst nicht weiter weiß: Der Schulleiter eines Salzburger Gymnasiums hatte genug von der Schummelei seiner Schüler per Smartphone. Das Einsammeln der Telefone habe nicht funktioniert: «Die kommen mit zwei Handys, geben das von der Oma ab und behalten ihr Smartphone», sagte er österreichischen Medien.

Für den ordnungsgemäßen Ablauf von Abiturprüfungen im vergangenen Jahr schritt der Lehrer dann zur Selbstjustiz. Er bestellte sich einen Handy-Störsender und stellte ihn auf die Toilette. Im Umkreis von 15 Metern war nun kein Empfang mehr möglich. Doch plötzlich kamen zwei Mitarbeiter des Fernmeldebüros mit Peilgeräten in die Schule, orteten den Störsender und beschlagnahmten ihn.

Der Netzbetreiber habe die Störung bemerkt, so die offizielle Version. Der Schulleiter glaubt aber an Verrat aus den eigenen Schülerreihen. «Eine demütigende Geschichte» sei es gewesen. Weil der Störsender illegal ist, hätte der Schulleiter 4000 Euro bezahlen müssen, schließlich blieb es bei einer Abmahnung.

Handy-Störsender für Privatleute verboten

Wie in Österreich ist die Rechtslage auch in Deutschland und vielen Teilen der EU: Die «Jammer», handygroße Störsender, die durch Störwellen alle Mobilfunksignale im Umkreis von 15 Metern blockieren, dürfen zwar gekauft, aber privat nicht genutzt werden.

Offiziell dürfen mit dem Signalstörer nur Behörden arbeiten. Verschiedene Bundesländer haben in den vergangenen Jahren damit begonnen, ihre Gefängnissen mit den Sendern auszustatten – etwa Nordrhein-Westfalen. In der Freiheit jedoch lässt nur Frankreich die Handystörer zu: Dort dürfen Störsender in Kinos, Theater und bei öffentlichen Veranstaltungen eingesetzt werden.

Für private Freunde der Ruhe bleibt das Internet. Dort gibt es Geräte, die alle Vieltelefonierer im Umkreis von 15 Meter zur Ruhepause zwingt, für rund 200 Euro. Als Einsatzbereiche werden neben Schule, Uni, Bibliotheken, Casinos, Meetings eben auch Bahnfahrten genannt. Auch wenn es illegal ist: Offenbar erfreuen sich die Geräte in Deutschland eines immer größeren Zuspruchs.

«Fantastisch! Ich habe keinen Big-Brother-Effekt mehr»

Wenn Sie demnächst im Zug mal wieder keinen Empfang haben, stürmen Sie nicht gleich wütend auf den nächsten Schaffner zu. Vielleicht sitzt irgendwo in der Umgebung ein Freund der Ruhe. Auf der Webseite eines Anbieters rühmen sich die Ruhefreunde ihrer Siege: «Fantastisch, es funktioniert! Nun habe ich bei der Benutzung (tgl. zirka 2 Stunden) der öffentlichen Verkehrsmittel in meiner näheren Umgebung endlich kein Handy ‹Big Brother-Effekt› mehr» bedankt sich ein euphorischer Dieter.

Und Käufer Erwin ergänzt erfreut, wie beim Test im Zug «drei Personen daraufhin gleichzeitig Probleme beim Telefonieren bekamen». Und zu Hause «kann ich dem Freund meiner Tochter das Surfen mit dem iPhone zur Qual machen», so der Störfreund hämisch.

 


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