Selbstbefreiung – Großer Pfad – Unzerstörbarer Grund (Teil 2)

Wie im vorherigen Blog-Post beschrieben, wurden die Stufen der äußeren Grundlagen bis hin zur Zuflucht als Praxis des Hinayana – der individuellen Befreiung – und dann die Stufe des Mahayana – der Entwicklung der überragenden Geisteshaltung – beschrieben.
Nachdem man nun aus der Weite jenseits von Vorstellungen wieder erscheint, betritt man die Stufen des Vajrayana. Dabei durchläuft man zunächst die Stufen der äußeren Tantras wie dem Kriya-, Charya- und Upatantra.

Reinigung

Selbstbefreiung – Großer Pfad – Unzerstörbarer Grund (Teil 2)Zunächst wird der Geistesstrom von karmischen Samen gereinigt. Dies geschieht durch die Praxis der Vier Kräfte in Verbindung mit Vajrasattva und dem 100-Silben-Mantra.
Die Meditation und Rezitation auf Vajrasattva um ungünstige Umstände, Negativitäten und Behinderungen zu bereinigen. Visualisiere den Wurzel-Lama in Gestalt von Vajrasattva Yab-Yum über dem eigenen Scheitel sitzend. Entwickle Reue und Bedauern wegen der vergangenen Untaten, gelobe nun diese nicht mehr auszuführen, koste es selbst das eigene Leben. Denke, dass ein beständiger Strom von Bodhicitta-Nektar aus der Mantra-Kette in seinem (Vajrasattvas) Herzen herabströmt und alle Negativitäten, Verschleierungen, Fehler und aller Niedergang restlos gereinigt wird. Indem du diese vier wesentlichen Kräfte im Geiste behältst“ führt man die Rezitation des 100-Silben-Mantras aus.
„Nachdem man dies so oft wie möglich rezitiert hat, ist der ganze Körper innen vollständig weiß und man ist vollkommen angefüllt durch diesen beständigen Nektarstrom. Alle Negativitäten, Verdunklungen und Brüche (von Gelübden) sind gereinigt. Indem man sich vorstellt, dass der eigene Körper und Geist von makelloser Wonne durchdrungen sind, ist dies die äußere Art der Reinigung von Verdunklungen. Schließlich mit Eifer und sehnsüchtiger Hingabe“ bittet man den überragenden Beschützer, dass alle Vergehen, Brüche und Fehler, die aus Unwissenheit und Täuschung begangen wurden, bereinigt werden mögen. Vajrasattva gewährt diese Bereinigung und alle Negativitäten und Verdunklungen sind dann bereinigt. Man visualisiert, wie die körperlichen Gebrechen, Krankheiten, Verfehlungen der Rede und Trübungen des Geistes den Körper verlassen, und dass der Körper kristallklar wird.
Anschließend löst sich Vajrasattva selbst in Licht auf und verschmilzt mit einem. Man erkennt, dass alle Phänomene in ihrem eigentlichen Wesen der Ausdruck letztendlicher Reinheit sind.
Danach löst sich Vajrasattva über dem Scheitel in uns selbst auf. Man stellt sich vor, dass man selbst Vajrasattva ist. Alle Erscheinungen, Klänge und Gedanken sind das Spiel von Gottheit, Mantra und Dharmata, während man das Quintessenz-Mantra, dass die innere Art der Reinigung von Verschleierungen ist, rezitiert. Schließlich löst sich die Vorstellung von Gottheit und Mantra in leuchtende klares Sein, dass rein von Anbeginn ist, auf. Dieses Gewahrsein ist die wahre Bedeutung, wenn es heißt, dass Selbstgesicht von Vajrasattva zu erblicken. Dies ist die geheime, unübertreffliche Art der Reinigung von Verdunklungen.“

Ansammlung

Selbstbefreiung – Großer Pfad – Unzerstörbarer Grund (Teil 2)Dann folgt die Ansammlung von konstruktivem Potential, meist als „Verdienst“ bezeichnet. So manchem Menschen mangelt es an diesem konstruktivem Potential und er oder sie wundert sich dann, warum sich bestimmte Dinge im Leben nicht einstellen. Die Praxis des Mandala-Darbringens hat zwei Aspekte: 1) man vollbringt die zwei Ansammlungen – Verdienst und Weisheit (Höchstes Erkennen); und 2) es bereinigt Anhaftung.
„Die Mandala-Opferung um die zwei Ansammlungen, welche vorteilhafte Bedingungen am Pfad schaffen, zu bewirken. Das Feld der Ansammlung wird auf dieselbe Weise wie bei der Zuflucht visualisiert und vor diesem arrangiert man ein Mandala als ein symbolisches Beispiel. Die äußere Art des Opfers ist das 3.000-fache Me Jed-Buddhafeld, dass eine Million Bereiche umfasst. Die innere Art des Opfers sind der eigene Körper, die Aggregate (skandhas), Elemente (dhatus), Sinnesfelder (ayatanas) und der genussvolle Besitz bis hin zu den tugendhaften Ansammlungen der drei Zeiten. Die geheime Art des Opfers ist der leuchtend klare Dharmadhatu, das quintessentielle Vajra-Buddhafeld, die mühelos vollendeten Phänomene der Kayas und Tropfen, deren Selbstnatur nicht messbar ist, die Form aller Dinge, deren letztendliche Natur nicht fassbar ist. Opfere mit Sehnsucht.“ So praktiziert man mit großem Eifer und setzt ausnahmslos alles für den Pfad zur Befreiung ein.
Diese Praxis wird traditionell mit einer Metallplatte und Reis ausgeführt und ist von einer bestimmten Visualisation und Rezitation begleitet. Auf diese Weise praktiziert man mit Körper, Rede und Geist und sammelt an.
Nachdem man diese Opferungen so oft wie möglich gemacht hat, löst sich das Feld der Ansammlung in einen selbst und alle fühlenden Wesen auf. Man hat die Sicht, dass die zwei Ansammlungen vollständig angesammelt wurden.“

Das nächste Mal folgt die Beschreibung der Praxis für die inneren Tantras und für das Beibehalten der reinen Sicht, sowie der Praxis im Alltag. Bleibt also dran!

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