Bei fast jedem zweiten Paar in meiner Paarberatung spielt der Seitensprung oder die Außenbeziehung eine Rolle. Und natürlich stellt sich die Frage, warum Menschen in Beziehungen überhaupt Affären haben? Ich gehe davon aus, dass eine Partnerschaft dann gut funktioniert, wenn beide Partner ihre eigenen Bedürfnisse gut kennen und leben. Und auch über deren Erfüllung miteinander kommunizieren. Das ist schon 70% der Partnerschaftsmiete. Wenn eine Affäre passiert, dann gehe ich davon aus, dass zumindest bei einem der Partner die Bedürfniserfüllung nicht da ist, er aber auch nicht und oft genug darüber geredet hat. Er macht dann einen Umweg über die Affäre, anstatt seine Bedürfnisse mit Konsequenz einzufordern. Eine Konsequenz könnte auch sein, dass man sich trennt. Und hinter dem Nicht-Sagen steckt oft die Angst genau vor diesem Beziehungsabbruch.
Eine Affäre bedeutet immer, dass es schon vorher Probleme gab
Ich kann mir nicht vorstellen, dass es Dinge gibt, die nur ein Mensch mir geben kann. Die meisten Sehnsüchte gerade in Beziehungen sind universell – Geborgenheit, Sicherheit, Nähe, Emotionalität, Verbindlichkeit usw. Und von dieser Prämisse aus gesehen, kann ich weiter davon ausgehen, dass das, was mich aktuell bei meiner Affäre anzieht, ich auch bei meinem Partner finden kann.
Kommen wir zurück zu den Bedürfnissen: Habe ich das, was ich jetzt bei einem anderen Menschen eingefordert? Habe ich es nachdrücklich mit Konsequenz eingefordert? Und letztlich bei einer Nichterfüllung durch meinen Partner dann auch Konsequenzen gezogen? Um sich selbst klar zu werden, hilft es, zu sortieren, welche Dinge universell und welche nur unique von einem bestimmten Menschen gegeben werden können.
Und: Ab und an ist es gut, auch seine Bedürfnisse zu überprüfen – wie realistisch diese sind und ob ich zu deren Erfüllung einen anderen Menschen brauche. Ich helfe Ihnen gerne bei dieser Entdeckungsreise.
Und noch ein kleiner Tipp: Wenn ich merke, dass es mich zu einem anderen Menschen hinzieht, dann könnte ich auch stehenbleiben, durchschnaufen und mir überlegen, was denn in meiner jetzigen Partnerschaft schlecht läuft und geändert werden sollte. Und darauf aufbauend, dies beim anderen einzufordern. Heißt im Klartext: Bevor ich mich auf eine Affäre einlasse, dem anderen und mir noch eine Chance geben. Und – wenn dies nicht mehr möglich ist oder trotz konsequenter Versuche nicht klappt, aus der eigenen Bequemlichkeit rauskommen, mich trennen und in eine neue Partnerschaft gehen. In einer stabilen Partnerschaft, in der beide ihre Bedürfnisse leben können, gibt es meistens keine Affären.