SEINSORIENTIERTE KÖRPERTHERAPIE (188): Wenn sich der Kreis des Mangels schließt ...

Von Vkdberlin

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Die Vignette illustriert, wie die körperlich-seeelische Wechselwirkung in der seinsorientierten Transformation funktioniert. Zunächst wird durch die reale Halterfahrung das kompensatorische Haltesystem der Charakter- und Körperpanzerung desorganisiert. Dies ermöglicht eine Reorganisierung der organismischen Selbststeuerungsfunktionen auf der Seinsebene. Die informelle Lebensenergie kann sich dort und von sich aus neu formieren. Die Herzcode-Informationen des Therapeuten verbinden sich mit der zellulären Ebene des Körpers des Klienten. Sie schließen damit einen aus der Kontinuitätserwartung der frühkindlichen Entwicklungen stammenden Kreis, der bis dahin offengeblieben ist.
Gleichzeitig verändern sich Körper- und Selbstbewusstsein. Dies ermöglichte bei Herrn A. den Abruf der organismisch-zellulären Information des väterlichen Rückhalts. Eine liebevollere Beziehung zu sich selbst zeigte sich als Spiegelung dieses Prozesses auf der Bewusstseinsebene.
Eine solche Veränderung der Selbstbeziehung erweist sich als funktionell identisch mit einer Veränderung der Objektbeziehungen. Sie repräsentiert einen Baustein der Persönlichkeitstransformation.
Herr A. der seit frühester Kindheit vaterlos aufgewachsen ist, zeigte sich geprägt durch deutliche Defizite väterlicher Halterfahrung. Dies zeigte sich in seiner Neigung, sich permanent zu überfordern, unrealistische Ansprüche an sich selbst zu richten, also im »innerseelischen Bürgerkrieg« (siehe dort) zu (über)leben. Durch die organismisch-energetische Erfahrung väterlichen Halts in unseren Sitzungen schloss sich dieser Kreis des Mangels, veränderte zunächst die Selbstwahrnehmung und dann die Selbstbeziehung. Der autoaggressive Charakterzug des Perfektionsanspruchs verblasste mehr und mehr. Stattdessen entwickelte er allmählich einen liebe- und verständnisvoller Umgang mit sich selbst.
Es ist kein Zufall, dass Begriffe wie »Versöhnung«, »Frieden« und »Heimat« in der seinsorientierte Transformation eine größere Rolle spielen als martialische Termini, wie sie sich in der Ausdrucksweise der Vegetotherapie als Urform der Körpertherapie andeuten. Die Sprache Wilhelm Reichs, der einer Generation angehörte, welche die Erfahrungen des Weltkriegs prägte, und diejenige, die sich mit dem Machen und den Machern auch im therapeutischen Kontext idenfiiziert, präsentiert sich martialisch («Widerstand durchbrechen«, «Panzer durchdringen«).
Die Stimme des Seins offenbart sich als Ausdruck von Bindung, Verbindung, als Intonation des Kernselbst. Die (Körper-)Sprache des Seins enthüllt sich in Schönheit und Klarheit als Sprache des Herzens. Sie weist auf einen Weg, der zu den Wurzeln unserer Existenz zurückführt: Zum Wunder jenes Augenblicks der Liebe aus dem Herzcode zweier Menschen, aus dem wir, was auch immer dann geschah, am Anfang entstanden und den wir ein Leben lang in uns tragen.
(Fortsetzung folgt)