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Die seinsorientierte Selbstbeziehung, die sich aus solchen Erfahrungen herausschält, unterscheidet sich von den durch Leistung, Anspruch und Erwartung geprägten Selbstbildern des Menschen, dem »narzisstischen Ego«. In diesem Transformationsprozess lässt sich beobachten, wie die inneren Ressourcen einer Selbstbemutterung und Selbstbevaterung nicht nur eine neue Haltung zur eigenen Person, sondern auch zu anderen Menschen auslösen.An die Stelle des »innerseelischen Bürgerkriegs« (ISB) tritt die Versöhnung mit diesen Teilaspekten der Persönlichkeit und ihren bioenergetischen Repräsentatanten. Diese Versöhnung bedeutet Frieden in der eigenen körperseelischen Existenz des Menschen, d. h. die Fähigkeit einer Selbstversöhnung. Damit wird das Fundament einer Selbststruktur geboren, die sich mit Begriffen wie »Heimat« oder »Heimat in sich selbst« beschreiben lässt. Die Bindung an und die Verbindung mit dieser Selbststruktur korrigiert und ergänzt die Ichstruktur als Träger der Selbst- und der Objektbeziehungen.
Das »Ich« wächst zum Protagonisten der Körperseele und des Kernselbst, der Stimme des Herzens, heran. Es korrigiert das narzisstische Konstrukt aus den phantasierten Blicken der Anderen. Eine Gestalt, das auf verzerrte Weise nach Liebe und Anerkennung lechzt, weil es nur zu dieser Art des Liebens fähig ist.
Selbstregulierungsmechanismen, die ihre Quelle in Herzcode-Informationen, Gefühlsleben und »innerem Kind« besitzen, steuern und erweitern die Aufgaben des Ich-Bewusstseins. Das Seelenleben kann sich in anderer Weise mit der äußeren Realität verbinden.
Die Beziehung zur inneren Wahrheit der Körperseele verändert das Verhältnis zu Körper, Körperlichkeit und ihren energetischen Vorgängen. Bio-emotionale Informationen, Intuition, Instinkt und die Stimme des Herzens lassen sich ergänzend und als Korrektiv in die Realitätswahrnehmung einbeziehen. Zellinformationen, die, wie wir sahen, den Herzcode-Informationen entsprechen, werden zur Quelle veränderter Selbst- und Weltwahrnehmung.
Herr A., ein Student in der Abschlussphase seines Psychologiestudiums, litt unter frei flottierender Prüfungsangst und entwickelte tiefgehende Zweifel, ob er der Herausforderung gewachsen sein würde. Dazu litt er unter ausgeprägten Schlafstörungen, verbunden mit dem Hang zu zwanghaften Grübeleien.
Eine lange Sequenz väterlicher Haltearbeit ermöglichte es schrittweise, die Halterfahrung auf organismisch-zellulärer Ebene zu verankern und schließlich abrufbar zu machen. Es versetzte ihn in die Lage, in angstauslösenden Situationen die »haltenden Hände« des Therapeuten als Symbol des Gehaltenwerdens durch den »guten Vater« organismisch und seelisch in seinem Rücken abzurufen. Also sie auch dann zu spüren, wenn sie real nicht vorhanden waren. Dies ermöglichte ihm, mit verändertem Körperbewusstsein und einer neuen Haltung zu sich selbst und gegenüber der Welt den Herausforderungen der Prüfungen erfolgreich zu stellen.
(Fortsetzung folgt)