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"Du hast nur meine Stirn berührt, da schmolz er auch schon hin, der harte Mann ..." (Francois Villon)Das Phänomen des »inneren Polizisten« haben wir bereits an anderer Stelle erörtert. Wir erinnern uns, dass die Instanz des »inneren Polizisten« dazu dient, zwei fundamentale organismische Prozesse zu kontrollieren: die genitale Hingabe und die Öffnung des Herzens. Ihre Einheit und Vereinigung entfaltet die Wahrhaftigkeit von Liebe. Ihr Getrenntsein von eineinander und ihre Spaltung inszenieren den Schein, die Illusion, die leere Form.
Der innere Polizist hat also die vornehmste Aufgabe, Impulse der wahrhaftigen Liebe zu kontrollieren. Er ermittelt, stellt Strafzettel aus oder sorgt im unerträglichsten Fall dafür, dass das wahre Selbst eingesperrt und verbannt wird.
Sobald sich im Bereich der genitalen Hingabe und der Öffnung des Herzens deutliche Impulse zeigen, tritt dieser «innere Polizist« in Erscheinung. Körperlich geht damit eine sichtbare Anspannung im Stirnbereich einher, in den Denk- und Verhaltensmustern werden all jene charaktertypischen Abwehr- und Widerstandsmuster in Gang gesetzt, welche die Hingabeimpulse verhindern.( In diesem Sinne kann jeder einzelne Charaktertypus als spezifisches Abwehrmuster gegen die genitale Hingabe und die Öffnung des Herzens interpretiert werden.)
Auf diesem Hintergrund interpretieren wir die körpertherapeutische Herz-Stirn-Verbindung als energetische Reorganisierung der Energieströme zwischen Herz und Stirn, zwischen Herz- und Augensegment. Dabei wird eine Hand auf das Herz des Klienten, der dabei auf dem Rücken liegt, die andere Hand auf der Stirn des Klienten in unmittelbarer Nähe der Augenbrauen platziert.
So banal diese Beschreibung auf den ersten Blick anmutet, so intim kann sie vom Klienten erlebt werden, wenn eine solche Berührung über einen längeren Zeitraum beibehalten wird. Widerstands- und Abwehrmuster, die hier spontan auftreten, sind willkommen und werden mit Vorrang bearbeitet.
All das, was Hingabe und (Ver)Bindung zwischen diesen Polaritäten verhindert, wird so bearbeitet, körpertherapeutisch und verbal. Am Ende steht idealtypischerweise der Friedensschluss im »innerseelischen Bürgerkrieg« (siehe meine früheren Ausführungen zu diesem Thema), der einhergeht mit einem tiefen Gefühl von Frieden, Heimat und Stille.
Entscheidend auf Seiten des Therapeuten sind dabei seine Kontaktfähigkeit und die Qualität seines Kontakts. Wie bereits ausgeführt, basiert dieser auf den Prinzipien von Zuwendung, Einstimmung und Gefühlsanklang und auf der dialogischen Qualität der Berührung. So entstehen Voraussetzungen für eine wachsende (Ver)Bindung von Gehirn und Herz, Ich und Selbst, Ego und Liebe.
(Fortsetzung folgt)